"Ich denke, wenn ich noch ein paar mehr [kritische Fragen] bekomme, könnte ich vielleicht jemandem eine Kopfnuss verpassen!" Mit diesem deftigen Spruch an einen Journalisten in der Pressekonferenz vor dem Kanada GP sorgte Max Verstappen beim siebten Formel-1-Rennen 2018 für Aufregung, Schlagzeilen.

Manch einer schloss aus der dünnhäutigen Reaktion: Der Youngster von Red Bull Racing ist durch seine Krise zum Saisonstart mental angeschlagen. Doch am Rennwochenende gab Verstappen selbst die perfekte Antwort auf der Strecke. Erst Bestzeit in allen Trainings, dann Platz drei im Qualifying - ohne Partymode vor einem Ferrari und einem Mercedes. Zuletzt die Bestätigung im Rennen: Podium, tadellose Leistung.

Max Verstappen angeschlagen? Antwort auf der Strecke und verbal

Auch verbal antwortete Verstappen. "Ich weiß wohl doch noch wie man fährt", funkte der Niederländer nach dem Qualifying an den Red-Bull-Kommandostand. Immerhin hatte selbst sein Team Verstappen nach dem neuesten Monaco-Fehler zuvor ins Gebet genommen. "Es ist nur dieser unbändige Ehrgeiz, immer und in jeder Situation vorne sein zu wollen. (…) Das muss er jetzt eben langsam mal lernen. Geduldig zu sein", sagte etwa Dr. Helmut Marko im Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Der Motorsportberater weiter: "Was wir tun können und auch machen: Ihn aus der Öffentlichkeit so viel wie möglich herauszuhalten und nochmals einzubläuen: 'Wir brauchen ein Resultat.' Wir brauchen nur durchfahren und dann steht er wieder auf dem Stockerl und das Ganze wird sich wieder beruhigen." Das mit der Öffentlichkeit scheiterte durch die Vorladung in die FIA-Pressekonferenz grandios, das mit dem Resultat setzte Verstappen dennoch mustergültig um.

Daniel Ricciardo: Verstappen ist mental sehr stark

Nie einen Zweifel, dass Verstappen genau das gelingen kann, hatte Teamkollege Daniel Ricciardo. Verstappen angeschlagen? Nein, meint der Australier. Die Kopfnuss-Entgleisung dürfe man so nicht interpretieren. "Ich verstehe das. Denn er steht jetzt voll im Rampenlicht. Der Crash im dritten Training (Monaco, Anm. d. Red.) war nur ein kleiner Fehler. Aber selbst jeder kleine Fehler wird jetzt etwas aufgeblasen, denke ich. Das kann frustrierend sein", sagt Ricciardo.

Helmut Marko: Max Verstappen muss Geduld lernen (03:50 Min.)

"Aber am Ende hat er es unter Kontrolle. Ich glaube, er ist mental sehr stark. Er lässt das nicht zu sehr an sich heran", versichert Ricciardo. "Ich verstehe, woher das kommt." Einen weisen Rat gegeben habe er seinem weniger F1-erfahrenen Teamkollegen nicht. Bereit dazu wäre er allerdings. "Wenn er mich etwas fragt, sage ich ihm gerne meine Ansicht dazu. Ich würde da nichts vor ihm verbergen. Aber ich gehe nicht zu ihm, lege den Arm um ihn und sage 'lass mal reden'. Ich denke nicht, dass das meine Rolle ist. Aber wenn er kommt und fragt werde ich offen dafür sein", so Ricciardo.

Doch geht ein Max Verstappen derart auf den Teamkollegen zu? Würde er das nicht eher als Eingeständnis eigener Schwäche, Unsicherheit sehen? Möglich. Zumindest hat der Niederländer Ricciardos Angebot bislang kaum bis nicht genutzt. Er frage nicht viel, berichtet Ricciardo. "Aber wir haben eine ganz gute Beziehung abseits der Strecke. Nach Monaco haben wir nach dem Rennen etwas gesprochen. Am Montag auch. Ich habe ihm vorgeschlagen, ein paar Bier zu trinken, aber da meinte er, ich solle lieber trinken während er nur entspannt", sagt Ricciardo mit einem breiten Grinsen.