Die Formel 1 hat mal wieder einen echten Transfer-Hammer. Daniel Ricciardo zu Renault schlug in der vergangenen Woche ein wie eine Bombe. Es kam zu einem Zeitpunkt, als alle mit einer Vertragsverlängerung mit Red Bull rechneten. Und nun Renault. Die richtige Entscheidung?

Kann sein, dass die Entscheidung für Daniel Ricciardo persönlich richtig ist. Aber nicht, weil er mit Renault erfolgreicher sein wird, als er das mit Red Bull wäre. Auch wenn der Honda-Motor 2019 ein Rohrkrepierer sein sollte: Renault schneller als Red Bull? Dafür fehlt mir schlicht die Vorstellungskraft.

Sicherlich, das Reglement ändert sich ein wenig. Aber es sind die blanken Ressourcen, die mich daran zweifeln lassen. Auch wenn Renault massiv in das Werksteam investiert, auf das aktuelle Red-Bull-Niveau wird Renault nicht kommen.

Für 2021 steht noch alles in den Sternen. Eine Budgetgrenze soll kommen. Wieso sollte Renault jetzt noch voll investieren? Bestenfalls kommt man den Top-Teams 2020 ansatzweise nahe und dann muss man auch schon wieder abrüsten. Das macht keinen Sinn.

Nein, Red Bull wird die nächsten Jahre sportlich die bessere Variante bleiben. Warum es sich für Ricciardo dennoch persönlich auszahlen könnte? Nein, ich meine nicht finanziell. Der Knackpunkt ist der teaminterne Kampf.

Teamintern sieht es für den Australier 2018 doch recht ordentlich aus, oder? Auf den ersten Blick ja. Aber: Im Normalfall war Verstappen auch in dieser Saison schneller. Seine Aussetzer täuschen beim Blick auf den Punktestand über diese Tatsache hinweg.

Ricciardo zu Renault! Ein Fehler? - Formel 1 2018: (10:37 Min.)

Ricciardo entgeht diese Tatsache natürlich nicht. Ihm entgeht auch die Tatsache nicht, dass Verstappen Red Bulls Prinz ist, der nur noch auf seine Krönung wartet. Teamintern hat Ricciardo ein schweres Standing.

Ricciardo geht Verstappen aus dem Weg: Lieber good statt great

Genau deshalb könnte es für seinen persönlichen Karriereverlauf besser sein, von Red Bull wegzugehen. Ein Fahrer, der im Schatten von Max Verstappen steht, ist kein absoluter Top-Fahrer. Es geht um den Unterschied zwischen gut und großartig. Noch steht Ricciardo nicht im Schatten von Verstappen - aber nur, weil der Niederländer selbst dafür verantwortlich ist.

Auch bei Renault wartet mit Nico Hülkenberg kein Nasenbohrer auf Ricciardo. Aber die teaminterne Aufgabe ist lösbarer. Für Ricciardo schien das Konstrukt aus Red Bull und Verstappen offenbar unlösbar.

Doch genau diese Herausforderung hätte er meiner Meinung nach suchen sollen. Wie heißt es bei Fußballweltmeisterschaften immer so schön? Wer Weltmeister werden will, muss alle schlagen. Das gilt, so denke ich, auch für die Formel 1. Bei Red Bull hätte er ein ganz großer werden können, bei Renault kann er seine Karriere etwas leichter retten.