Lewis Hamilton drückte dem Frankreich-Comeback der Formel 1 ganz klar seinen Stempel auf. Für den Briten war das achte Saisonrennen 2018 ein Wochenende der vollkommenen Dominanz, mit allen bedeutenden Bestzeiten im Training, der Pole und einem nie gefährdeten Sieg in Le Castellet. Das hatte es in diesem Jahr in ähnlicher Form nur in Spanien gegeben. Doch ist der Mercedes-Weltmeister deshalb auch uneingeschränkte Nummer eins im Fahrer-Ranking von Motorsport-Magazin.com? Nicht ganz.

Genau diese Rolle hatte ein Wochenende zuvor noch Sebastian Vettel eingenommen, lag in Kanada sowohl bei MSM-Redaktion als auch in der User-Wertung vorne. Diese Ergebnisse überraschten in Montreal nicht. Doch auf dem Circuit Paul Ricard gibt es rund um den Ferrari-Piloten jetzt eine faustdicke Überraschung: Trotz seines Startunfalls mit Valtteri Bottas liegt Vettel in einer Wertung nicht nur vor Sieger Hamilton, sondern gewinnt sie sogar!

Das sorgt einmal mehr für eine diverser Abweichungen zwischen Lesern und Redaktion. Besonders viele davon gibt es auch in Frankreich wieder bei den weiter hinten platzierten Piloten wie Lance Stroll und Romain Grosjean, wenngleich dieses Mal zumindest etwas mehr Einigkeit herrscht. Spannend auch der Blick auf die Spitzengruppe. Hinter einem am Ende klaren Sieger geht es eng zu. Doch wie fällt das Ergebnis jetzt genau aus? Hier das MSM- und User-Urteil zu allen 20 F1-Piloten - samt der krassesten Härtefälle.

Die besten Frankreich-Momente: Brawn und Prost erinnern sich (03:08 Min.)

Fahrer-Ranking Frankreich 2018: MSM-Bewertungen im Detail

Pos.Florian BeckerChristian MenathJonas Fehling
1HamiltonHamiltonHamilton
2VerstappenVerstappenVerstappen
3LeclercMagnussenSainz
4MagnussenLeclercBottas
5SainzSainzMagnussen
6BottasRicciardoLeclerc
7RicciardoBottasRicciardo
8RäikkönenRäikkönenRäikkönen
9HülkenbergPerezPerez
10OconGaslyVandoorne
11GaslyOconAlonso
12PerezHülkenbergOcon
13AlonsoVandoorneGasly
14VandoorneAlonsoHülkenberg
15VettelVettelVettel
16SirotkinSirotkinSirotkin
17EricssonHartleyEricsson
18HartleyEricssonHartley
19GrosjeanStrollStroll
20StrollGrosjeanGrosjean

F1-Fahrer-Ranking Le Castellet: Härtefälle der Redaktion

Christian Menath: Vorne ist die Sache klar, Lewis Hamilton hat dem gesamten Wochenende seinen Stempel aufgedrückt. Teamkollege Valtteri Bottas ist schwer zu beurteilen, wurde sein Rennen doch früh zerstört, seine Aufholjagd durch das beschädigte Auto behindert. Auch weiter hinten wird es schwer, weil sich gleich zahlreiche Piloten für die letzten Plätze bewarben. So viele Fehler hätten wir auf dieser Strecke gar nicht erwartet.

Positiver Härtefall: Carlos Sainz
Anfangs bei Renault noch klar im Schatten von Nico Hülkenberg, macht Sainz dem Deutschen das Leben zunehmend schwerer. Im Qualifying steht es nun 5:3 und auch in der WM-Wertung rückt Sainz Hülkenberg inzwischen auf die Pelle. Es steht nur noch 34 zu 28 - und der Trend spricht für den Spanier. Scheint, als müsste sich der Hulk nun warm anziehen. In Frankreich war Sainz nicht viel schneller, aber eben ein wenig. Und ein wenig schneller als Hülkenberg ist nicht unbedingt schlecht.

Negativer Härtefall: Marcus Ericsson
"Wir - also Charles - haben die letzten Rennen konstant Punkte geholt", sagte mir Marcus Ericsson nach dem GP. Dass er sich selbst korrigiert, sagt viel. Ähnlich viel wie der WM-Stand mit 11:2 für den Rookie. Zunächst sah es danach aus, als könnte Ericsson einmal mehr einen stark eingeschätzten Teamkollegen ärgern. Seit Leclerc aber den Dreh raus hat, sieht der Schwede kein Land mehr. Mit dem heftigen Unfall ruinierte er bereits früh sein gesamtes Wochenende.

Florian Becker: Die Rückkehr der Formel 1 nach Frankreich hielt auf Seiten der Fahrer kaum Überraschungen parat. Rennsieger Lewis Hamilton zeigte von Anfang bis Ende eine tadellose Vorstellung. Genauso Max Verstappen, sich mit Platz zwei sein bis dato bestes Saisonergebnis einfuhr. Mit Romain Grosjean ließ einer der üblichen Verdächtigen auch beim Heimrennen wieder einmal kein Fettnäpfchen aus. Damit war er allerdings nicht allein, denn Sebastian Vettel leistete sich mit dem Abschuss von Valtteri Bottas in der ersten Kurve auch einen kapitalen Bock.

