Um ein Haar hätte Lewis Hamilton beim Qualifying in Monaco zumindest noch den Ferrari von Titelrivale Sebastian Vettel hinter sich gelassen. Trotz des Aufbäumens im Q3 reichte es für den WM-Leader am Ende nur zum dritten Startplatz. Aus Sicht der Silberpfeile war dieses Abschneiden absehbar und damit unter dem Strich kein Beinbruch. Hamiltons Zufriedenheit hielt sich dennoch in Grenzen.

Mit Red Bull und Daniel Ricciardo sah man sich nach den Trainings ohnehin nicht in einer Liga. Dass Hamilton nach dem ersten Schuss im Q3 allerdings an zweiter Stelle lag, war alles andere als selbstverständlich. "Lewis war genau dort, wo es mit dem Auto hier möglich war", stellt Teamchef Toto Wolff klar, dass die Leistung seines Piloten das Maximum war.

Ganz ähnlich sah es auch Hamilton als Motorsport-Magazin.com von ihm und Sebastian Vettel wissen wollte, ob die DNA ihrer Autos dem Red Bull in Monaco einfach nicht gewachsen ist. Während Vettel recht ausführlich antwortete, entgegnete Hamilton weniger auskunftsfreudig lediglich mit "DNA". Keine weiteren Fragen also, war die Niederlage gegen Red Bull und Ferrari für ihn sowieso vorherbestimmt.

"Wir wussten, dass wir hier nicht die Schnellsten sein würden. Wir wussten, was dieses Wochenende passieren würde. Es fühlt sich also nicht toll an, aber es ist ja nur ein Rennen", so der Brite weiter, der zuletzt in Spanien die Konkurrenz noch nach Belieben dominiert hatte. Fahrerisch, so glaubt er, hätte er das in Monaco durchaus wiederholen können.

Hamilton bringt entscheidenden Run im Q3 nicht durch

"Es war eine gute Session. Wir haben das Bestmögliche aus dem Auto herausgeholt und es lief gut. Uns hat wirklich nur wenig gefehlt" so der 33-Jährige, der bei seinem letzten Run im Q3 mit der absoluten Bestzeit im ersten Sektor aufzeigte, die Runde aber nicht durchbrachte. "Ich war erst glücklich mit meiner letzten Runde. Ich war zwei Zehntel vorne aber habe es im mittleren und im letzten Sektor verloren", erklärt er.

"Lewis ging einfach der Grip aus. Es ist nicht einfach, mit den Reifen hier den Grip über alle drei Sektoren hinweg aufrechtzuerhalten", so Wolff. Dass Hamilton die letzte schnelle Runde im Q3 nicht durchbrachte, wurmte ihn sichtlich - schließlich hätte er seinen größten Rivalen im Kampf um die WM noch erwischen können: "Für die Pole wäre das zwar sowieso nicht genug gewesen, aber es hätte einen Unterschied gemacht, denn ich wäre Zweiter gewesen."

Gab sich Hamilton nach außen von der Schlappe gegen Vettel leicht angefressen, bekräftigte Wolff, dass der viermalige Weltmeister mit der Schadensbegrenzung nicht ganz unglücklich war: "Ich habe gesehen, dass Lewis happy war. Aber Platz drei - das gibt dir natürlich nie die ultimative Befriedigung. Doch wenn das das Maximum des Autos ist, dann kannst du es sein und ich denke auch, dass er es war."

Hamilton klagt über Strategie-Armut wegen Pirelli-Reifen

Mercedes war die Verzweiflung angesichts des Rückstandes gegenüber Red Bull und Ferrari im Q2 anzusehen, als Hamilton und Bottas auf dem Ultrasoft ausrückten. Die Alternativstrategie, mit der man der Konkurrenz am Sonntag im ersten Stint ein Schnippchen schlagen wollte, verkam jedoch schnell zur Luftnummer. "Toll lief das nicht", so Hamilton, der genau wie der Teamkollege nach einem Versuch zurück auf den Hypersoft wechselte.

Damit wird er auf der gleichen Mischung wie der Rest seiner direkten Konkurrenz ins Rennen gehen. Strategisch bleibt bei der damit diktierten Einstopp-Strategie nicht mehr viel Spielraum, um das Blatt noch zu wenden. "Ich denke das wird das Ziel sein, was hier nicht sehr gut ist. Sie sollten uns dazu zwingen, mehrere Hypersofts oder Ultrasofts einzusetzen", klagt Hamilton. "Besonders auf einer Strecke, wo du nicht überholen kannst."

Aufgegeben wird bei ihm aber trotzdem nicht. Dass auch an schwierigen Wochenenden noch ein Sieg herausspringen kann, erlebte Hamilton vor nicht allzu langer Zeit in Baku. "Es ist ein langes Rennen. Mein Ziel ist es, mit ihm (Daniel Ricciardo, Anm. d. Red.) die Plätze zu tauschen", kündigt er die Attacke auf Ferrari und Red Bull an.