Für Max Verstappen war der Sieg im neunten Rennen der Formel-1-Saison 2018 in Österreich ein wahrer Befreiungsschlag. Nach dem misslungenen Start ins Jahr nutzte Verstappen sein Chance auf dem Red Bull Ring perfekt aus. Vor tausenden niederländischen Fans kam der Sieg für Verstappen genau richtig. Der Red-Bull-Pilot musste dafür aber mehr arbeiten, als es den Anschein machte.

"Mein vierter Sieg ist ein guter, denn es ist ein sehr unerwarteter. Und die sind immer gut", so Verstappen, der nach der Krise zu Saisonbeginn endlich seinen ersten Sieg in diesem Jahr feiern durfte. "So ist Racing. Manchmal gibt es schwierige Momente, aber du arbeitest weiter hart auch wenn es schwierig wird, um diese Phasen zu überstehen. So einfach ist das. Das ist Racing", so der 20-Jährige.

Nach den Trainings und dem Qualifying waren er und sein Team aber alles andere als ein Favorit auf den Rennsieg. Red Bull war ausgerechnet zuhause in Österreich wieder deutlich weiter von Mercedes und Ferrari entfernt als bei den vorangegangenen Rennen. Selbst die Longrun-Pace schien nach den Trainings wenig vielversprechend.

Verstappen legt mit Start und Räikkönen-Manöver den Grundstein

Vom vierten Startplatz aus gelang Verstappen zunächst eine gute Startrunde, die rückblickend als Grundstein für den Erfolg betrachtet werden kann. Als Dritter kam der 20-Jährige aus der letzten Runde, gleich hinter den in Führung liegenden Silberpfeilen von Lewis Hamilton und Valtteri Bottas. "Wir konnten im ersten Stint ziemlich gut mithalten", so Verstappen, dessen Manöver gegen Kimi Räikkönen in Runde eins zunächst für Diskussionsstoff gesorgt hatte.

Der Niederländer hatte den Ferrari-Piloten in Kurve sieben innen überholt und dabei dessen linkes Hinterrad mit seinem rechten Vorderrad leicht touchiert. "Ich bin in Kurve sechs etwas gerutscht und Max war ziemlich nah dran. Er hatte dann einen guten Run. Ich versuchte außen dagegenzuhalten, aber kam dann wieder quer als wir uns leicht berührten und habe den Platz verloren. Das passiert manchmal", so der Iceman hinterher.

Verstappen war froh, dass die Rennleitung die Aktion nicht ahndete. "Es war hartes aber gutes Racing. Wir sind beide erfahren genug um so eine Situation richtig zu handhaben. Wir hatten eine kleine Berührung, aber ich denke es war okay und gut für den Sport", so der Niederländer, der seine dritte Position daraufhin sicher hielt. In Runde 15 servierte Mercedes ihm die Führung dann auf dem Silbertablett.

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Red Bull und Verstappen nutzen Fehler von Mercedes perfekt aus

Der Ausfall von Bottas bescherte ihm Platz zwei, doch entscheidender war, dass Red Bull in der dadurch ausgelösten VSC-Phase richtig taktierte, während Mercedes den in Führung liegenden Hamilton im Regen stehen ließ. "Wir haben beim VSC die richtige Entscheidung getroffen und sind an die Box gekommen. Das war großartig vom Team," so Verstappen, der durch die Neutralisierung beim Reifenwechsel nur wenig Zeit verlor.

Nachdem Hamilton in Runde 25 zum Boxenstopp gekommen war, lag er in Führung und der Weg schien frei. "Ich versuchte dann meine eigene Pace zu fahren. Zu Beginn gab es von hinten keinen Druck und ich konnte den Vorsprung ausbauen", so Verstappen, der zu diesem Zeitpunkt noch vor Teamkollege Daniel Ricciardo lag.

Der Australier hatte während des VSC zeitgleich mit Verstappen auf den Soft-Reifen gewechselt, bekam jedoch bald Probleme mit Blasenbildung auf den Hinterreifen. Zunächst ging Räikkönen vorbei, dann gab Ricciardo auf und kam für den Wechsel zurück auf Supersoft an die Box. Bei Verstappen machten die Reifen trotz desselben Alters keine Probleme.

"Die Autos sind immer etwas unterschiedlich abgestimmt. Aber die Reifen sind auch sehr empfindlich. Das kann schon in den ersten fünf Runden passieren. Wenn du etwas zu aggressiv bist, reißt der Reifen auf. Wenn er einmal offen ist, ist der Schaden da, selbst wenn du dich danach zurückhältst", erklärt Verstappen.

Verstappen kämpft wie Ricciardo und Hamilton mit den Pirelli-Reifen

Während Ricciardo kurz nach dem Boxenstopp mit einem Defekt ausfiel, kontrollierte Verstappen mit einem Vorsprung von etwas über fünf Sekunden auf Räikkönen an der Spitze das Rennen. In der zweiten Rennhälfte schien das Ferrari-Duo noch einmal die Jagd auf ihn zu eröffnen. "Es war schwierig einzuschätzen denn du konntest dir nicht sicher sein, ob sie nicht vielleicht noch eine halbe Sekunde in der Hinterhand haben", so Verstappen.

Hinzu kam, dass auch er mit Blistering kämpfte. "An einem Punkt sah ich, dass auch meine Reifen hinten und vorne etwas aufgegangen waren. Ich musste dann einfach um dieses Problem herumfahren", so Verstappen, der angesichts dessen aber auch seine Bedenken hatte: "Von der einen auf die andere Runde können die Blasen aufgehen und dann hast du richtig Probleme."

Erst in den finalen Zügen des Rennens konnte er sich seiner Sache etwas sicherer sein. "Die letzten zehn Runden waren eigentlich einfach. Natürlich waren Kimi und Sebastian beide etwas schneller, aber ich habe die Reifen bis zum Ende gut gemanagt", erklärt er. Auf der Ziellinie lag er schlussendlich noch anderthalb Sekunden vor Räikkönen.

Niederländische Fans versüßen Verstappen den Österreich-Sieg

Besonders süß machten den Sieg für ihn die zu Tausenden aus den Niederlanden angereisten Verstappen-Fans. "Hier am Red Bull Ring mit einem Red Bull zu gewinnen, und das noch vor so vielen Holländern, ist natürlich sehr schön", so Verstappen, der mit einem Schmunzeln anfügt: "Da wir nicht bei der Fußball-Weltmeisterschaft dabei sind war es für sie natürlich etwas einfacher hierher zu kommen."

"Die Unterstützung hier das ganze Wochenende über zu sehen ist unglaublich. So viel Orange. Und das obwohl wir hier in Österreich sind, noch zehn oder elf Stunden entfernt von Holland. Es ist fantastisch, dass sie trotzdem alle hierherkommen", freut er sich über die Unterstützung aus der Heimat. "Es war ein besonderer Moment und einer meiner schönsten Siege. Aber irgendwann kann ich hoffentlich sagen, dass es ein Sieg von vielen war."