Liberty Media hält auch am siebten Rennwochenende der Formel-1-Saison 2018 in Kanada sein Wort und beglückt die Fans vor Ort mit legendären Boliden aus der Vergangenheit der Königsklasse. Nachdem in Monaco das weltmeisterliche Vater-Sohn-Gespann Keke und Nico Rosberg seine WM-Autos um den Kurs chauffierte, ist in Montreal Jacques Villeneuve an der Reihe. Der Kanadier wird den Ferrari seines unvergessenen Vaters Gilles pilotieren.

Anlass ist der 40. Jahrestag von Gilles Villeneuves Sieg bei dessen Heimrennen in Montreal. Die Ferrari-Legende hatte damals die Premiere der Formel 1 auf dem Straßenkurs auf der Île Notre-Dame, damals noch Île Notre-Dame Circuit genannt, seinen ersten von sechs Grands Prix gewonnen. Jacques wird mit dem Ferrari 312 T3 am Sonntag vor dem Grand Prix die Fahrerparade anführen. "Es ist wirklich besonders und bringt viele Emotionen zurück. Das ist etwas, das für mich sehr schön ist", so der Weltmeister von 1997.

Die Aktion wurde vom Geschäftsführer des Kanada-Organisators Francois Dumontier unterstützt, der wie Jacques Villeneuves Mutter Joann bei der Bekanntgabe auf der Start- und Zielgeraden anwesend war. "Hätten wir es als Skript geschrieben, wäre es abgelehnt worden weil es so unglaublich war," so Villeneuve über den befreienden Triumph seines Vaters vor 40 Jahren, bei dem er selbst sieben Jahre alt war. "Das habe ich nie vergessen. Diesen ersten Sieg zu sehen, nachdem die Saison für ihn so schwierig war."

"Das Team wurde nervös wegen ihm. Für ihn hat dieser Sieg den größten Unterschied der Welt gemacht, was seine Karriere als Fahrer anging. Alles zusammen, das war ein magischer Moment", so Villeneuve weiter. Er selbst konnte bei seinen elf Siegen auf dem Weg zum Vize-Titel 1996 und zur WM 1997 sein Heimrennen nie gewinnen. "Das ist auch toll, denn es wird das erste Mal sein dass ich mit einem Formel-1-Auto in Montreal führe", scherzt er.

Villeneuve über Formel 1 in den 70ern: Wie eine Thunfischdose

Seit 36 Jahren trägt die Rennstrecke in Montreal den Namen seines Vaters. Nachdem Gilles Villeneuve beim Qualifikationstraining zum Großen Preis von Belgien 1982 tödlich verunglückt war, wurde der Kurs in Circuit Gilles Villeneuve umbenannt. Seitdem ziert der Gruß "Salut Gilles" die Start- und Ziellinie und erinnert an den kanadischen Nationalhelden, der sich mit seinem spektakulären Stil auch in die Herzen der Tifosi fuhr und in Italien noch heute unvergessen ist.

Gilles Villeneuve trotzte 1978 in Montreal auf seinem Weg zum Sieg widrigen Bedingungen, Foto: Sutton
Gilles Villeneuve trotzte 1978 in Montreal auf seinem Weg zum Sieg widrigen Bedingungen, Foto: Sutton

"Wenn die Zeit vergeht, gewinnt sie an Bedeutung", so Villeneuve über die Erinnerung an seinen Vater. "Du siehst, was es für die Fans, die Menschen und die Geschichte des Sports repräsentiert. Und jetzt, nachdem ich selbst Kinder habe, fühle ich das auch mehr." Für ihn wird es nicht die erste Ausfahrt im Ferrari des Jahrgangs 1978 sein. Bereits im Jahr 2004 pilotierte er ihn beim weltberühmten Festival of Speed in Goodwood.

"Es ist sehr anders. Es ist im Grunde genommen so, als ob man in einer Thunfischdose sitzt", erklärt der 47-Jährige. "Du kannst deine Füße sehen. Dann montiert jemand ein bisschen Plastik um dich herum, als Hülle, und du fühlst dich sicher. Dabei ist es nur Plastik. Aber es ist trotzdem Wahnsinn, wie fortschrittlich die Autos damals waren."