Das Fahrerkarussell für die Formel-1-Saison 2019 dreht sich kurz vor der Sommerpause immer noch in langsamer Fahrt. Weder bei den Top-Teams von Mercedes, Ferrari und Red Bull noch im Mittelfeld hat es eine Bestätigung für die Fahrerpaarung im kommenden Jahr gegeben. Renault zählt zu den Teams, bei denen immerhin schon ein Pilot fix ist. Der andere bereitet dem Team dafür Kopfzerbrechen.

Während Nico Hülkenberg 2019 in das dritte Jahr seines Vertrages mit den Franzosen geht, sitzt Teamkollege Carlos Sainz zwischen den Stühlen. Der Spanier wurde von Red Bull nur für ein Jahr ausgeliehen. Die Zwickmühle für Renault und Sainz: Red Bull ist mit Wunschkandidat Daniel Ricciardo noch nicht zu einer Einigung für 2019 gelangt. Und solange die Fahrerfrage bei den Österreichern nicht geklärt ist, ist Sainz patt gesetzt.

"Sie sind beide unsere Fahrer. Unsere Priorität ist natürlich, einen Weg zu finden Daniel zu halten", so Red-Bull-Teamchef Christian Horner, der Sainz solange Ungewissheit herrscht in der Hinterhand behalten will. Sollte Ricciardo nicht verlängern, ist der Renault-Pilot die erste Wahl. "Wir haben einen talentierten Fahrer in unserem Kader, den wir an Cyril (Abiteboul, Anm. d. Red) ausgeliehen haben." Der scharrt allerdings schon mit den Hufen.

"Wir werden nicht ewig auf die Entscheidung von Ricciardo und Red Bull warten", mahnte Renault-Teamchef Abiteboul kürzlich in der französischen Zeitung L'Équipe und erhöhte den Druck: "Entweder die Sache mit Carlos kann schnell geregelt werden, denn er ist angesichts seiner Leistungen für uns eine ernsthafte Option für nächstes Jahr, oder wir werden Alternativen in Erwägung ziehen."

Sainz: Red Bulls Deal mit Honda ändert für mich nichts

Verständlich, dass dem Franzosen die durch Ricciardos Verhandlungen blockierte Verlängerung von Sainz Unbehagen bereitet. "Das mit Carlos ist natürlich eine sehr spezielle Situation für uns, da er nur ausgeliehen ist. Wir müssen jetzt darauf aufpassen, wie sich die Fahrerfrage bei Red Bull entwickelt und welche kollateralen Folgen das für uns haben kann", so Abiteboul.

Mit Sainz erhielt er 2018 nach einem langen Tauziehen seinen Wunschfahrer. Möglich wurde der Handel durch die Verbindung zwischen Red Bull und Renault. "Carlos wurde uns wegen des Stühlerückens letztes Jahr ausgeliehen, es war Teil der Vereinbarung", verweist Abiteboul auf den Wechsel Toro Rossos von Renault zu Honda. Ab 2019 ist der Bund zwischen Red Bull und Renault und damit auch die Basis des Sainz-Deals ganz Geschichte, denn auch das A-Team wird mit Honda-Power starten.

"Ich denke nicht, dass es irgendetwas an meiner Zukunft ändert. Letztes Jahr hat der Motorenvertrag Einfluss auf meine Zukunft gehabt, aber dieses Jahr hängt sie nicht davon ab", erklärte Sainz gegenüber Motorsport-Magazin.com. Er weiß, dass Ricciardos Entscheidung diesmal der entscheidende Faktor für seine Zukunft sein kann. "In gewisser Weise ist das so", räumte Sainz ein. Andererseits hängt seiner Ansicht nach längst nicht alles von der Vertragssituation des Fahrerkollegen ab.

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Sainz: Red Bull hat die Option auf mich

"Red Bull sind diejenigen, die eine Option auf mich haben. Und von dieser Option hängt es für mich ab", so der 23-Jährige. Doch wo will Red Bull mit ihm hin, wenn Verstappen und Ricciardo die Cockpits blockieren? 2017 hatte er sich entschieden gegen ein viertes Jahr beim Juniorteam Toro Rosso ausgesprochen. Seine Förderer kamen dem Wunsch nach und ermöglichten ihm den Wechsel zu Renault. Wenn Red Bull die Option für nach 2018 zieht, scheint eine Rückkehr zum B-Team damit ausgeschlossen.

Ein Verbleib Ricciardos bei Red Bull hieße im Umkehrschluss, dass Sainz in Zukunft nicht mehr an seine Förderer gebunden wäre und ein vollwertiger Renault-Pilot werden könnte. Dieses Szenario haben er und die Red-Bull-Bosse aber noch nicht behandelt. "Ich spreche immer noch mit Red Bull, wie ich es in der Vergangenheit auch tat. Die Beziehung zu Helmut (Marko, Anm. d. Red.) und Christian ist immer noch sehr eng. Aber was meine Zukunft angeht, haben noch keine Gespräche stattgefunden", so Sainz.

Alonso zurück zu Renault? Teamchef will nur langfristige Zusammenarbeit

Was Ricciardos Zukunft angeht wird eine Verlängerung bei Red Bull in diesen Wochen immer wahrscheinlicher. Sollte es wider Erwarten nicht dazu kommen, wäre Renault aufgeschmissen. Alternativen zu Sainz sind rar gesät. Esteban Ocon wird seitdem er 2016 als Testfahrer an die Franzosen ausgeliehen wurde immer wieder als Renault-Kandidat gehandelt, ist aber nach wie vor Mercedes-Junior und von seinen Förderern bei Force India bestens untergebracht.

Fernando Alonso ist ein weiterer Name, der regelmäßig mit Renault in Verbindung gebracht wird. Schließlich ist er der letzte und bisher einzige Renault-Weltmeister und hatte zwischen 2003-2006 sowie 2008-2009 schon zwei Amtszeiten beim Team. "Wir haben viel Respekt vor Fernando, aber wir sind mehr an Fahrern interessiert, die langfristig bei uns bleiben wollen", so Abiteboul gegenüber der spanischen Marca.

Alonso ist bei McLaren seit 2015 zum Hinterherfahren verdammt und würde Woking für konkurrenzfähiges Material wohl ohne mit der Wimper zu zucken verlassen. Andererseits müsste er auch bei Renault erst Aufbauarbeit leisten. Und angesichts seines Alters von 37 Jahren ist ungewiss, wie lange er noch in der Formel 1 fahren wird. "Wir könnten natürlich zu einer Einigung mit Alonso kommen, aber für nur ein Jahr würde es keinen Sinn machen", so Abiteboul.