Der Großbritannien GP. Im Vorfahr für Renault noch ein im positiven Sinn einschneidendes Rennwochenende der Formel-1-Saison 2017. In Silverstone brachten die Franzosen ein massives Update, fuhren fortan groß auf. 2018, ein Jahr später, steht das Team um Nico Hülkenberg und Carlos Sainz am selben Ort jedoch vor einer extrem schwierigen Aufgabe.

Hintergrund sind die jüngsten Schwächen des französischen Werksteams, vor allem mit der Balance in schnellen Kurven. Dort tut sich Renault extrem schwer. Bitter: Der komplette Triple-Header der F1 besteht aus Strecken, die so einige Highspeed-Ecken aufweisen. Zuletzt war das in Frankreich stark der Fall, in Österreich zumindest im mittleren und letzten Streckenabschnitt und nun in Silverstone ohnehin - über den Speeds in Copse, Maggots, Becketts & Co. ist alles gesagt, was sagen ist.

Haas holt Renault ein: 24 Punkte in zwei Rennen

Damit nicht genug: Während sich Renault in schnellen Kurven schwer tut, schmecken sie einem großen Gegner umso besser: dem Haas F1 Team. Großer Gegner? Ja. Denn die Amerikaner haben sich in Österreich klar, in Frankreich mit Abstrichen zuletzt sichtlich von ihren selbstverschuldeten Punktverlusten des Saisonstarts - ob nun durch Fahrfehler, technische bedingte Probleme oder suboptimale Abläufe - erholt. In der WM machte Haas so kräftig Boden gut. Aus 37 Punkten Rückstand auf Renault wurden binnen zwei Grands Prix nur noch 13.

Und nun steht eben auch noch Silverstone auf dem Programm. Silverstone mit diesen - aus Renault-Sicht - verflixt vielen schnellen Kurven, die den Haas VF-18 schon in Barcelona, Frankreich und Spielberg so stark gemacht hatten. "Unser Auto scheint auf Highspeed-Kursen am besten zu sein und mit Silverstone als einer dieser erwarten wir auch dort ein gutes Ergebnis", frohlockt Haas-Teamchef Günther Steiner schon.

Renault-Teamchef: Österreich war eine Bruchlandung

Bei Renault herrscht deshalb - und angesichts der jüngsten Doppel-Null in Österreich - ganz andere Laune. "Nach den Höhen von acht Punktergebnissen in Folge bis hin zu unserem Heimrennen in Frankreich war Österreich wie eine Bruchlandung", klagt Teamchef Cyril Abiteboul. "Auch wenn der Kurs unseren Stärken nicht entgegen kam, müssen wir einfach besser abschneiden", fordert der Franzose.

Formel 1 2018: Hülkenberg und Vettel heiß auf Deutschland GP: (02:56 Min.)

Noch dazu hätten die Gegner auch einfach Glück gehabt. "Während das Rennen nicht in unsere Richtung ging, hat es unseren Widersachern ganz klar geholfen, die von drei Ausfällen der Top-Teams profitiert haben und so besser als es normal ist im Ergebnis abgeschnitten haben", so Abiteboul wenig gönnerhaft, nicht gerade angetan vom Glück der Konkurrenz.

Renault: Silverstone wird hart

Ein Stück weit verständlich, schied Nico Hülkenberg in Spielberg sogar mit einem Motorendefekt aus und hatte schon zuvor der endlich eingeführte Party-Modus für das Qualifying auch nicht gerade für helle Begeisterungstürme bei den Fahrern gesorgt, sei es im Werksteam oder sämtlichen Kunden.

Umso mehr, so Abiteboul, müsse Renault jetzt den Turnaround schnell stemmen. Stress des Triple-Headers hin oder her. "Was ein gutes Team ausmacht, ist seine Fähigkeit, schnell zu reagieren und stärker zurückzukommen. Selbst in der kurzen Zeit zwischen Österreich und Silverstone müssen wir die Zuverlässigkeit verbessern, unsere normale Konkurrenzfähigkeit zurückgewinnen und unser Verständnis des Reifenmanagements verbessern", mahnt Abiteboul. Doch ist dem Franzosen klar: In Großbritannien wird das alles andere als leicht. "Wir wissen, dass Silverstone eine harte Herausforderung sein wird, aber wir werden weiter pushen, um wieder auf Kurs zu kommen."

Zumindest bei den Fahrern ist die Botschaft angekommen. Hülkenberg und Sainz brennen beide, sinnen auf Wiedergutmachung. "Wir haben jetzt sofort die Gelegenheit, die Punkte nach den Frustrationen von Österreich zurückzuholen. Es sind ein paar anstrengende Wochen, aber ich nehme ein strahlendes Ergebnis ins Visier, um diese stressige Phase auf einem Hoch zu beenden", sagt Hülkenberg.

"Das Wochenende in Österreich lief bis Sonntag ja noch gut", meint dagegen Sainz sogar. "Aber es war ein enttäuschendes Rennen für beide Autos, doch hat die jeder im Lauf der Saison mal. Wir wollen das einfach beiseitelegen und fokussieren uns jetzt auf Silverstone. Es gibt keinen Grund, warum wir nicht zurück in den Top-Ten sein sollten!" Aber auch vor Haas?