Die Spatzen pfeifen es schon länger von den Dächern, doch nun scheint es richtig ernst um Force India zu stehen. Der Formel-1-Rennstall steht derzeit unmittelbar davor, Insolvenz anzumelden. Um die Insolvenz noch abzuwenden, braucht Force India eine Geldspritze.

Das Problem: Die Zeit drängt. Die Zeit drängt aus zwei Gründen: Erstens stapeln sich die Rechnungen weiter. Die finanzielle Lage ist so angespannt, dass sich die Insolvenz nur noch wenige Tage verhindern lässt. Auf der anderen Seite ist das aktuelle Tagesgeschäft in der Entwicklung betroffen.

Jeden Tag, den es so weitergeht, verliert Force India weiter im Entwicklungsrennen. "Hoffentlich wird das bald gelöst sein und wir können wieder zum normalen Tagesgeschehen übergehen. Wir sind in dieser kritischen Phase, die vielleicht noch ein oder zwei Wochen dauert", gesteht Force India Boss Otmar Szafnauer.

Kauft sich Stroll bei Force India ein?

Für Force India stellen sich nur zwei Fragen: Kommt das Geld und wenn ja, woher kommt das Geld? Wird die erste Frage mit 'nein' beantwortet, sieht es zappenduster aus. Kommt das Geld, wird die Zukunft des Teams maßgeblich davon abhängen, woher das Geld kommt.

Tatsächlich gibt es einige Interessenten. Unter anderem soll Hauptsponsor BWT daran interessiert sein, in das Team zu investieren. Erstmals gab es diese Überlegungen schon vor einem Jahr, wie Motorsport-Magazin.com damals berichtete.

Aber auch aus einem anderen Lager könnte Force India Millionen erhalten: Lawrence Stroll. Es ist kein Geheimnis, dass der Milliardär und Vater von Lance Stroll ist bei Williams alles andere als glücklich ist. Der Kanadier sucht längst nach einer Alternative für seinen Sohn.

Einen Platz hätte man für Lance Stroll jedenfalls. Sergio Perez hat seinen Vertrag noch nicht verlängert, darum will man sich bei Force India in der Sommerpause kümmern. Esteban Ocon hat zwar noch einen Vertrag mit Force India, doch Renault hat Interesse angemeldet. Mercedes würde den eigenen Junior wohl sogar gerne dort sehen.

Im Zweifel will Force India Ocon keine Steine in den Weg legen. Aber Szafnauer kündigte schon an: "Ich bin mir sicher, dass Toto [Wolff] überzeugende Argumente haben wird..." Die Überzeugungsarbeit könnte ein Preisnachlass bei den Motoren bedeuten. Außerdem hat Mercedes mit George Russell noch einen weiteren vielversprechenden Junior, der bereits für Force India testete.

Team ohne Paydriver? Force India hat keine Wahl

Allerdings droht Force India dann genau das Schicksal, das man die letzten Jahre erfolgreich verhindert hatte. Im Gegensatz zu einigen Konkurrenten begab man sich nicht in die Abhängigkeit von Bezahlfahrern. Nun liegt es aber nicht mehr in der Entscheidungsgewalt des Teams.

Die Situation hat sich jedoch grundlegend geändert, weil Vijay Mallya, der noch immer 42,5 Prozent am Rennstall hält, längst nicht mehr am Wohle des Teams interessiert ist. Über ein komplexes Firmenkonstrukt, so hört man, soll der einstige Bierbaron Geld aus dem Team ziehen und deshalb maßgeblich für die aktuellen Lage verantwortlich sein.