Irrer Mercedes-Showdown im Qualifying zum Österreich GP auf dem Red Bull Ring in Spielberg (Start morgen live um 15.10 Uhr auf RTL, ORF, SRF, im Live-Stream F1 TV und Live-Ticker von Motorsport-Magazin.com). Während Sebastian Vettel und Ferrari dieses Mal nicht für Action durch ein beinhartes Duell mit den zu starken Silberpfeilen sorgten, gaben es sich Lewis Hamilton und Valtteri Bottas dafür untereinander richtig.

Richtig heißt dabei vor allem: richtig eng. Nur 0,019 Sekunden trennte die Mercedes-Piloten in Reihe eins am Ende. Auf dem nur 4,3 Kilometer kurzen Red Bull Ring entspricht das nur 1,3 Metern. Überraschend: Startplatz eins holte der Finne, der Pole-Rekordhalter der Formel 1 aus England musste sich mit Platz zwei für die Startaufstellung abfinden. So wie schon 2017 also, als Bottas ebenfalls die Pole in Spielberg ergattert hatte. Doch was machte den Unterschied?

Hamilton verhaut ersten Qualifying-Run

Interessant: Die Erklärung beider Mercedes-Fahrer dazu fällt genau gleich aus. "Klar ist es kurzer Kurs, deshalb ist der kleine Vorsprung nur logisch. Und es ist eigentlich kein leichter Kurs, alles richtig hinzubekommen. Es gibt nur sieben echte Kurven, aber es ist echt leicht, da einen Fehler zu machen", berichtet Bottas zunächst.

"Den ersten Run schon hinbekommen zu haben mit einer tollen Runde hat deshalb geholfen. So konnte ich mich dann im zweiten in Ruhe noch etwas verbessern", ergänzt der Finne daraufhin den Knackpunkt. Lewis Hamilton war das im ersten Run nämlich nicht gelungen. Bergauf in Kurve drei verpasste er den Scheitelpunkt, stand beim Herausbeschleunigen quer. Der erste Versuch war im Eimer. 1:03.797 Minuten gegenüber 1:03.264 Minuten von Bottas. Damit drohte sogar eine extrem schlechte Startposition, nicht nur die teaminterne Schlappe.

Hamilton: Fehler hat mir nicht geholfen

Deshalb habe er im zweiten Anlauf nicht wie Bottas mit dem Messer zwischen den Zähnen fahren können. "Ich habe unter dem Strich einen Fehler im ersten Run gemacht. Wenn du die erste Runde nicht als Sicherheit hast, dann musst du beim zweiten neu anfangen. Deshalb hilft es immer, wenn du schon eine gute erste Runde hattest und dich auf der nächsten nur noch etwas zu verbessern musst", erklärt Hamilton.

"Die nächste war dann aber echt gut bei mir und es war ja auch eng zwischen uns. Gut vor allem für das Team", ergänzt der Weltmeister über seine 1:03.149 Minuten im zweiten Schuss - genug, um Bottas ersten Versuch zu überbieten. Doch der legte eben selbst nochmals nach auf 1:03.130 Minuten. Pole. "Beim letzten Run wusste ich, dass noch eine Zehntel drin sein würde. Ich habe sie gefunden - habe sie aber auch gebracht", weiß Bottas.

Bottas: Musste trotz Top-Zeit nochmal riskieren

Denn ganz so ohne das Messer im Gebiss ging es dann auch bei Bottas nicht. "Die erste Runde war schon echt gut, aber ich wusste, dass die Strecke sich noch etwas verbessern würde. Es ist immer schwer zu sagen, wie viel. Meine zweite Runde war ziemlich ähnlich zur ersten, aber eine Zehntel schneller. Ich konnte echt gute Runden fahren. Das Auto hat mir erlaubt, zu pushen. Das hat echt Spaß gemacht", schildert der Finne.

Zwischen das Gebiss nahm Bottas nach seinem Triumph über Qualifying-Monster Hamilton nach der Session dann direkt etwas anderes als ein Messer. Magnum-Time! In besten Räikkönen-Manier gönnte sich auch dieser Finne erst einmal ein lecker Eis noch auf Start/Ziel beim Grid-Interview.

Mercedes für Ferrari in Spielberg unantastbar

Wohlverdient. Meint auch Hamilton: "Glückwunsch an Valtteri. Er hat die Pole heute verdient." Von Bottas fiel nach all dem Pech der jüngeren Vergangenheit dagegen erst einmal eine Last von den Schultern: "Schön, dann mal so ein Qualifying zu haben. Aber das Rennen ist erst morgen."

Überraschend kam die insgesamt starke Mercedes-Show im Qualifying am Ende jedoch so richtig doch für keinen im Silberpfeil-Lager – trotz aller Mahnungen noch am Freitag, es habe sich auf Samstag schon oft wieder alles gedreht. "Es lief das ganze Wochenende schon gut für uns in Sachen Pace, heute war sie wieder gut. Gut, die anderen zu schlagen", freut sich Hamilton.

Bottas: Nächster Raketenstart wie Österreich 2017?

"Wir haben das ganze Wochenende über gute Fortschritte mit dem Setup gemacht", stimmt Bottas. Leicht sei es jedoch noch gewesen – gerade wegen der umfangreichen Updates am F1 W09 Hybrid. "Wir hatten neue teile am Auto, mussten die Balance damit erst wieder finden", erklärt Bottas. "Das Auto war aber sooo gut. Ein sauberer Start wäre jetzt klasse. Ich bin hungriger auf den Sieg als jeder andere hier!"

Im Vorjahr gelang es dem Finnen. Den Grundstein legte dafür sein phänomenaler Start. Wiederholung 2018? "Es ist ein recht kurzer Weg zu Kurve eins, da machst du lieber alles normal", winkt Bottas ab. "Aber natürlich versuchst du einen guten Start zu erwischen. Immer. Ich denke, eine Position zu gewinnen oder zu verlieren kann hier schon einen Unterschied machen. Deshalb versuche ich einen guten zu haben."

Dieses Mal heißt der Gegner jedoch Lewis Hamilton, nicht Sebastian Vettel. Friendly Fire? "Wenn du alleine in erster Reihe bist hast du eine klare Sicht, kein Unterschied, ob du Dritter oder Vierter bist", weicht Hamilton aus. Aber nein, einen Unterschied mache es nicht, ob Teamkollege oder Rivale.