Ist das bitter für das Alfa Romeo Sauber F1 Team. Beim Großbritannien GP liegen beide Piloten aussichtsreich platziert, als zwei dumme Zwischenfälle erst Charles Leclerc, dann Marcus Ericsson ein starkes Ergebnis, das vielleicht sogar beste Resultat der ohnehin schon starken Schweizer Formel-1-Saison 2018, kosten.

Zuerst erwischt es nach 18 Runden den Ferrari-Junior. Charles Leclerc steuert die Box zum Reifenwechsel an, Undercut gegen Nico Hülkenberg, der das Rennen in Silverstone am Ende als Sechster, Best of the Rest hinter Mercedes, Ferrari und Red Bull beendet. Doch bei zuletzt so fixen Crew geht etwas schief. Weniger Meter nach der Boxenausfahrt muss der Monegasse seinen C37-Ferrari abstellen. Unsafe Release. 5000 Euro Strafe für die Hinwiler.

Charles Leclerc: Den Hülkenberg hätte ich gekriegt

"Es war bis zu dem Boxenstopp ein sehr gutes Rennen. Wir haben die letzten Rennen zwei Mal die besten Stopps des Rennens gemacht, einmal waren wir Zweiter. Wir sind da sehr konstant", sagt Leclerc, stellt sich vor seine Truppe. "Aber wenn du immer am Limit bist passieren manchmal eben auch Fehler."

Bitter sei es, keine Frage. "Es war sehr schade, wir kämpften um P6. Nico wurde ja Sechter und unser Undercut funktionierte ganz gut. Aber das passiert, wir werden stärker zurückkommen." Ein Sieg über Hülkenberg und Renault hätte für Leclerc und Sauber somit den Status des besten Mittelfeld-Teams gebracht. "Und ich denke, wir hätten ihn mit der Strategie gekriegt. Wir hätten auf den neuen Reifen viel gewonnen", meint Leclerc.

Sauber-Stärke in Silverstone überrascht selbst Leclerc

Das sei für das Team eine extrem gute Nachricht. "Wir haben hier eigentlich erwartet, auf jeden Fall zu kämpfen zu haben. Wir dachten, dass es die schlimmste Strecke für uns sein würde. Aber dann waren wir wieder so extrem konkurrenzfähig und konnten Druck machen", erklärt Leclerc.

Genauso deshalb sei er unter dem Strich sogar mehr gut gelaunt als enttäuscht über das verpasste Ergebnis. "Ich nehme nur das Positive mit. Es war eine der besten Performance des ganzen Jahres Wir waren kurz davor, Best of the Rest zu sein. Speziell im Qualifying schon so nah an Haas dran zu sein …", so Leclerc zu Motorsport-Magazin.com.

Leclerc verrät: Das macht Sauber so gut

"Was das reine Potential angeht, sind wir zwar noch etwas hinterher. Aber unser Auto ist sehr gut zu fahren und wir sind immer voll im Fenster, haben eine gute Balance. Da haben die anderen mehr Probleme. Wenn sie die aber treffen, haben wir Schwierigkeiten. Wenn wir den Level des Autos insgesamt verbessern, dann kommen noch bessere Ergebnisse", ergänzt Leclerc. Das werde allerdings schwierig. Leclerc: "Sonst kämpfen wir bald ja noch mit Red Bull!"

Charles Leclerc erlebte jedoch nicht allein ein bittersüßes Wochenende in Silverstone. Für Marcus Ericsson endete das Rennen ebenfalls überaus unerfreulich – im Reifenstapel. In Kurve 32 war der Schwede in Kurve eins spektakulär mit ausbrechendem Heck abgeflogen. Die Bilder zeigten einen offenen Heckflügel. Das ist 2018 in Kurve eins erlaubt, doch speziell bei den Mittelfeldteams eigentlich nicht möglich. Dazu reicht der Abtrieb nicht.

Marcus Ericsson crasht wegen DRS: 1:1-Kopie des Grosjean-Unfalls

Schon im Training hatte Romain Grosjean diese harte Erfahrung machen müssen. Ericsson kopierte dessen Vorfall nun eins zu eins. Nicht nur die Kurve und der Grund waren gleich, auch was zum DRS-Abflug führte, stimmt offenbar überein.

"Ich habe erst gedacht, dass es einen Defekt gab. Ich war überzeugt. Aber der Knopf (zur Aktivierung des DRS, Anm. d. Red.) ist hinter meinem Lenkrad und die Ecke dort ist sehr wellig auf der Strecke. Ich denke, ich habe den Knopf nicht getroffen", berichtet Ericsson. Genau das hatte auch Grosjean erklärt.

"Vielleicht brauchen wir auf Strecken wie diesen einen größeren Knopf oder so etwas, damit das nicht wieder passiert. Denn wenn du einlenkst mit offenem DRS bist du nur noch Passagier." Doch ganz ausgeschlossen ist auch ein technisches Versagen noch nicht. Wie Ericsson erklärt, befand er sich direkt in Verfolgung von Sergio Perez und Pierre Gasly.

"Dann willst du das DRS natürlich so spät wie möglich ausschalten und wieder so früh wie möglich aktivieren, um so nah dran zu bleiben wie möglich", sagt Ericsson zwar zunächst. Das klingt eher nach überambitioniert, Fahrerfehler. Doch auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com, ob Kurve eins selbst mit geschlossenem Flügel für Sauber in Dirty Air voll gehe, antwortet verneint der Schwede.

Technischer Defekt nicht ausgeschlossen

"Wir müssen etwas lupfen. Deshalb müssen wir schauen, warum es nicht automatisch geschlossen hat. Dann wäre der Unfall nicht passiert", erklärt Ericsson. Tatsächlich schließt der Heckflügel in der Formel 1 nicht nur manuell, sondern eben auch bei jedem Bremsvorgang oder schon einem Lupfer auf dem Gaspedal.

Für Ericsson unter dem Strich egal. Die möglichen WM-Zähler waren so oder so hinüber. "Und Punkte waren drin", meint der Sauber-Pilot. "Pierre und Checo waren ja direkt vor mir, ich hatte frischere Reifen und fühlte mich stark. Es ist hier schwer zu überholen, okay. Aber ich war bereit, wenigstens um diesen einen Punkt zu kämpfen!"

Ericsson: Qualifying kann ich auch - eigentlich

Damit lag zwischen Ericsson und Teamkollege Leclerc jedoch erneut noch eine halbe Welt. Doch Ericsson weiß ganz genau, was er verbessern muss. "Im Reifenmanagement bin ich stark. Das habe ich in Österreich schon gezeigt. Ich muss vor allem mein Qualifying verbessern. Wenn ich am Start schon näher an den Top-10 bin, dann kann ich auch im Rennen sehr, sehr stark sein."

Er wisse ja, wie das funktioniere. "Ich war ja schonmal stark im Qualifying. Ich weiß, wie man auf eine Runde schnell ist. Mir fehlt gerade einfach das Gefühl. Es muss einfach Klick machen. Dann kann es sofort besser sein."