"Keine große Sache, kann jedem Mal passieren." So schnell hat Charles Leclerc den Fehler seines Alfa Sauber Romeo F1 Teams beim Boxenstopp im vergangenen Rennen in Silverstone abgehakt. Der Patzer hatte den Monegassen die sechsten Punkte im siebten Rennen gekostet. Genau diese Statistik ist dann auch der Grund dafür, warum Leclerc den Ausfall so gelassen nimmt.

Mit Sauber ist er in der Formel-1-Saison 2018 nämlich, für einige Beobachter unerwartet, in einer extrem guten Position, kämpft inzwischen regelmäßig nicht nur um Punkte, sondern auch den Q3-Einzug.

Charles Leclerc mahnt: Sauber hat überperformt

Trotzdem ist er noch immer nicht überzeugt, dass er es mit dem C37 jedes Mal in die Top-10 schaffen, als Motorsport-Magazin.com den Ferrari-Junior auch am Donnerstag in Hockenheim wieder fragt. Inzwischen längst ein Running Gag.

"Ich denke allerdings schon, dass wir das Potential haben", lenkt Leclerc jedoch ein. "Aber ich denke auch, dass wir in den letzten Rennen einfach einen extrem guten Job gemacht haben während andere Teams insbesondere mit der Hitze zu kämpfen hatten. Da scheinen wir wiederum besonders stark zu sein."

Sauber in Hockenheim mit härteren Zeiten

Genau das sagt auch der Wetterbericht für den Deutschland GP vorher. Perfekte Ausgangslage also für Sauber? "Hoffentlich sind wir wieder stark. Das Ziel sind Punkte, hoffentlich werden wir nicht enttäuscht", so Leclerc. Denn trotz der Wetterprognose sieht der Youngster einen möglichen Nachteil: das Streckenlayout. "Könnte uns etwas weniger liegen als Silverstone", meint Leclerc. "Da waren wir ja extrem konkurrenzfähig."

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem Deutschland GP (07:51 Min.)

Doch gibt sich der Formel-1-Pilot dennoch zuversichtlich. Immerhin bringt Sauber in Hockenheim erneut ein Upgrade. "Wir haben hier wieder neue Teile am Auto, vielleicht können wir damit einen Schritt nach vorne machen und sind dann genauso stark wie in Silverstone", hofft Leclerc.

Schwächen? Leclerc sieht bei Sauber nur eine grundlegende

Grundsätzlich brauche Sauber nämlich nur genau das: eine stärkere Basis. "Es geht einfach nur um reinen Abtrieb insgesamt. Das grundlegende Potential kann man erhöhen", so Leclerc über die aus seiner Sicht einzige Sauber-Schwäche. "Aber das gegenwärtige Potential schöpfen wir voll aus", ergänzt er über die größte Stärke.

Dazu geht Leclerc genauer ins Detail, verrät, was Sauber 2018 plötzlich so stark gemacht hat. "Ich denke, die Stärken ändern sich jedes Wochenende", scherzt er zunächst noch. "Vor Silverstone haben wir gesagt, die langsamen Kurven sind vielleicht unsere Stärke. Dann hatten wir aber in Silverstone unser bisher vielleicht stärkstes Wochenende. Also sind wir vielleicht auch bei Highspeed stark!"

Stärken? Sauber findet immer perfekte Balance für Leclerc

Dann das wahre Sauber-Geheimnis aus Sicht des Ferrari-Juniors: "Unsere Stärke, die sich nicht verändert hat, ist, dass das Team extrem gut darin ist, immer exakt das Ziel in Sachen Balance zu treffen. Und genau die Balance hinzubekommen, um die ich die Ingenieure bitte. Darin sind sie sehr, sehr gut. Das macht das Auto wie ich es haben will. Das hilft sehr viel, denn das gibt Vertrauen, sodass ich genau weiß, wo das Limit des Autos liegt. Das ist wichtig. Und noch dazu gibt es einem das als Fahrer das Gefühl, das dir zugehört wird."

Sofort zu Saisonstart funktionierte das bei Sauber allerdings noch nicht. Verantwortlich war jedoch nicht nur Leclercs Eingewöhnungsphase als Rookie. Wie Leclerc verrät, half eine glückliche Fügung im Rennkalender kräftig mit: der frühe Baku-Termin. "Wenn du auf einen Straßenkurs kommst, machst du immer eine stabilere Balance, um bei den nahen Mauern schneller Vertrauen zu gewinnen. Das haben wir gemacht und dabei habe ich erkannt, dass das auch die Balance war, die mir generell gefällt", schildert Leclerc.

Baku als Gamechanger

"Vor Baku war das Auto sehr unvorhersehbar, es war sehr leicht. Dann hatten wir stabileres Auto, das hat mir sehr geholfen", berichtet Leclerc über eine mechanische Änderung in Aserbaidschan.

Doch heißt Saubers größtes Ass am Ende nicht Leclerc selbst? Rennwochenende für Rennwochenende wird der Ferrari-Junior mit positiven Schlagzeilen und Lorbeeren nur so überhäuft. Er selbst brüstet sich damit allerdings nicht. Ganz im Gegenteil. Charles Leclerc sieht eigentlich nur das Negative ans sich selbst. "Ich war immer ein wenig so. Ich denke, dass ich so schneller wachse. Das ist wichtig für mich", erklärt er seine für viele fast schon paradox selbstkritische Einstellung.