Sergio Perez sorgte am Trainingsfreitag des Grand Prix von Frankreich 2018 für eine rote Flagge, nachdem sein Force India ein Rad verloren hatte. In der Formel 1 eigentlich ein klassischer Fall von 'unsafe release', der in der Regel mit einer Strafe geahndet wird. Nachdem die FIA Force India am Freitag noch freisprach, gab es am Samstag doch noch eine Strafe von den Regelhütern.

"Zum Glück ist es an einer Stelle passiert, wo es viel Auslaufzone gibt. So gesehen musste ich glücklich sein", so Perez, dem das Malheur zur Halbzeit des 2. Freien Training widerfuhr. Bei der mit Vollgas zu durchfahrenden Kurve sieben, welche die Piloten auf die Mistral-Gerade führt, hatte sich das linke Hinterrad des VJM11 verabschiedet.

Perez schlug zwar nicht an, kam jedoch mitten in der Schusslinie zum Stehen. Während der daraus resultierenden Unterbrechung wurde der Bolide geborgen und auf dem LKW zurück zum Team gebracht. Dort begann die Ursachenforschung umgehend. "Der Chef-Renningenieur, die Mechaniker und unser Chefdesigner schauten sich das Auto und das Rad an um zu verstehen, was passiert war", erklärte Force Indias Chief Operating Officer Otmar Szafnauer.

Force India untersuchte Perez-Auto sofort

Für die Crew ging es darum die Ursache schnellstmöglich zu eruieren, damit bei Wiederaufnahme der Session zumindest das zweite Auto ohne Bedenken wieder auf die Strecke geschickt werden konnte. "Esteban war bereit herauszufahren, doch dann meldete sich Andrew (Green, Anm. d. Red.) im Funk", so Szafnauer. Force Indias Technikchef ordnete an, dass Ocon solange an der Box bleibt bis herausgefunden wurde was mit Perez' Auto passiert war.

"Du musst es anschauen, denn wenn du es nicht machst stellst du nur Mutmaßungen an", befürwortet Szafnauer die Intervention Greens. Das Ergebnis der Untersuchung: Seitens der Force-India-Crew lag kein Montagefehler vor. Nachdem Ocon sein Training planmäßig wieder aufnahm, ging auch Perez nach einer Reparaturpause zum Schluss noch einmal auf die Strecke. Später am Abend bestätigte die FIA die Erkenntnisse von Force Indias Begutachtung.

Formel 1 2018: Erste Eindrücke vom neuen Frankreich GP (06:21 Min.)

FIA bestätigt wahrscheinliche Ursache für Radverlust

Laut dem Bericht der Technischen Delegierten wurden das linke Hinterrad sowie die dazugehörige Mutter untersucht. Markierungen an der Innenseite des Rades zeugten davon, dass sich ein Fremdkörper bei der Montage zwischen Radmutter und Achse setzte, als das Rad aufgezogen wurde. Für den Mechaniker soll dies beim Anziehen mit dem Schlagschrauber nicht zu spüren gewesen sein.

Außerdem wurde dabei nur die erste Stufe der Sicherungsvorrichtung aktiv. Dem Mechaniker wurde jedoch angezeigt, dass die Radmutter ordnungsgemäß festgezogen war. Auch die rote Markierung an der Achse, welche nur sichtbar ist wenn das Rad ordnungsgemäß angezogen ist, soll für das Crewmitglied nicht sichtbar gewesen sein. Die zur Saison 2018 verschärften Vorschriften zur Sicherung der Räder hatten in dieser Saison schon mehrfach für Probleme bei den Teams gesorgt.

Beim Auftakt in Melbourne verlor Haas, wenn auch durch menschliches Versagen, beide Autos. Rennleiter Charlie Whiting hatte das neue System damals im Detail beschrieben: "Wenn du die Mutter auf die Radnabe steckst, sollte die erste Stufe der Sicherungsvorrichtung verriegeln, bevor sie tatsächlich auf das Gewinde geht. Früher musste sie zu einem Viertel gedreht werden, bevor ein Click kam und die erste Stufe der Sicherungsvorrichtung aktiv wurde."

Update: FIA verhängt am Samstag Geldstrafe gegen Force India

Nachdem die Angelegenheit nach den Untersuchungen am Freitag erledigt schien, gab es für Force India am Folgetag doch noch ein Nachspiel. Der FIA ließ der Fall offenbar keine Ruhe, weshalb man noch einmal ins Detail ging. Zwar blieb des dabei, dass der Mechaniker und das Team von ihrem Fehler nichts wissen konnten, doch einen Teil der Verantwortung tragen sie trotzdem.

"Das Problem wurde nicht durch eine falsche Montage des Rades, sondern durch eine inkorrekte Montage von drei Sicherungsschrauben auf der Befestigungsplatte verursacht", so der Technische Delegierte Jo Bauer, der dem Team Versäumnisse bei der Qualitätskontrolle zulasten legt. "Das Team muss seine Prozesse für Montage und Qualitätskontrolle untersuchen und sicherstellen, dass diese Art eines potentiell gefährlichen Vorfalls sich nicht wiederholt."

Die für den 'unsafe release' laut Reglement übliche Grid Penalty sprach die FIA nicht aus. Da es jedoch der dritte derartige Vorfall in nur zwei Jahren beim Team ist, muss Force India eine Geldstrafe von 15.000 Euro berappen. Sollte sich ein solcher Fehler innerhalb der nächsten zwölf Monate wiederholen, werden weitere 85.000 Euro fällig.