Die dem Max-Verstappen-Hype verfallenen Niederlande kommen einem Formel-1-Rennen immer näher. Der Promoter der MotoGP-Rennstrecke in Assen arbeitet mit Hochdruck an der Austragung eines Heimspiels für den Motorsport-Nationalhelden des Landes. Und das Vorhaben könnte schon in naher Zukunft realisiert werden, denn der TT Circuit soll bereits startklar für das Holland-Comeback der Königsklasse sein.

"Die Rennstrecke ist so gut wie bereit", erklärte Assen-Promoter Lee van Dam gegenüber dem Dagblad van het Noorden. Ursprünglich war der Grand Prix für 2020 oder 2021 anvisiert. Laut van Dam ist das nach wie vor der Plan. Doch angesichts der Fan-Massen die für Verstappen zu Tausenden nach Hockenheim oder Spielberg pilgern, scheint es nicht ganz ausgeschlossen, dass Liberty Media kurzfristig auf den Verstappen-Train aufspringen will.

"Wenn wir eine Anfrage erhalten schon 2019 ein Rennen zu organisieren, dann ist das auch machbar", stellt van Dam die Rückkehr der Niederlande in den Formel-1-Kalender schon für die kommende Saison in Aussicht. Schon im vergangenen Winter erhielt die Rennstrecke von einer FIA-Delegation rund um Rennleiter Charlie Whiting bis auf wenige Details grünes Licht. Lediglich kleine Anpassungen an den Kerbs und den Streckenbegrenzungen wurden gefordert.

Assen sicher: Anforderungen von FIA und Liberty Media kein Problem

Zuletzt waren die Vermarkter aus Assen im Rahmen des Großen Preis von Deutschland am Hockenheimring zu Gast, um Gespräche mit der Liberty Media zu führen. "Sie haben noch einmal zusätzliche Anforderungen", erklärte van Dam. "Die Boxen sind ihnen etwas zu klein, aber wir haben bereits eine Lösung um den Platz dort zu verdoppeln. Es sind keine unüberwindbaren Dinge. Andernfalls hätten wir die Zusage der FIA zuvor sowieso nicht erhalten."

Die Verantwortlichen von Liberty hatten bei einer Stippvisite am MotoGP-Wochenende in Assen außerdem Zweifel geäußert, dass der Traditionskurs aus der Motorrad-Weltmeisterschaft für die Formel 1 etwas zu winklig sein könnte. "Die Überholmöglichkeiten waren für sie ein Problem", so van Dam, der diesbezüglich aber längst eine Lösung in der Pipeline hat.

Die besonders enge als Strubben bekannte Kurve fünf soll für die Formel 1 verbreitert werden. Die darauffolgende Veenslang-Gerade wird außerdem nicht in der für die MotoGP besonders spektakulären Rechts-Links-Kombination der Kurven sechs und sieben münden. Sie soll verlängert und die Passage umfahren werden, um in Kurve acht eine Ausbremsmöglichkeit zu generieren.

Für den angedachten Umbau wurde Hermann Tilke kontaktiert. "Selbst Charlie Whiting hat Vorschläge gemacht. Es sieht jetzt alles gut aus", ist van Dam hinsichtlich der Showtauglichkeit seiner Anlage für die Formel 1 optimistisch. In den kommenden Wochen wird sich eine Gruppe der FOM sich noch einmal vor Ort ein Bild des TT Circuits machen, zusammen mit einem technischen Komitee. Wenn hier ebenfalls die Freigabe erfolgt, sind laut van Dam die größten Hürden überwunden.

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Assen-Finanzierung soll bereits stehen: Mehrere Investoren interessiert

Eine andere und die vielleicht wichtigste Hürde glaubt der TT Circuit bereits überwunden zu haben. "Wir sind auch finanziell involviert", so der Promoter-Chef weiter, der zusammen mit dem ehemaligen TT-Vorstand Jos Vaessen und dem ehemaligen Stadtrat Theo Verdegem die Netherlands Grand Prix Foundation ins Leben gerufen hat. Zusammen mit dem Vorstand der Rennstrecke, der Provinz und der Gemeinde soll die Rückkehr des Grand Prix realisiert werden.

Das Antrittsgeld soll sich auf 20 Millionen Euro belaufen. Van Dam ist jedoch unbesorgt. "Mehrere Parteien haben bereits eine Finanzierung angeboten", erklärte er. Die Verhandlungen sollen mit einem britischen Investor bereits weit fortgeschritten sein, doch auch wenn kein Deal zustande kommt soll es gut aussehen: "Selbst ohne diesen Investor kommen wir klar, denn zwei niederländische Investoren sind ebenfalls interessiert."

Assen gegenüber Miami & Co. im Vorteil? Sind besser aufgestellt

Bleibt noch die Frage, wie die Niederlande ihren Platz im vollgepackten Formel-1-Kalender finden wollen. Mit Interessenten wie Kopenhagen, Miami oder auch Vietnam sind gleich mehrere potentielle Austragungsorte heiß darauf, den Kalender zu bereichern. Hinzu kommt der Hockenheimring, der nach dem erfolgreichen F1-Wochenende 2018 ebenfalls wieder bessere Chancen sieht auch kommendes Jahr mit von der Partie zu sein.

"Der nächste Schritt liegt dann nicht mehr in unserer Hand, da müssen wir abwarten", so van Dam. Was die Neubewerbungen auf einen Grand Prix angeht sieht er Assen aber in der besten Position. "Es gibt viele Bewerbungen, aber ich denke nicht, dass viele von ihnen konkrete Optionen sind, die so gut aufgestellt sind wie wir. Wir haben schon die Rennstrecke und sind finanziell beteiligt. Es gibt schon 60.000 Sitzplätze", so van Dam, der auch um die anderen Qualitäten seiner Anlage weiß.

"Es gibt 28.000 Parkplätze, wir liegen nur 20 Minuten von der deutschen Grenze entfernt und haben mit dem Flughafen Groningen-Eelde auch einen eigenen Flughafen in der Umgebung", glaubt er, dass auch die Infrastruktur rund um Assen die Position für den ersten Grand Prix in den Niederlanden seit 1985 stärkt. "Ich denke, wir haben ein sehr anständiges Gesamtpaket."