Wer es gut meint mit McLaren, der bezeichnet das Team aus Woking in der Formel 1 Saison 2018 als Enttäuschung. Die Wortwahl könnte durchaus härter ausfallen. Nachdem Fernando Alonso den Rennstall zu Saisonbeginn mit Können und Glück im Alleingang auf Rang vier hielt, spiegeln die Ergebnisse mehr und mehr das wahre Potential des MCL33 wider.

Vor dem Ungarn GP auf dem Hungaroring ist McLaren auf den siebten Platz in der Konstrukteursweltmeisterschaft abgerutscht. Auch das beim Spanien GP groß angekündigte Upgrade konnte nicht helfen. Im Gegenteil: Seit Barcelona kam ein McLaren nie über Rang acht im Rennen hinaus, Stoffel Vandoorne punktete seither gar nicht mehr und die Q1-Pleiten häufen sich ebenfalls.

Damit soll in Ungarn endlich Schluss sein. An den letzten Rennwochenenden opferte McLaren stets das 1. Training und schraubte Experimental-Teile ans Auto. "Dafür sind wir jetzt an dem Punkt, an dem wir die Lehren daraus gezogen haben und davon profitieren", sagte Alonso am Donnerstag auf dem Hungaroring.

Alonso: 70 Prozent Performance kommt erst 2019

"Auch hier wollen wir im 1. Training wieder so viel wie möglich lernen, aber es wird etwas normaler", verspricht der Spanier am Ort seines ersten Formel-1-Erfolgs. Doch bis sich die Erkenntnisse der letzten Freitage auch in Ergebnisse widerspiegeln werden, wird noch einiges Wasser durch die Kettenbrücke die Donau hinablaufen. "60 bis 70 Prozent werden wir erst im nächsten Jahr sehen", glaubt Alonso.

Die Teile brauchen viel Vorlaufzeit, dazu sind auch konzeptionelle Änderungen nötig. Für 2018 rentiert sich das längst nicht mehr. "Aber ich sehe eine klare und leuchtende Zukunft", freut sich Alonso. Ob er da überhaupt noch beim Team sein wird?

Auch in Ungarn lässt der zweifache Formel-1-Weltmeister diese Frage offen. "Das steht nach dem Sommer an", wiegelt er ab. Einen Indycar-Test wird es aber mangels Zeit nicht mehr geben. Alonsos Formel-1-freie Wochenenden sind mit Langstreckenweltmeisterschaft und Kartrennen ausgebucht.

Doch die nahe Zukunft verspricht zumindest etwas Positives. Auf dem Papier sollte der McLaren auf dem Hungaroring wieder deutlich besser funktionieren. "Es geht aber um die relative Performance", wirft Alonso ein. "Renault ist in langsamen Kurven gut, Haas ist überall gut. Dafür hat aber vielleicht Force India etwas mehr Probleme."

Alonso zerstört und rettet Vandoorne

Das Ziel ist klar. "Q3 und Punkte mit beiden Autos", sagt der Spanier. 'Beide Autos' ist ein gutes Stichwort. In der Fahrerwertung demontiert Alonso mit 40 zu 8 Punkten seinen Teamkollegen regelrecht.

Zuletzt nahm er aber Vandoorne selbst in Schutz und erklärte, dass etwas mit dem Auto seines Teamkollegen nicht stimme. Seit Silverstone hat der Belgier enorme Probleme. "Ich war in jeder einzelnen Session seither Letzter. Es fehlt Grip", klagt er.

Vandoorne erhält in Ungarn neues Chassis

Nachdem alle erdenklichen Teile gewechselt wurden und keine Abhilfe schafften, greift McLaren in Ungarn zum letzten Mittel. Vandoorne erhält ein neues Monocoque. Beim zweiten Rennen eines back-to-back-Wochenendes keine einfache Aufgabe.

Doch Vandoorne bestand auf den Wechsel. "Ich habe dem Team Druck gemacht, denn wir waren an einem Punkt, an dem wir alles versucht hatten. Es blieb nur noch das Chassis. Das Team hat es ernst genommen", berichtet das einstige Supertalent, das nun um seine Formel-1-Zukunft fürchten muss.

"Ich hatte aber keine Zweifel an mir", stellt Vandoorne fest. "Du beginnst über alles nachzudenken. Aber da ich in keiner einzigen Kurve mit Fernando mitgekommen bin, war die Sache klar." Das in Ungarn eingesetzte Chassis ist übrigens nicht fabrikneu, sondern wurde schon einmal eingesetzt. "Und aus dem alten baue ich einen Simulator", scherzt Vandoorne.