Wenn Daniel Ricciardo die Königsfigur auf dem Fahrermarkt der Formel 1 ist, dann ist Lewis Hamilton der Kaiser. Alle warten auf die Entscheidung des Weltmeisters. Macht er mit Mercedes weiter? Hört er auf? Wechselt er wider Erwarten das Team?

Am meisten für all diese Fragen interessieren dürfte sich König Ricciardo. Der Australier hat seinen Stift noch immer auf kein Papier in Milton Keynes gesetzt. "Ich habe ihn noch in der Tasche. Aber er wird bald rauskommen", sagt Ricciardo.

Ricciardo scherzt: Unterschreibe einfach irgendwo

Auch, um auf einem neuen Vertrag bei Red Bull Racing die entscheidenden Linien zu führen? Oder doch woanders? "Ich werde einfach irgendwo unterschreiben", scherzt Ricciardo. Nachdem das Thema die Formel 1 jetzt bereits seit Monaten, nein schon mehr als einem halben Jahr, auf Trab hält, müsste sich inzwischen aber doch zumindest einmal etwas verändert haben.

Hat es offenbar auch, wenngleich nicht konkret. Zumindest bestätigten zuletzt die Verantwortlichen im Stall der Bullen, Dr. Helmut Marko und Christian Horner immer wieder Fortschritte, aber eben keinen Vollzug in den Verhandlungen mit Ricciardo. Der will offenbar wirklich warten, bis bei Mercedes und Ferrari wirklich alles klar ist.

Ricciardo: Noch sind andere Türen offen

Doch eigentlich glaubt er inzwischen selbst nicht mehr daran, wie Ricciardo jetzt in Silverstone verriet. "Es scheint jetzt wahrscheinlicher, dass ich bleibe. Aber es ist nichts unterschrieben. Es müssen nur ein paar letzte Dinge ausgeräumt werden", so Ricciardo. "Aber es ist eben noch nicht jede Tür geschlossen", schiebt er jedoch nach.

Aber: "Es ist jetzt immer wahrscheinlicher, dass die anderen Top-Teams bei ihren Line-Ups bleiben. Es ist nicht Fakt, aber man kann es zwischen den Zeilen lesen", berichtet Ricciardo. Eine doch einigermaßen überraschende Aussage, soll diversen Berichten zufolge gerade bei Ferrari doch so gar nichts bleiben wie es ist. Manch einer sieht Charles Leclerc sogar schon fix als Ersatz für Kimi Räikkönen.

Daniel Ricciardo sieht Mercedes- & Ferrari-Chancen verbaut

Doch für Ricciardo wäre das in letzter Konsequenz auch egal - das Cockpit wäre so oder so besetzt. Bei Mercedes unterdessen wartet so gut wie jeder nur noch auf die Finale Bekanntgabe eine Verlängerung mit Hamilton und Bottas. Ricciardo fehlen somit die Alternativen. Dabei wurde er zuletzt auch noch mit Renault und McLaren in Verbindung gebracht.

Daran hat der Honeybadger aber kein Interesse. "Wenn es Red Bull nicht geben würde, sind das (Ferrari, Mercedes, Anm. d. Red.) die attraktivsten Optionen. Wenn das nicht möglich ist, dann ist es schwer, mich zu überzeugen, dass etwas anderes besser wäre. Ich hoffe, ich liege mit meinen Annahmen da richtig …"

Red Bull: McLaren und Renault werfen Ricciardo zurück

Für Teamchef Horner ist das ganz klar der Fall. Der Brite will Ricciardo einen potentiellen Stimmungsumschwung auch in diese beiden Richtungen austreiben. "Es gibt von beiden Seiten die Absicht, weiterzukommen. Wir wollten sowieso erst die Sache mit dem Motor klären. Das ist sie jetzt. Und lasst uns nicht vergessen, dass er in einem Auto sitzt, dass in den letzten Paar Grands Prix diese Autos hier zu unserer Linken überrundet hat", so Horner in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Renault- und McLaren-Verantwortlichen.

"Deshalb wäre es eine ziemlich mutige Entscheidung, aus einem Auto, mit dem er dieses Jahr schon zwei Grands Prix gewonnen hat, auszusteigen. Ich wäre überrascht, wenn er geht, denn es passt gut zwischen ihm und Red Bull", so Horner.

Welches Detail fehlt noch?

Doch worum geht es nun in den noch letzten offenen Detailfragen? Vermutlich um das liebe Geld. Jedenfalls kaum um den Status im Team. Vertraglich zugesicherter Teamleader? Mit einem wiedererstarkten Max Verstappen (43:22 Punkte im Triple-Header) erstens nicht mehr vorstellbar. Zweitens lehnt Ricciardo ohnehin ab. "Ich will das nicht. Ich brauche das nicht. Seit Monaco fährt Max echt gut, aber ich denke, dass dieser große Unterschied seit Monaco einfach eine richtige Erschütterung war", sagt Ricciardo etwas kryptisch.

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Gemeint sind sein doppelt gebrochener Frontflügel in Le Castellet und sein technisch bedingter Ausfall in Spielberg. Hinzu kommen Safety-Car-Pech und ein DRS-Fehler in Silverstone. "Das ist einfach Pech", erklärt Ricciardo seine Sicht auf die Trendwende im Teamduell. "Und das kotzt mich an."

Allerdings unterlag der Australier auch im Qualifying-Duell jedes Mal. Ricciardo scherzt: "Ich habe Max seit Monaco nicht geschlagen. Ich versuche langsam zu fahren, um sie wieder nachdenken zu lassen", weicht Ricciardo mit einem Scherz aus. Mit "sie" sind Ferrari und Mercedes gemeint, die nach dem zuvor ja noch so starken Ricciardo vielleicht auch etwas Angst vor einem Alphatier-Eklat im Team haben könnten.

Geschlaucht hat Australier der Triple-Header aber ganz offensichtlich. Nicht nur physisch, auch sportlich. Ricciardo: "Ich freue mich jetzt echt mal darauf, dass Auto eine Woche stehenzulassen, es über sich selbst nachdenken zu lassen und in Deutschland stärker zurückzukommen. Vielleicht habe ich ja etwas Falsches zum Auto gesagt."