Für Valtteri Bottas endet der Kanada GP der Formel-1-Saison 2018 mit dem vierten zweiten Platz im siebten Saisonrennen. Der Mercedes-Pilot beklagt sich jedoch nicht darüber, den Sieg erneut knapp verpasst zu haben. Das hat Bottas nämlich auch nicht: Gegen Ferrari-Star und Polesetter Sebastian Vettel war in Montreal kein Kraut gewachsen.

"Von Runde eins an waren sie einfach die schnelleren und konnten das Rennen kontrollieren. Ich habe echt gespusht, aber am Ende wurde es noch etwas knapp mit dem Benzin, deshalb kam Max nochmal ran", berichtet Bottas sogar von größeren Problemen, selbst P2 noch halten zu können, als an eine Attacke auf Vettel zu denken. Tatsächlich: Nicht einmal eine Sekunde Vorsprung rettete der Finne vor dem Red Bull Verstappens ins Ziel.

Bottas trauert Qualifying nach: Mehr ging heute nicht mehr

"Das war das Maximum heute", betont Bottas deshalb. Heute. Am meisten wurmt den Finnen nämlich der vorherige Tag, das Qualifying. "Gestern ging es um Hundertstel. Von der Pole wäre es wahrscheinlich anders gelaufen", meint der Mercedes-Fahrer. "Aber so haben wir von P2 das Maximum herausgeholt", ergänzt der wieder neue WM-Dritte.

Ähnlich sieht es Niki Lauda. Eine Chance gegen Ferrari sei nicht vorhanden gewesen. "Wir konnten hier unseren neuen Motor nicht einsetzen, das ist ein Teil davon. Aber der Ferrari ist als Paket einfach unglaublich. Das Auto und der Motor sind fantastisch, auch beim Benzinverbrauch - sie sind das ganze Rennen über die Hölle gefahren. Da müssen wir jetzt hart arbeiten", konstatiert der Chefaufseher der Silberpfeile bei Sky Sports F1 UK.

Mercedes fehlt gegenüber Ferrari Pace

Das soll nach Ansicht Bottas natürlich möglichst schnell geschehen. "Zweite Plätze sind nicht das Beste für dich als Fahrer, wenn du Rennen gewinnen willst. Aber mehr war heute nicht möglich mit der Position, von der wir losgefahren sind und mit der Pace, die wir hatten. Ferrari war voll da, auch Red Bull war nah an uns dran. Unser Auto war nicht schnell genug. Wir müssen uns als Team verbessern", so der Finne.

Doch waren es nicht einmal die durchwachsene Pace des Mercedes und der Spritverbrauch, die Bottas das Leben in Montreal so schwer machten. Nicht nur am Rennende hatte der Finne viel zu tun mit der Verstappen-Abwehr - auch ganz am Anfang, als Verstappen am Start praktisch schon vorbei war am Silberpfeil. Doch Bottas hielt stark dagegen.

Valtteri Bottas über sein Star-Duell mit Max Verstappen

"Beim Start von der rechten Seite des Grids hat sich der Grip nicht so toll angefühlt. Es war recht staubig und in den Rahmenserien gab es meist fliegende Starts, keine stehenden, sodass dort recht wenig Gummi lag auf der rechten Seite. Die linke war etwas sauberer. Ich hatte etwas durchdrehende Räder, sodass Max innen rein konnte. Aber ich konnte außenherum genug Speed für Kurve zwei mitnehmen - wir haben uns sogar noch leicht berührt, aber es war okay - und konnte den zweiten Platz behalten", schildert der Finne das gewonnene Duell.

Kein großer Nachteil sei die Reifenwahl Mercedes mit den extrem wenigen Hypersoft für das Rennwochenende in Kanada gewesen - zumindest im Rennen. Bottas: "Im Rennen waren der Reifen, auf dem wir gestartet sind, und die Strategie kein Problem. Aber ich denke ehrlich gesagt, dass wir mit ein oder zwei Satz mehr der Hypersofts im Qualifying etwas mehr hätten ausrichten können. Wir hatten nur einen zur Vorbereitung im dritten Training und mussten dann im Qualifying schnell lernen. Aber im Nachhinein sagt sich soetwas leicht."

Dasselbe gelte für den Motor. Durch die Vertagung des Upgrades fuhr Mercedes in Kanada immerhin ein bereits sechs Rennen und Qualifyings altes Aggregat. Musste man schonen, Performance opfern, um die Zuverlässigkeit zu gewährleisten? "Nein, wir sind ihn sogar ziemlich hart gefahren", winkt Bottas ab.