Für Mercedes kam es beim Österreich GP in Spielberg hart auf hart: Erst sorgte ein Hydraulik-Defekt für den Ausfall Valtteri Bottas' (P2). Dann verpatzte das Team in der durch das eigene Auto ausgelösten VSC-Phase die Strategie des anderen, warf den Sieg von Lewis Hamilton leichtfertig weg. Damit nicht genug folgte auch noch der Gnadenstoß: Defekt am Benzinsystem des W09 des Briten, nächster Ausfall, Doppel-Ausfall also.

Der Gipfel der Grausamkeit, um die Worte von Teamchef Toto Wolff zu nutzen. Doch könnte es für Mercedes sogar noch härter kommen, vor dem Heimrennen in Silverstone ein weiterer Schlag ins Kontor folgen. Haben die Defekte noch weitere Konsequenzen? Sorgen sie für Probleme auch an künftigen Rennwochenenden? Das könnte passieren, sollten bei den Defekten auch die Power Units von Hamilton und/oder Bottas Schaden genommen haben. Noch prüft Mercedes, ob das der Fall sein könnte.

Defekte Power Units würden Strafen später in Saison erzwingen

Nur drei Verbrennungsmotoren, Turbos und MGU-H's sind 2018 straffrei gestattet. Beide Mercedes-Fahrer liegen hier seit dem Frankreich-Update bei zwei. Ein Wechsel wäre also noch gestattet, doch im Fall eines Defekts im akuten Fall alles andere als wünschenswert: Immerhin musste dann mehr als die halbe Saison mit der dritten Generation gefahren werden, will man einen weiteren Wechsel, der dann eine Strafe bedeuten würde, vermeiden. Noch dazu wäre so ein weiteres Performance-Update unmöglich. Es sei denn, man nimmt eben eine Startplatz-Strafe in Kauf.

Bei MGU-K, Batterie und Steuergeräten sind die Regeln in der Formel 1 2018 sogar noch strenger. Nur zwei Elemente sind hier jeweils erlaubt. Zumindest im Fall Bottas' würde hier - abgesehen von MGU-K - schon der nächste Wechsel eine Strafe bedeuten.

Mercedes: Es waren keine Defekte an der Power Unit

Doch wir groß sind die Sorgen bei Mercedes? Toto Wolff rief bereits direkt nach Rennende zur Ruhe auf. Es handele sich in keinem Fall um einen Defekt direkt an der Power Unit. Damit reagierte der Teamchef auf kritische Frage, das wegen Qualitätsproblemen zuvor ohnehin schon verschobene Power-Unit-Upgrade sei vielleicht trotzdem noch zu früh gekommen.

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem Großbritannien GP: (06:58 Min.)

Jetzt meldete sich auch noch Technikdirektor James Allison zum Thema zu Wort. Auch Allison klingt zunächst wenig besorgt. "Es waren nicht dieselben Defekte, sie waren komplett unterschiedlich. An Valtteris Auto war es ein Hydraulik-Defekt, der an der Servolenkung begann, aber sich letztlich in der Möglichkeit, Gangwechsel vorzunehmen äußerte, was verursacht hat, dass sein Auto stehen blieb. Und in Lewis' Fall war es ein Defekt der Benzinpumpe, der dazu führte, dass wir dem Motor kein Benzin mehr zuführen konnten und auch hier abstellen mussten", berichtet der Brite.

Aber: Folgeschäden nicht ausgeschlossen

Damit bestätigt er nur, was Wolff bereits verkündet hatte. "Komplett voneinander getrennte Fehler also, und keine von ihnen hatte auf irgendwelche Art etwas mit der Einführung der neuen Power Unit zu tun", bekräftigt Allison noch einmal. Nachsatz: "Müssen wir dadurch Teile ersetzen, die uns eine sportliche Strafe einhalten würden? Wir hoffen, dass es nicht so ist."

Weiter: "Wir denken, dass beide Defekte, die wir erlitten haben, auf die Teile beschränkt waren, die kaputt gegangen sind, und das sind beides Dinge, die gewechselt werden können, ohne in die versiegelten Bereiche des Autos einzugreifen, die sportliche Strafen zur Folge hätten."

Mercedes-Prüfungen laufen, Zuversicht für Silverstone

Doch es gibt ein Aber, schon an der Wortwahl Allisons ersichtlich, wie der Technikchef selbst ausführt: "Nichtsdestotrotz sage ich 'wir hoffen nicht', denn immer wenn ein Auto auf unkontrollierte Weise stehenbleibt, wo ein Defekt auftritt und das System dann auf unübliche Weise abgeschaltet wird, kann das Auto alle möglichen unbekannten Gremlins erleiden. Wir können nicht vollständig sicher sein, bis wir alle nötigen Checks abhakt haben, dass die Teile des Autos, die versiegelt sind und sportliche Strafen auf sich ziehen würden, auf keine Weise von diesen unkontrollierten Shutdowns betroffen wurden."

Letztlich scheint es bei Mercedes aber gut auszusehen. Eine böse Überraschung erwartet Allison auf dem Prüfstand offensichtlich nicht: "Wir haben gerade also noch etwas Arbeit auf dem Tisch, um sicherzustellen, dass wir keine Risiken mit Teilen eingehen, die nichts mit den Defekten zu tun hatten, aber Folgeschäden durch das Abschalten erlitten haben könnten. Wir denken aber, dass das nicht der Fall ist und wir in guter Verfassung für Silverstone sind."