Zwei lange Jahre lag Daniel Ricciardo die bitterste Enttäuschung seiner Formel-1-Karriere schwer im Magen. 2016 hatte der Red-Bull-Pilot in Monaco dominiert, zeigte zum ersten Mal in seiner Grand-Prix-Karriere, dass er auch ohne Chaos und Fehler der Konkurrenz siegfähig ist - doch sein Meisterstück blieb ihm damals auf schmerzhafte Weise verwehrt. 2018 brachte er es mit dem Sieg im Fürstentum zu Ende.

"Jetzt kann ich 2016 endgültig hinter mir lassen. Das ist meine Wiedergutmachung", so der sichtlich erlöste Ricciardo. Vor zwei Jahren kostete ihm ein verpatzter Boxenstopp den sicheren Sieg. "Ich wurde beschissen", kommentierte der damals untröstliche Australier. 2018 drückte er dem Monaco-Wochenende erneut von Beginn an seinen Stempel auf. Vom ersten Training an lag er in jeder Session an der Spitze. "Ich denke, es war definitiv das beste und befriedigendste Wochenende", so Ricciardo.

Sein siebter Sieg in der Formel 1 hat dadurch eine ganz andere Note als die bisherigen. Zuvor waren Ricciardos Triumphe stets das Resultat eines kühlen Kopfes und einer außergewöhnlich scharfen Rennintelligenz. Wenn die Konkurrenz patzte, war der Honey Badger zur Stelle. So auch bei seinem ersten Sieg in dieser Saison in Shanghai. "Das war ein ganz anderes Rennen als China. Das hier war insgesamt wohl beste Rennen meiner Karriere", erkennt auch Ricciardo den besonderen Charakter dieses Triumphs.

Zur Feier des Tages gab es den seit Mark Webbers Monaco-Sieg im Jahr 2010 obligatorischen Sprung in den Pool von Red Bulls Energy Station. "Ich hoffe, sie haben den Pool neu befüllt. Gestern sah er schon so dunkel aus, ich glaube da hat jeder seine Füße reinhängen lassen", hatte der Strahlemann aus Perth zuvor noch gescherzt. "Vielleicht ist der Hafen sauberer, dann springe ich da rein."

Ricciardo auf heißen Kohlen: Wollte Monaco einfach nur hinter mich bringen

So souverän seine Leistung vom ersten Training an war, so angespannt war der spätere Sieger vom ersten Moment des Wochenendes an. Mit dem dem Wissen, wie 2016 über ein siegfähiges Auto zu verfügen, saß er auf heißen Kohlen. "Ich wünschte, das Rennen wäre morgens um zehn Uhr gewesen um es endlich hinter mich zu bringen", erklärt er. Nach dem 2016 verpassten Sieg war das Gefühl des Drucks unausweichlich.

"Es ist ein langes Wochenende hier. Das Training am Donnerstag zieht es in die Länge. Es ist ein großer Hype", so Ricciardo. "Ich liebe das, es ist das spaßigste Wochenende des Jahres. Aber es ist auch sehr ermüdend. Das Rennen heute war so lang, dann startet es auch noch eine Stunde später. Du versuchst einfach alles bis zum Rennen zu kontrollieren", beschreibt er seine Anspannung. Im Moment des Triumphs fällt es ihm schwer, diesen angesichts dessen zu realisieren: "Es fühlt sich seltsam an, diesen Sieg geholt zu haben."

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Technische Probleme stressen Ricciardo: Dachte es wäre vorbei

Ein Gefühl, das wohl nicht nur mit dem großen Stein zusammenhängt, der Ricciardo an diesem Sonntag in Monte Carlo vom Herzen fiel. Um ein Haar hätte ihm der Renngott wie schon 2016 wieder ein Bein gestellt. Kurz nach dem Boxenstopp klagte Ricciardo noch in der ersten Rennhälfte über einen Leistungsverlust. "Es sah so aus als hätten wir alles unter Kontrolle, doch ein paar Runden nach dem Boxenstopp ging ich aufs Gas und es fühlte sich so an, als ob ich nur noch die halbe Leistung hätte", erklärt Ricciardo, der von diesem Moment an ohne MGU-K unterwegs war.

"Ich dachte, dass mein Rennen in ein paar Kurven vorbei ist. Es kam so plötzlich", fügte er an. Das Team suchte nach einer Lösung, doch bald war klar, dass der Defekt irreparabel war: "Nach ein paar Runden war ich genervt und fragte, ob wir etwas machen können. Aber sie sagten nein und dass es für den Rest des Rennens so sein würde." Vettel, den er zuvor noch sicher kontrolliert hatte, hing Ricciardo plötzlich im Getriebe.

"Ich musste sehr viel an den Schaltern verstellen. Es hat geholfen, dass das Überholen hier sehr schwierig ist und dass wir mit den Reifen gut zurechtgekommen sind", so Ricciardo, der etwa 50 Runden in diesem Zustand durchhalten musste und dabei nur bis in den sechsten Gang schalten konnte. "Ich konnte das Rennen dann nicht besonders genießen. Ich habe mich nur um die Probleme gekümmert."

Ricciardo ging nach seinem Monaco-Sieg standesgemäß baden, Foto: Sutton
Ricciardo ging nach seinem Monaco-Sieg standesgemäß baden, Foto: Sutton

Ricciardos Monaco-Odyssee: VSC-Phase musste nicht sein

Als wäre das noch nicht nervenaufreibend genug, musste Ricciardo sechs Runden vor Schluss aufgrund des Unfalls zwischen Charles Leclerc und Brendon Hartley auch noch eine VSC-Phase über sich ergehen lassen. "Ich sah die Wrackteile in der Schikane und wollte von all dem nichts wissen. Ich wollte das Rennen einfach nur beenden. Es hat sich schon lang genug angefühlt", beschreibt er seine Odyssee.

"Ich war froh, dass es ein VSC und kein Safety Car war. Denn mit den Problemen wäre ich am Restart wohl verwundbar gewesen. Aber ich hatte keine Lust darauf, in den letzten paar Runden noch angreifbar zu werden. Wir hatten schon 72 gefahren..." Die VSC-Phase hatte sich nach zwei Runden erledigt und wider Erwarten war er am Ende der große Profiteur. "Letztendlich hat es mir geholfen, denn Seb hat hinter mir Zeit verloren. So hat es die letzten Runden einfach nur noch ein bisschen länger gemacht."

Ricciardo: Monaco-Sieg hat meinen Marktwert gesteigert

Mit zwei Siegen und 72 WM-Punkten liegt Ricciardo in der Gesamtwertung nun an dritter Stelle. Trotz zweier Ausfälle ist das erste Saisonviertel für die Schlüsselfigur auf dem Transfermarkt 2019 damit durchaus als Erfolg zu werten. Marktwert gesteigert? "Ja", glaubt Ricciardo. "Mal sehen, was der Rest denkt. Ich kann mich ja nicht selbst bezahlen. Aber ich habe in den ersten sechs Rennen mit zwei Siegen sicher einen wirklich guten Job gemacht."