Ein neuer Asphalt für den Silverstone Circuit versetzt die Liebhaber von neuen Rundenrekorden vor dem Großbritannien GP der Formel 1 2018 in Jubelstimmung. Der sehr viel griffigere Asphalt lässt neue Rekorde beim diesjährigen Grand Prix fast schon garantiert erscheinen.

Doch warum überhaupt die erste Neuasphaltierung seit 1996? Einmal mehr wegen der MotoGP. Genau wie auf dem Red Bull Ring in Spielberg, dem Circuit of the Americas in Austin und dem Circuit de Barcelona-Catalunya in Spanien hatten die Stars der Motorrad-Weltmeisterschaft wegen der immer schlimmeren Bodenwellen, die Zweirädern nun einmal weitaus weniger schmecken, einen neuen Asphalt gefordert - und bekommen.

Das könnte sich nun jedoch als Eigentor erweisen. Im Training in Silverstone sah man zum Auftakt selbst die F1-Autos mehr um den Kurs hüpfen als fahren. Unzählige Male beschwerten sich die Fahrer am Boxenfunk über die Bodenwellen. Ganz anders noch als zuletzt in Spanien.

"Das ist schon ziemlich seltsam. Meine Freunde in Barcelona haben einen tollen Job gemacht, einen zu guten Job, denn die Strecke war so glatt wie Eis und hatte sehr, sehr viel Grip und überhaupt keine Bodenwellen mehr", erinnert sich Carlos Sainz.

"Hier bin ich aber sehr überrascht, dass wir zwar einen ähnlich besseren Grip wie in Barcelona vorfinden - mit diesem viel griffigeren Asphalt. Aber er ist genauso wellig, nein noch welliger als vergangenes Jahr", sagt der Renault-Pilot. "Die MotoGP-Jungs, die um diese Änderung gebeten haben, tun mir schon jetzt leid, denn sie werden vielleicht nicht das bekommen, was sie haben wollten." Ende August steht für die Motorrad-Stars der Realitätscheck in Silverstone an.

"Es ist nicht leicht. Die Strecke ist noch immer sehr wellig. Kein bisschen besser als im vergangenen Jahr. Der neue Streckenbelang hat gar nicht geholfen", poltert auch Haas-Fahrer Kevin Magnussen.

Etwas gemischter fällt der Eindruck bei Ferrari aus. "Es waren sehr kleine Wellen, aber die ganze Zeit über immer leichte Vibrationen", sagt Sebastian Vettel. "Die Neuasphaltierung hat es etwas wellig gemacht, zumindest an ein paar kleinen Stellen. Du spürst aber die ganze Zeit über leichte Vibrationen rund um die Strecke. Das ist ganz witzig, aber unter dem Strich ist es schon besser als es war", meint Kimi Räikkönen.

Auch Verstappen lässt Milde walten. "Ein paar der richtig nervigen Bodenwellen sind verschwunden", lobt der Red-Bull-Fahrer. Fernando Alonso versteht unterdessen manche Fahrer-Kollegen überhaupt nicht mehr. "Die Strecke ist in guter Verfassung. Der neue Asphalt ist besser, weniger wellig, hat mehr Grip", verteidigt der Spanier den Kurs.

"Andere Fahrer erinnern sich wohl nicht an das Rennen im vergangenen Jahr! Es war die letzten zwei, drei Jahre extrem wellig. Es gibt auch immer noch Bodenwellen, das liegt hier einfach an der natürlichen Beschaffenheit des Bodens. Aber es ist viel besser als vergangenes Jahr. Auf jeden Fall", stellt Alonso klar.

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Im scharfen Kontrast dazu steht die Aussage Lewis Hamiltons. "Der Kurs weist aber auch mehr Bodenwellen auf als jeder andere auf dem ich bisher gefahren bin", sagt der amtierende Formel-1-Weltmeister. Doch will der Mercedes-Pilot das gar nicht als Kritik verstanden wissen? Vielmehr scheint Hamilton - bekannt als großer Freund besonderer Herausforderung - den neuen Silverstone Circuit mit der größten aller möglichen Lobeshymnen zu feiern: "Es ist wie auf der Nordschleife!"

Das mag auch so sein - doch einen guten Job gemacht hätte die Baufirma ganz sicher nicht: "Die Leute, die damit beauftragt wurden, haben den schlechtesten Job ever gemacht. Da müssen sie jemand besseren holen. Ich weiß nicht, wie man da so einen schlechten Job machen kann."