Das Mittelfeld-Rennen der Formel 1 in Hockenheim hatte viele Wendungen und einiges an Chaos aufzubieten, nicht zuletzt dank Nieselregen und dem Crash von Sebastian Vettel. Am Ende waren es wieder einmal Nico Hülkenberg und Renault, die mit Platz 5 die meisten Punkte machten. Während Force India im Nieselregen einen kühlen Kopf behielt, verspielte Haas im Regen-Wetter wieder Punkte.

Hülkenberg: Keine verrückteren Bedingungen? Schade

In der trockenen Anfangsphase in Hockenheim zeichnete sich zuerst ein Zweikampf zwischen Haas und Renault ab. Kevin Magnussen gab das Tempo vor, Nico Hülkenberg versuchte dahinter Schritt zu halten. Aber Magnussen kontrollierte die Lücke, bis der Regen kam. Bei schmierigen Streckenverhältnissen zeigte Hülkenberg groß auf, holte Magnussen ein und ging in Runde 49 schließlich vorbei.

"Es war schwierig da draußen, das Auto auf der Strecke zu halten, aber ich mag diese Bedingungen und habe gleich aufgeholt", so Hülkenberg nach dem Rennen. Gerne hätte er noch mehr Regen gehabt - schließlich ist er als Regen-Könner bekannt: "Noch verrücktere Bedingungen wären nett gewesen, aber wir nehmen was wir kriegen. Wir haben die richtigen Entscheidungen getroffen, deshalb haben wir Platz 5 verdient."

Hülkenberg: Trotz falscher Reifen glücklicher Gewinner beim Safety Car

Perfekt waren die Entscheidungen von Renault in Hockenheim aber nicht. Nachdem Sebastian Vettel seinen Ferrari im Kiesbett parkte, brach hinter dem Safety Car das große Chaos aus. Renault und Haas kamen an die Box, um auf Intermediates zu wechseln. Ein Fehler. Die beiden Force Indias und Marcus Ericsson vertrauten auf ihre Slicks und blieben auf der Strecke - die richtige Entscheidung.

Noch während der Safety-Car-Phase lies der Regen nach und zwang Renault und Haas nach nur vier Runden an die Box, um die nutzlosen Intermediates wieder gegen Slicks zu tauschen. Trotzdem blieb Hülkenberg als Einziger vor Force India. Er hatte nämlich Glück gehabt: Vettel hatte ihn erst in der Runde vor dem Crash überrundet, damit konnte sich Hülkenberg nach dem Crash sofort zurückrunden. Seine Gegner im Mittelfeld waren da jedoch schon von Bottas, Räikkönen und Hamilton überrundet worden.

Daher fand sich Hülkenberg unter dem Safety Car als einziger in einer Runde mit den Führenden und mit einem guten Vorsprung wieder. Er konnte sich als einziger zwei Stopps unter dem Safety Car leisten und verlor trotzdem den fünften Platz nicht. Beim Neustart lag er dann mit neuen Reifen vor den Force Indias. Haas und Carlos Sainz hatten diesen Luxus nicht und fielen hinter beide Force Indias, hinter Marcus Ericsson und sogar noch hinter Brendon Hartley zurück.

Force India: Gewinner im Regen-Poker, nie an Slicks gezweifelt

Force India machte beim einsetzenden Regen in Hockenheim dafür alles richtig. Da wäre womöglich noch mehr als die Plätze 7 und 8 gegangen, hätte man nicht vorher alles falsch gemacht. Esteban Ocon startete nach miserablem Qualifying von weit hinten, und Sergio Perez wurde im Rennen zuerst Opfer eines langsamen Boxenstopps und drehte sich dann beim Überrunden ins Gras.

Aber Force India blieb bei einsetzendem Regen auf Slicks draußen, und ging so mühelos an der Konkurrenz vorbei, als die unter dem Safety Car gleich zwei Mal an die Box kam. "Ich musste die Situation jede Runde neu einschätzen, je nachdem wie viel Regen ich am Visier hatte, und wählte meine Bremspunkte entsprechend. Aber wir hatten nie Zweifel daran, draußen zu bleiben", erklärt Esteban Ocon. Belohnung waren Punkte für beide Piloten, jetzt liegt Force India in der Konstrukteurs-WM gleichauf mit Haas.

Haas: Punkte im Regen versenkt, spätes Grosjean-Comeback

Der Start in den Hockenheim-GP verlief für Haas, besonders für Kevin Magnussen, hervorragend. Er kontrollierte die Pace im Mittelfeld, aber dann kam der Nieselregen und von da an lief es nicht mehr so richtig. Im Regen war Hülkenberg schneller, und mit Intermediates traf man unter dem Safety Car die falsche Reifenwahl.

Romain Grosjean konnte sich zum Schluss aber freuen. Mit neuen Slicks lieferte er sich in den letzten Runden einen harten Kampf mit den Force Indias und konnte beide überholen. "Wir kamen auf Slicks zurück, und ich hatte wahnsinnigen Spaß in diesen letzten Runden", beschreibt es Grosjean, am Ende stand Platz 6 zu Buche. Bei Magnussen ging nichts mehr, er kam nicht mehr in die Top 10 zurück.

Alonso, Sainz, Leclerc: Die großen Verlierer in Hockenheim

Bleibt nur noch ein Blick auf die Verlierer von Hockenheim. Fernando Alonso und Charles Leclerc wechselten bei einsetzendem Regen sofort auf Intermediates - viel, viel zu früh. Sie mussten sich noch vor dem Safety Car wieder Slicks holen, damit war das Rennen vorbei. Leclerc konnte noch durch einen spektakulären 360-Grad-Dreher auf sich aufmerksam machen, aber Stil-Punkte sind keine echten Punkte.

Carlos Sainz wäre im Kampf um die letzten Punkte mit Ericsson und Brendon Hartley dabei gewesen. Aber hinter dem Safety Car verloren entweder er oder Renault den Überblick. Sainz überholte kurz Ericsson und kassierte dafür eine 10-Sekunden-Strafe, flog damit aus den Punkten raus. Alonso stellte zum Schluss seinen McLaren mit Getriebe-Problemen ab.

WM-Stand: Haas stagniert, Renault zieht weg

Die Aufholjagd von Haas in der Team-Wertung kommt somit auch in Hockenheim nicht in Gang. Wieder betreibt man nur Schadensbegrenzung, während Renault mit Nico Hülkenberg opportunistisch abstaubt. In der Team-WM steigt der Vorsprung von Renault auf 21 Punkte an, Haas kann sich trotz besserem Auto nicht von Force India und McLaren lösen.

In der Fahrer-WM hat Nico Hülkenberg nun 12 Punkte Vorsprung auf Alonso, der trotz McLaren-Problemen weiterhin vor sämtlichen Haas- und Force-India-Piloten rangiert.