"Balance ist King!" Nico Hülkenberg lässt nach dem Training beim Frankreich-Comeback in der Formel 1 einen alten Spruch seinerseits fast ident wieder aufleben. In der Vergangenheit hatte der Renault-Pilot bereits mehrfach Downforce zum King erklärt. Jetzt also die Balance. Doch in Le Castellet ist genau die das Problem bei Renault.

Denn sie fehlt. "Du brauchst dort eine gute Balance, um eine gute Rundenzeit zu erzielen", berichtet Hülkenberg insbesondere über die extrem lange Rechtskurve elf im letzten Sektor. "Die Kurve beansprucht die Reifen sehr, da fließt unfassbar viel Energie rein. Aber genau dort hatten wir heute zu kämpfen. Das müssen wir verbessern."

Hülkenberg: Echt nicht der beste Freitag

Das bestätigt ein Blick auf das Ergebnis. Für Hülkenberg und Teamkollege Carlos Sainz sprangen lediglich die Plätze elf und zwölf heraus. Hinter beiden Haas, einem McLaren und einem Toro Rosso. Kein gutes Resultat für die eigentlich vierte Kraft der F1. Doch gibt es noch einen anderen Gegner. Force India, so Hülkenberg.

Doch warum tat sich Renault so schwer? Weil es eben nicht einzig und allein Kurve elf war, die schmerzte. " Wir verlieren viel Zeit im ganzen Schlusssektor. Es gibt einige Kurven, in denen man lang, lang auf den Scheitelpunkt wartet, die sich sehr ziehen, sodass man eine gute Balance braucht. Die haben wir heute nur zum Teil gefunden, nicht ganz", schildert Hülkenberg. "Das war nicht der beste Freitag!"

Hülkenberg: Linien-Tricksen ist nicht in Le Castellet

Aber: "Wir können uns verbessern und Performance für morgen finden. Da ist Luft nach oben" Das sei dringend nötig. "Mit wenig Sprit sah es nicht so beeindruckend aus. Der Haas war da sehr schnell", hadert Hülkenberg.

Gerade das Qualfiying werde sich jedoch als elementar für ein gutes Ergebnis erweisen, meint Hülkenberg. "Du hast heute schon gesehen, dass es hier ziemlich schwierig wird zu überholen", sagt der Emmericher. "Auch die Reifen bauen nicht allzu sehr ab, von daher wird das Qualifying wichtig sein."

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Die in Le Castellet verschiedenen möglichen Linien würden daran im Rennen nichts ändern, keine besondere Überholchance dank Cleverness kreieren. "Möglich ist es, aber das Auto vor dir wird dann immer deine Linie kreuzen. Das fühlt sich dann richtig schlecht an, weil du sofort Abtrieb verlierst und in Schwierigkeiten gerätst", so Hülkenberg zu Motorsport-Magazin.com.

Carlos Sainz: Flicken im Asphalt bringen komischen Griplevel

Wie wenig der Renault-Pilot von einem Überholfest ausgeht zeigt auch seine Antwort auf unsere Nachfrage zur Bedeutung von Kurve sechs, die auf die lange Mistral-Gerade führt. Schlüsselkurve, weil hier der Ausgang passen muss? "Nein, es ist eher der letzte Sektor mit all den flüssigen Kurven", winkt Hülkenberg ab. "Da kannst du viel Zeit verlieren oder gewinnen." Die Renault-Nemesis des Auftakttages beim Heimrennen hat sich eingebrannt.

Das zeigt auch die sehr ähnliche Stimmungslage bei Carlos Sainz. Auch der Spanier geht von keinem Spektakel durch andere Linien aus. Diese werden in Le Castellet noch dazu durch Asphalt-Flicken beeinflusst. Diese waren nötig, weil der Asphalt zuvor bei Sportwagen-Rennen aufgebrochen war. Die Folge für die Formel 1: Punktuell völlig andere Griplevel an manchen Punkten auf der Strecke, auch auf der Rennlinie. "Definitiv", bestätigt Sainz.

Man müsse diese Flicken daher teils umfahren. "Ein komisches Gefühl, habe ich so noch nicht erlebt, das ist schon extrem", meint Sainz. Überholchancen durch verschiedene Linien werde jedoch auch das nicht generieren, so der Renault-Mann. Am Ende gebe es dann doch nur die eine goldene Linie. "Wir sind Formel-1-Fahrer und wissen, woher die schnellste Linie führt", sagt Sainz zu Motorsport-Magazin.com.