Verkehrte Welt in der Formel 1: Im Qualifying zum Ungarn GP 2018 wirbelt der Regen das Kräfteverhältnis in der F1 völlig durcheinander. Aber so, wie niemand erwartet hatte. Eigentlich war Ferrari die dominante Kraft der ersten Sessions auf dem Hungaroring, Red Bull hatte zuvor im Training trotz hoher Erwartungen auf dem kurvenreichen Kurs keine Chance.

Im Regen sollte das dann aber eine ganz klare Nummer werden, Red Bull endlich der Durchbruch glücken, dachten nicht wenige Experten. Falsch gedacht. Plötzlich war es völlig paradox Mercedes, das den Job im Nassen am besten machte. Und Red Bull, das komplett enttäuschte. Allein Regenguru Max Verstappen nur auf P7 - hinter einem Renault und einen Toro Rosso auch noch - hätte gereicht, von einem Debakel zu sprechen.

Ricciardo über Q1-Zitterpartie: Dachten, reicht mit Soft

Doch Daniel Ricciardo setzte dem fast wörtlich zu nehmendem Absaufen Red Bulls in der Qualifikation in Budapest die Krone auf. Der Australier flog schon im Q2 im hohen Bogen raus, startet das Rennen morgen nur von Platz 12 der Startaufstellung. Dabei muss man sogar fast noch von Glück sprechen, dass Ricciardo zuvor überhaupt Q1 überstanden hatte. Erst im letzten Moment hangelte sich der Honeybadger in die zweite Runde.

Doch wie konnte all das passieren? Der Reihe nach: Q1. Ricciardo erstaunte bei noch halbwegs trockener Strecke, fuhr als einziger mit den Soft-Reifen - und war damit chancenlos. Die Erklärung: "Wir hätten mit Ultrasoft fahren können, aber wir dachten wir schaffen es auch so noch", sagt Ricciardo. "Wir wollten Ultrasofts für Q2 und Q3 sparen und sind deshalb mit Soft gefahren. Denn wir gingen zu dem Zeitpunkt noch davon aus, dass es trocken bleiben würde."

Ricciardo: Stroll-Dreher hat einzige Chance zerstört

Im Nachhinein hätte man es natürlich anders gemacht, sich für den Ultrasoft entschieden, um sich die Zitterpartie zu ersparen. "Das war dann doch einfach zu eng. Wir haben uns einfach an unseren Plan gehalten und es wurde enger als wir wollten", so Ricciardo über die Nicht-Reaktion des sonst so smarten und reaktionsschnellen Red Bull auf die veränderten Bedingungen im Ungarn-Qualifying.

Und im Q2? Wieso fuhren Red Bull, insbesondere Ricciardo der Musik abermals hinterher? "Der Regen setzte ein und der Erste auf der Strecke bekam so einfach die beste Strecke, dann wurde es schlechter und schlechter, deshalb musstest du die erste Runde hinbekommen. Aber Stroll hat sich vor mir gedreht, sodass ich diese Runde abbrechen musste", verteidigt sich Ricciardo.

Danach habe er keine Chance mehr für eine Verbesserung gehabt. "Die nächste Runde war für Intermediates schon zu nass, im letzten Sektor ging es nur noch ums Überleben. Wir mussten als den Regenreifen aufziehen, aber die Strecke war dann einfach nicht mehr wie am Anfang. Die erste Runde musste heute sitzen, aber da war eben der Kerl da vor mir", schildert Ricciardo.

Deshalb sei es unter dem Strich einfach Pech gewesen - wenngleich Ricciardo durchaus noch anmerkt, sein Red Bull habe dieses Mal im Regen einfach nicht den nötigen Grip aufgewiesen. "Ich vermute, dass das mit den Reifen und Temperaturen zusammenhing", so Ricciardo über das für manch einen bei Red Bull sicher selbst schon peinliche Ergebnis.

Nicht nur Pech: Red Bull fehlte im Regen Grip

"Das Timing war aber auch etwas falsch, vor allem lag es jedoch einfach am Pech. Das war heute die Hauptursache", so Ricciardo. Für das Rennen entgeht dem Australier durch das komplett nasse Qualifying nun auch noch der Vorteil, die Reifen frei wählen zu dürfen. Das können die Top-10 nun auch. "Morgen werde ich mit Startplatz 12 ein schweres Rennen vor mir haben", fürchtet Ricciardo deshalb.

Ob von derart weit hinten nicht sowieso schon alles sinnlos sei, er nach dem neuerlichen Motorschaden in Hockenheim, vielleicht die Gelegenheit nutzen sollte, eine komplett frische Power Unit einzubauen? Ricciardo graut es nur: "Davon hatte ich jetzt wirklich genug!"