Positiver Härtefall: Charles Leclerc
Für das größte Glanzlicht des Wochenendes sorgte ohne jeden Zweifel Saubers Rookie-Sensation Charles Leclerc. Der Monegasse stellt in seiner ersten Saison mit jedem Rennen mehr unter Beweis, welch enormes Potential in ihm steckt. Sein erster Einzug ins Q3 war ein weiterer kleiner Meilensteine in der noch jungen Karriere des 20-Jährigen, der dabei als Achter sogar vor den beiden Haas von Magnussen und Grosjean landete. Im Rennen erkämpfte er für sein Team mit Platz zehn einen weiteren Punkt, der ihn wieder ein kleines Stück näher an die heißersehnte Ferrari-Zukunft bringt.

Negativer Härtefall: Lance Stroll
An Williams als Schlusslicht hat sich die Formel 1 mittlerweile gewöhnt - und an Lance Stroll mit der roten Laterne auch. Der Kanadier kassierte in Frankreich die bereits fünfte Qualifying-Niederlage gegen Rookie-Teamkollege Sergey Sirotkin. Die Kameras richteten sich wie immer nur dann auf ihn, wenn er wieder mal neben der Strecke fuhr. Nur einmal war das nicht der Fall. Da stand er Räikkönen im Weg, als dieser überrunden wollte. Drei Runden vor Schluss krönte Stroll seinen Sonntag, indem er den Bremsplatten an seinem linken Vorderreifen in einen Plattfuß verwandelte. Eine unnötige Aktion, mit der er obendrein auch noch eine VSC-Phase auslöste.

Jonas Fehling: Erstaunlich, erstaunlich: In Frankreich gab es eigentlich nur eine Handvoll Fahrer, denen man eine weiße Weste attestieren kann. Deshalb sind die Top-5 für mich schnell gemacht. Dahinter wird es schwieriger einzuschätzen. Kleine Fehler mit großen Auswirkungen, äußere Einflüsse, die eine Bewertung schwer machen. Erst ganz hinten wird die Sachlage wieder klarer. Die Herren Stroll und Grosjean sind nicht (mehr) tragbar.

Positiver Härtefall: Lewis Hamilton
Kaum ist der Mercedes wieder dominant, ist es auch Lewis Hamilton. Bestzeit in allen relevanten Trainings, Pole Position und easy, ohne Fehler, zum Sieg gecruist. Große Worte darüber verlieren muss man eigentlich gar nicht mehr. Perfekt ist perfekt. Besser wäre für mich allenfalls noch Charles Leclerc für sein fabulöses Qualfiying gewesen. Nur ein Mini-Fehler im Rennen wirft ihn zurück. Und Max Verstappen? Auch nicht zu tadeln. Hat aber nicht gewonnen.

Negativer Härtefall: Romain Grosjean
Gecrasht im Qualifying, den Fahrfehler nicht eingesehen, geblitzt in den Sichtungsrunden vor dem Rennen und kurz darauf dann auch noch völlig unnötig in Esteban Ocon gefahren. Der ganz normale Wahnsinn des Romain Grosjean. Dass das nicht überrascht, macht es nicht besser. Im Gegenteil. Schon wieder auf ganzer Linie versagt. Dass er im Training mal etwas schneller war als Kevin Magnussen, spielt überhaupt keine Rolle. Was zählt: Magnussen holt als Sechster fette Punkte. Wieder. Grosjean geht leer aus. Wieder. Nach sieben Rennen null Punkte im potentiell viertschnellsten Auto. Setzen, sechs!

Formel 1, Fahrer-Ranking Frankreich: Gesamtergebnis User & MSM

Pos.FahrerMSM-RangUser-RangGesamt
1Hamilton121,5
2Verstappen253,5
3Leclerc4,333,65
4Sainz4,365,15
5Magnussen475,5
6Räikkönen846
7Bottas5,7107,85
8Vettel 1518
9Ricciardo6,7118,85
10Hülkenberg11,789,85
11Alonso12,7910,85
12Perez101512,5
13Vandoorne12,31312,65
14Gasly11,31613,65
15Ocon112015,5
16Grosjean19,71215,85
17Stroll19,31416,65
18Ericsson17,31717,15
19Sirotkin161917,5
20Hartley17,71817,85

So funktioniert das MSM-Fahrerranking: Unmittelbar nach jedem Rennen schalten wir per News und in unserem News- und Live-Ticker zum Renntag unsere Umfrage nach dem Fahrer des Wochenendes (immerhin kann man sich das Rennen bereits am Freitag oder Samstag durch Strafen oder schlechtes Qualifying verderben) online. Bis zum nächsten Morgen könnt ihr dann für euren Favoriten abstimmen. Daraus ergibt sich eure User-Wertung.

Parallel bewertet unser F1-Kernteam um Christian Menath, Florian Becker und Jonas Fehling die Leistungen aller 20 Fahrer. Jeder von uns erstellt sein persönliches Ranking. Aus diesen drei Ranglisten bilden wir den Mittelwert. Damit steht das MSM-Ergebnis. Dieses wird dann im Verhältnis 1:1 der User-Bewertung gegenüber gestellt - dieser Mittelwert ergibt das Gesamtergebnis. Bei Gleichstand entscheidet das bessere Einzelergebnis.

Noch dazu liefern wir euch unsere allgemeine Einschätzung zu unseren Rankings und jeder seine persönlichen Härtefälle - im positiven und negativen Sinn. Diese müssen sich nicht zwingend mit dem Ersten und Letzten der persönlichen Bewertung decken, sondern können auch Fälle betonen, die uns sonst noch besonders aufgefallen sind. So wollen wir mehr Vielfalt und Abwechslung abbilden.