Valtteri Bottas war am Sonntag nach dem Großen Preis von Ungarn 2018 untröstlich. Während Teamkollege Lewis Hamilton seinen fünften Saisonsieg feierte, rutschte er gegen Rennende nach Kollisionen mit Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo vom zweiten auf den fünften Platz ab. Eine von Teamchef Toto Wolff als Lob gedachte Aussage kam bei Bottas angesichts all des Frusts gar nicht gut an.

"Es ist ein bittersüßes Gefühl. Valtteri hätte ein Podium verdient, denn er war wirklich ein sensationeller Wingman", hatte Wolff am Sonntagnachmittag seine Enttäuschung über den Ausgang von Bottas' Rennen zum Ausdruck gebracht und dabei gleichzeitig die Arbeit des Finnen gewürdigt, welche Lewis Hamilton bis zu einem gewissen Grad den Weg zum Sieg ebnete.

Bottas hatte Vettel und Räikkönen fast das ganze Rennen über auf den Positionen drei und vier in Schach gehalten und Hamilton dadurch ermöglicht, sich sein Rennen an der Spitze ohne Druck von Ferrari einzuteilen. Das Kompliment des Teamchefs kam bei Bottas aber zunächst nicht als solches an.

Bottas erste Reaktion: Wingman tut weh

"Zunächst einmal: Wingman tut weh", quittierte Bottas die Aussage Wolffs gegenüber den TV-Mikrofonen mit Enttäuschung. "Und zweitens sehe ich in diesem Rennen nichts Positives für mich. Ich wollte ein besseres Ergebnis." Toto Wolff glättete die Wogen noch am Abend und stellte die Angelegenheit klar.

"So geraten Dinge die nicht von Angesicht zu Angesicht gesagt werden komplett außer Kontrolle und werden verdreht", so der Österreicher." In diesem Rennen, nach der ersten Runde als Zweiter, war es das perfekte Wingman-Rennen - und das meine ich nicht in Bezug auf die Weltmeisterschaft, denn wir haben keine Nummer eins und keine Nummer zwei."

Wolff: Ungarn 2018 war Bottas' bestes Rennen für Mercedes

"Es ging nur darum, wie er gefahren ist. Aus meiner Sicht war es sein bestes Rennen bisher mit Mercedes." Wolff zeigte sich beeindruckt davon, wie Bottas das Ferrari-Duo hinter sich hielt als sein Reifen schon deutlich älter war. "Der Reifen hatte über 50 Runden auf dem Buckel und war komplett tot", so Wolff.

"Wir waren überrascht, dass er Sebastian und Kimi für 25 Runden oder so hinter sich halten konnte und wussten, dass die letzten fünf Runden kritisch sein würden." Die Aufregung über den Begriff Wingman konnte Wolff nachvollziehen: "Vielleicht sagt ihr, dass ihm das Wort Wingman nicht gerecht wird? Er fuhr ein sensationelles Rennen und half Lewis in gewisser Weise, seine Führung auszubauen."

Bottas relativiert Reaktion: War enttäuscht und sah alles negativ

Bottas bezog gleich darauf auf Twitter Stellung. "Einige Berichte wurden aus dem Kontext gerissen", so der Finne. "Ich habe kein Meeting mit den Chefs einberufen, weil Toto gesagt hat, dass ich in diesem Rennen der perfekte Wingman war. Dazu besteht keine Notwendigkeit." Seine erste Reaktion auf Wolffs Aussage sei außerdem auch der Situation geschuldet.

"Ich war enttäuscht über mein Ergebnis und habe in diesem Moment alles sehr negativ gesehen. Ich weiß, wie er es gemeint hat. Und er hätte dasselbe über Lewis gesagt, wenn er in derselben Situation gewesen wäre und so ein Rennen gehabt hätte. Wir sind gleichgestellt und ich vertraue dem Team da zu 100 Prozent."

Was eine mögliche Nummer zwei Rolle im WM-Kampf Hamiltons angeht ist sich Bottas aber auch bewusst, dass diese ihn früher oder später wohl treffen wird. "Wir müssen das nach dem Rennen besprechen. Wir haben jetzt mehr als die Hälfte der Saison um, und der Punkteabstand ist groß. Das Team wird sicherlich an einem Punkt eine Entscheidung treffen."