Lewis Hamilton musste beim Großen Preis von Kanada einen herben Rückschlag im WM-Kampf 2018 gegen Sebastian Vettel hinnehmen. Während der Ferrari-Pilot souverän zum Sieg fuhr und sich in der Gesamtwertung mit einem Punkt vor Hamilton setzte, wurde das Rennen für diesen zur Zitterpartie. Probleme mit der Motortemperatur bremsten den Mercedes-Piloten von Beginn an ein. Hamilton rechnete schon mit dem Schlimmsten.

"70 Runden lang dachte ich, dass der Motor explodiert", erklärte der amtierende Weltmeister seine Zitterpartie auf dem Circuit Gilles Villeneuve. Schon während des Rennens teilte Mercedes mit, dass es bei ihm ein Problem mit der Motorkühlung gab. Eine Änderung beim Boxenstopp sollte Abhilfe schaffen, doch tatsächlich hielten die Probleme an, die schon auf den ersten Metern des Grand Prix' ihren Anfang nahmen.

"Gleich nach dem Start in Kurve zwei fiel die Leistung. Es kam zu Verzögerungen, die Motorleistung sank und die Power blieb weg", so Hamilton. "Ich hatte noch so einen langen Weg vor mir und ich stand wieder mit mir im Konflikt. Ich wollte pushen um eine Position gutzumachen, aber wenn dann in den letzten Runden der Motor hochgeht... zwei Runden vor Schluss hatte ich riesige Einbrüche bei der Leistung."

Hamilton wollte Ricciardo unbedingt knacken

Hamilton gelang es im ersten Stint zunächst seine vierte Startposition erfolgreich zu verteidigen. In Folge seines Boxenstopps in der 16. Runde verlor er jedoch eine Position an Daniel Ricciardo, der ihn per Overcut überholte. In der Schlussphase des Rennens gelang es Hamilton trotz der Probleme noch einmal, auf den Australier aufzuschließen und Druck auszuüben.

"Ich fuhr mit 120 Prozent und ging echt Risiko, um ihn zu kriegen. Aber mir fehlte die Leistung. Selbst wenn ich näher herankam, gab es keinen Weg vorbei. Ich wollte es unbedingt und gab alles... hier und da gab es eine kleine Chance, aber dann war eine Überrundung im Weg oder ich kam näher und das Auto begann zu rutschen", so Hamilton über die Verfolgungsjagd in den letzten zehn Runden.

Mercedes versuchte Hamiltons Problem beim Boxenstopp zu beheben, Foto: LAT Images
Mercedes versuchte Hamiltons Problem beim Boxenstopp zu beheben, Foto: LAT Images

Hamilton stellt klar: Kühlungsproblem nur ein Ausrutscher

Mercedes-Teamchef Toto Wolff schien ob der verlorenen WM-Führung, welche Vettel nun mit 121 zu 120 Punkten innehat, noch angefressener als Hamilton. Im ORF erklärte er das Problem mit Hamiltons Fahrzeug. "Wir hatten ein kleines technisches Thema, dass die Kühlung nicht so funktioniert hat wie wir es gehofft hatten", so der Österreicher. "Das haben wir einigermaßen in den Griff bekommen, als wir beim Boxenstopp ein paar Teile heruntergerissen haben."

Hamilton stellte nach dem Rennen klar, dass es sich um einen Einstellungsfehler und nicht um ein generelles Problem des Autos handelte. "Wir haben keine Überhitzungsprobleme mit dem Auto. Wir hatten nur hier ein Motorproblem. Etwas funktionierte nicht und das trieb die Temperaturen in die Höhe", so der 33-Jährige. "Das Kühlungslevel war korrekt eingestellt. aber es kam nicht zusammen wie erwartet. Es war ein mechanischer Fehler", bestätigte auch Wolff.

"Die Kühlung war das ganze Wochenende in Ordnung. Auf den Longruns waren die Temperaturen okay, wir konnten Vollgas im Verkehr fahren. Wir hatten einfach ein unvorhersehbares Problem, das uns Leistung gekostet hat. Wir sind was die Leistung angeht weit unter unserem Zielwert gefahren und selbst damit haben wir es noch relativ gut hinbekommen", so Hamilton, der schlussendlich für die 15 Punkte dankbar war.

Hamilton wegen WM unbesorgt: Es werden Dinge passieren

"Wenn ich ehrlich bin wird es in den kommenden Tagen mehr und mehr wehtun. Aber es könnte auch viel schlimmer sein. Ich hätte einen Ausfall haben und 25 Punkt verlieren können", erklärte der viermalige Champion, der schon in Monaco drei Zähler auf Vettel verloren hatte. "Wir haben in zwei Rennen 18 Punkte verloren. Wir fallen was das angeht gerade ein bisschen zurück, aber ich bin nur froh, dass der Motor es geschafft hat. Das war alles, was wir tun konnten."

In Sachen Weltmeisterschaft sieht Hamilton seine Felle längst noch nicht davonschwimmen. "Es ist noch ein langer Weg. Vor uns liegen noch gute und schlechte Tage und du kannst nicht bestimmen oder einschätzen, wann sie eintreten werden", gab er zu bedenken. "Alles was wir tun können ist, uns so gut wie möglich vorzubereiten und die Verluste an den schlechten Tagen zu minimieren und aus den guten Tagen Kapital zu schlagen."

In Anbetracht von noch 14 ausstehenden Rennen ist für ihn vor allem längst noch nicht gesagt, dass die Konkurrenten ungeschoren davonkommt. "Diese Motoren haben noch eine lange Reise vor sich. Es werden Dinge passieren von denen wir jetzt noch gar nicht wissen, was oder wann es sein wird. Deshalb nehme ich dieses Ergebnis so mit und bin dankbar dafür. In zehn Rennen schauen wir zurück und sagen, wir sind Fünfter geworden obwohl es auch nur ein achter Platz oder ein Ausfall hätte sein können."