Robert Kubica zählt ohne jeden Zweifel zu jenem erlauchten Kreis von Typen im Fahrerlager der Formel 1, die ganz besondere Emotionen hervorrufen. Fans hat der Pole wie Sand am Meer. Sein Fanklub reist mit dem aktuellen Reservefahrer von Williams um die Welt, macht selbst aus Testfahrten eine große Party.

Talent hat Kubica vielleicht noch mehr. Jüngst bezeichnete ihn etwa wieder Nico Rosberg als den vielleicht talentiertesten Piloten im ganzen Paddock. Zuletzt arbeitete der Pole bekanntlich an einem unfassbaren Comeback. Doch bislang ging es schief. Weder bei Renault noch Williams wusste Kubica abschließend zu überzeugen - oder es gab andere, wichtigere Argumente, die das wohl größte F1-Comeback nach Michael Schumacher 2010, verhinderten.

Kubica packt aus: Wäre 2012 Ferrari gefahren

Doch schwebt über allem eben noch immer diese eine Frage: Was wäre gewesen, wenn? Was wäre gewesen, wenn Robert Kubica 2011 bei der Rallye Ronde di Andora eben nicht so fatal verunfallt wäre, durch den Crash beinahe einen Arm verloren hätte? Was wäre gewesen, wenn Kubica der Formel 1 deshalb nicht auf Jahre den Rücken hätte kehren müssen, einfach weitergefahren wäre?

Viele sahen den Polen als sicheren Weltmeister. Vielleicht wäre das sogar schneller möglich geworden, als viele jedoch dachten. Denn jetzt enthüllt Robert Kubica, was manch eine ohnehin schon gerne einmal als Gerücht in die Welt gesetzt hatte, erstmals auch selbst: Er will, damals noch Renault-Pilot, für die Saison 2012 bereits einen Vertrag bei Ferrari unterschrieben haben.

Kubica: Unfall wegen Ferrari nicht noch schlimmer

"Ja", beantwortet der Pole im neuen offiziellen F1-Podcast 'Beyond The Grid' hundertprozentig eindeutig die entsprechende Nachfrage, ob er bei Ferrari als Teamkollege für Fernando Alonso in der Saison 2012 unterschrieben habe. In Maranello hätte er dann zwar weniger verdient als bei Renault, doch sei etwas anderes eben viel entscheidender gewesen.

Was? Wie bei allen: Die ganz besondere Mythos von Ferrari. Das erste Ziel sei immer, in die F1 zu kommen. "Das zweite ist dann, dich in der F1 zu etablieren, sodass du eine hohe Wertschätzung genießt, eine gute Anerkennung hast. Und das ist schwieriger, als nur in die F1 zu kommen." Und drittens: "Du gewinnst eine Weltmeisterschaft - oder wirst Ferrari-Fahrer."

Kubica: Rallye war nicht nur aus Spaß

Kubica weiter: "Ich habe keine WM gewonnen, am Ende bin ich auch kein Ferrari-Fahrer geworden. Aber ich war sehr nah dran." Diese verpasste größte aller Chancen machte für den Polen seine Entscheidung, überhaupt parallel zur F1 noch Rallye zu fahren, jedoch nicht schlimmer. Zumindest damals. Erst heute schmerze das zusätzlich.

"Meine ganze Erholungsphase war damals in den ersten 16 bis 18 Monaten einfach so hart, dass es nicht weh getan hat", so Kubica. Es sei schon schmerzhaft genug gewesen, überhaupt nicht mehr Formel 1 zu fahren. Ob dann auch noch Ferrari, sei sekundär gewesen.

Kubica: Dank Rallye an F1-Skills gefeilt

Vorwürfe, seine Formel-1-Karriere durch sein Rallye-Abenteuer weggeworfen zu haben, macht sich Robert Kubica ebenso nicht. Ganz im Gegenteil. Er sei überhaupt nur wegen der Formel 1 nur Rallye gefahren. "Ich habe etwas außerhalb der Formel 1 gesucht, das mich zu einem besseren Formel 1 fahren machen kann", erklärt Kubica. Ganz ähnlich also wie heute auch ein Fernando Alonso über seine Abstecher nach Le Mans und Indy500 spricht.

"Ich wollte Dinge lernen, die die anderen Fahrer, gegen die ich gefahren bin, nicht hatten. Und ich denke noch immer, dass ich dank des Rallyefahrens - was ich da noch in sehr geringem Maß getan habe - schon in manchen Bedingungen und unter manchen Umständen mehr Punkte geholt habe als ich 2010 geholt hätte wenn ich es nicht getan hätte", schildert Kubica weitere Details.

Kubica: Preis war am Ende aber zu hoch

Etwa sei er so sensibler für das Auto geworden. "Viele Male habe ich nicht für Intermediates gestoppt, sondern bin auf Slicks geblieben. Alle anderen kamen rein und so habe ich massiv viele Plätze gewonnen. Solche Dinge siehst du nicht. Nur du kannst das bewerten und verstehen, weil du so feinfühlig am Lenkrad bist. Nur der Fahrer kann wissen, was er braucht", so Kubica.

"Aber es stimmt schon, dass ich einen großen Preis gezahlt habe - und ihn noch immer bezahle. Aber es war eben nicht nur aus Spaß. Da steckte schon etwas dahinter. Aber ich habe nie darüber gesprochen", erklärt der Pole, sein Geheimnis damals schlicht nicht verraten zu wollen. Er sei aber überzeugt, so ein kompletterer Fahrer geworden zu sein.

"Und dieses Streben, noch besser zu werden … Ich war nicht zufrieden damit, so gut wie ich war. Ich wollte mehr. Ich dachte, dass Rallyefahren mit das geben würde. Und es gab es mir auch – das Problem ist, dass ich dafür einen zu hohen Preis gezahlt habe."