Kommt der Regen oder kommt er nicht? Beim Deutschland GP, dem elften Rennen der Formel-1-Saison 2018, eine Dauerbrenner-Fragen während des gesamten Grands Prix. Vor allem daran interessiert: Red Bull Racing. Früh im Rennen hatten sich immerhin alle Erwartungen bestätigt: Ferrari und Mercedes waren in Hockenheim eine Nummer zu groß für die Bullen.

Einzig in den ersten beiden Runden vermochte Max Verstappen noch etwas Druck auf Kimi Räikkönen auszuüben. Das war es dann. Daniel Ricciardo, wegen einer Motorenstrafe als vorletzter gestartet, hatte bei seiner Aufholjagd ebenfalls sehr zu kämpfen. Deutlich mehr jedenfalls als Lewis Hamilton im Mercedes, wenngleich Ricciardo mit dem Medium-Reifen auch über stumpfere Waffen verfügte.

Daniel Ricciardo: Erst Motorenstrafe, dann Motorschaden

Doch machte der Australier aus eigener Sicht angesichts dessen seine Sache noch recht gut, lag nach 23 Runden schließlich auch auf P6, hatte also alle bis auf die fünf anderen Topfahrer aufgeschnupft, musste allerdings noch an die Box. Doch dazu sollte es erst gar nicht kommen. Unfassbar aber war: Mit der Motorenstrafe gestartet ereilte den Australier gleich der nächsten Motorschaden. Erste Diagnose: Offenbar gab ein Zylinders des V6-Hybrid-Renaults den Geist auf.

"In Runde 29 hörte ich etwas Seltsames als ich in Kurve sechs runtergeschaltet habe. Sobald ich dann aus der Kurve rausbeschleunigt habe, habe ich Leistung verloren und der Motor hörte sich richtig krank an. Es war wieder irgendein Motorschaden, was nach der Strafe heute nur noch frustrierender war", klagt Ricciardo über seinen nächsten Technik-Horror und Ausfall.

Max Verstappen: Red Bull zockt bei ersten Regentropfen

"Aber gut, das ist Racing. Allerdings denke ich, dass ich diese Saison zu oft in dieser Situation war. Es schmerzt, jedes Mal wieder!" Teamchef Christian Horner leidet mit seinem Fahrer: "Leider versagte in Runde 29 Daniels Motor, was gerade mit den Strafen, die es für heute sowieso schon gab, umso enttäuschender war."

Somit blieb Red Bull nur noch ein Eisen im Feuer: Max Verstappen. Und das schien wenig später plötzlich richtig glühen zu können als in Runde 44 die ersten Regentropfen auf den Hockenheimring niederprasselten. Red-Bull-Wetter! Karten neu gemischt. Jetzt sogar Siegchancen? Immerhin gilt auch Verstappen selbst noch als großer Regengott.

Red Bulls Teamchef Horner: Zockerei ging schief, war es aber wert

Doch kämpfte auch der Youngster erst einmal auf den feuchten Stellen mit Trockenreifen. "Ich hatte in Kurve sechs einen kleinen Rutscher als es zum ersten Mal zu regnen begonnen hatte", schildert der Niederländer selbst. Das führte jedoch zu einem fatalen Fehler seitens Verstappen und Red Bull.

"Max war auf eine Einstopp-Strategie auf P4 als es angefangen hat zu regnen. Weil ein paar Autos weit gingen, Max eingeschlossen, haben wir entschieden, zu zocken und in auf Intermediates zu nehmen", schildert Teamchef Horner. "Leider hat es nicht genug geregnet, sodass der Inter nahezu weggebrannt ist und Max wieder stoppen musste. Wir hatten von hinten keine Bedrohung, deshalb war es die Zockerei wert, aber es hat sich nicht ausgezahlt."

Verstappen selbst sieht es ähnlich: Konnte man schon machen. "Es war wegen der späten Wetteränderungen ein harter Tag, um Entscheidungen zu fällen", verteidigt er den Reifenpoker. "Leider hat es nicht genug geregnet. Manchmal klappen solche Entscheidungen eben, manchmal nicht", so Verstappen.

Oft genug hatte Red Bull mit ähnlichen, antizyklischen Ideen in der Vergangenheit, auch 2018 schon, richtig gelegen. "Insgesamt kam der Regen aber etwas zu spät. Sonst hätten wir vielleicht mehr ausrichten können", so Verstappen.

Jetzt hofft Red Bull auf Ungarn

"Nach so einem chaotischen Rennen ist der vierte Platz für mich aber ein gutes Ergebnis. Das Auto fühlte sich das ganze Rennen über stark an", lobt der Niederländer seinen RB14. Einzig der Motor sei es eben wieder gewesen, so Verstappen einmal mehr. In Ungarn hofft er deshalb in einer Woche schon auf deutlich bessere Chancen.

Der Hungaroring zählt bekanntlich alles andere als zu den Powerstrecken des F1-Kalenders. Einzig für Ricciardo könnte es nun auch dort schlecht aussehen. Unbedingt wollte man die Motorenstrafe dort vermeiden, nahm sie deshalb in Hockenheim. Droht jetzt gleich die nächste?