Neben der höchst seltsamen Story über Schokoriegel-Beschwerden der McLaren-Mitarbeiter musste sich das Team rund um Fernando Alonso und Stoffel Vandoorne in den Trainings auf die Vorbereitungen für das achte Rennen in der Formel-1-Saison 2018 konzentrieren. Am Vormittag schnitt das Duo relativ enttäuschend ab, erst spät kam es in Fahrt.

"Es fehlt überall etwas der Speed", so Alonso, der nach Platz 16 im FP1 am Nachmittag als Achter in die Top-10 vorstieß. "Alle drei Sektoren halten sich ziemlich die Waage, was die Zeitverluste auf unserer Seite angeht." Mit fast zwei Sekunden auf Hamiltons Bestzeit fehlten am Freitag ein paar Zehntel mehr als sonst auf die Spitze.

Da der Kampf gegen Mercedes, Ferrari und Red Bull für McLaren ohnehin kategorisch ausgeschlossen ist, zählt aber viel mehr der Rückstand auf das schnellste Mittelfeld-Team, welches auf dem Circuit Paul Ricard bisher Haas heißt. Auf den Sechstplatzierten Romain Grosjean fehlten Alonso allerdings stramme acht Zehntel.

McLaren am Freitag mit Experimenten beschäftigt

"Haas scheint in der Gruppe im Mittelfeld etwas vorne zu liegen", beurteilt Alonso den Rückstand recht gelassen. Bei seinem Team ging es am Freitag ohnehin nicht um Performance allein. "Wir haben ein paar neue Dinge ausprobiert in beiden Trainings", so der Spanier. Teamchef Eric Boullier pflichtete ihm bei.

"Für uns ging es an diesem Tag einzig ums Testen und die Korrelation, da wir daran arbeiten unser Verständnis und das Wissen über den MCL33 zu verbessern", so der Franzose. "Diese Arbeiten verliefen positiv. Beide Fahrer berichteten, dass sie mit dem Auto und der Balance zufrieden waren."

Formel 1 2018: Erste Eindrücke vom neuen Frankreich GP: (06:21 Min.)

Alonso und Vandoorne mühen sich mit Le Castellet ab

Bei Stoffel Vandoorne stellte sich dieses Gefühl offenbar wirklich erst zum Schluss ein, nachdem er am Vormittag als Vorletzter komplett ab vom Schuss war. "Ehrlich gesagt hatten wir am ersten Tag zurück auf dem Circuit Paul Ricard gemischte Gefühle. Wir waren im FP1 nicht sonderlich konkurrenzfähig", so der Belgier, der als Zwölfter im zweiten Training allerdings auch acht Zehntel auf Alonso verlor.

"Ich hatte dann ein viel besseres Gefühl für das Auto", erklärt er dennoch. Grund dafür sollen die äußeren Bedingungen gewesen sein. "Der Wind hat es für alle sehr schwierig gemacht, einige haben sich gedreht. Die Windrichtung hat sich dann geändert und das kam uns etwas entgegen", so Vandoorne. Zu den vom Winde verwehten gehörte am Nachmittag auch Alonso, der sich in Kurve drei drehte.

"Es war knifflig, der Wind spielte eine große Rolle", so der zweimalige Champion, der bei seinem kleinen Abflug ungeschoren davonkam. Mit den Bedingungen wird man sich aber wohl arrangieren müssen, wie er glaubt: "Wir sind nah am Meer, im Süden Frankreichs. Wir werden hier also die ganze Zeit etwas Wind haben." Problematischer als sein Dreher war für ihn allerdings ein anderer Zwischenfall.

McLaren verliert Longrun-Daten durch rote Flagge

Durch den Radverlust von Sergio Perez konnte McLaren nicht ausreichend Daten sammeln. "Die rote Flagge durch Checo hat unser Programm unterbrochen. Uns fehlen nun Reifendaten auf dem Longrun", so Alonso, der diese Arbeit am Samstagvormittag nachholen will: "Wir werden versuchen, das im dritten Training aufzuholen." Eine Erkenntnis über die von Pirelli für Frankreich dünner gefertigten Reifen konnte er aber dennoch sammeln.

"Sie sind einfach zu verstehen", sagt Alonso. "Es wird kein Problem damit geben. Wir hatten keine Blasenbildung und kein Graining oder all diese Dinge, die wir vorher befürchtet hatten. Ich denke, die Reifen funktionieren in ihrem Fenster gut." Nachdem es in Montreal einen schmerzhaften Rückschlag in Form eines erneuten Qualifying-Aus im Q2 gab, erhofft sich Alonso für das Zeittraining in Frankreich mehr.

Dort erwartet er allerdings auch McLarens Hauptkonkurrenten im Kampf um Platz vier bei den Konstrukteuren. "Ich denke, Renault wird wieder um das Q3 kämpfen", lautet seine Prognose. Diesen Platz möchte er den Gelben bei ihrem Heimrennen allerdings streitig machen und wie in Barcelona und Monaco in die Top-10 vorstoßen: "Wenn wir hinter Haas sind, wird Renault für uns die größte Herausforderung."