Force India entpuppte sich zum Start der Formel-1-Saison 2018 als eines der größten Sorgenkinder der Königsklasse. Sehr spät wurde der neue Bolide fertig, zu den Testfahrten brachte man nur ein abgespecktes Paket, erst später beim Saisonstart in Melbourne debütierte eine regelrechte B-Version, die zudem schnell mit größeren Updates veredelt werden sollte.

Doch in Australien lief es noch immer nicht für den Rennstall mit dem kleinen Budget, auch die Updates zündeten nicht so, wie Windkanal und CFD versprachen. Einen neuen Frontflügel etwa hat Force India vorübergehend komplett einmotten müssen. Dennoch: Mühsam ernähren sich die Eichhörnchen auch in Indien. Zuletzt ging es Stück für Stück aufwärts.

Monaco: Force India sieht sich stärker als Training-Ergebnis zeigt

Auch im Training zum Monaco GP war das ersichtlich, wenngleich erst auf den zweiten Blick. Vorne rein wie etwa schon in Baku fuhren Esteban Ocon und Sergio Perez zwar nicht, verpassten im relevanteren zweiten Training sogar beide die Top-10 des Klassements. Doch bei den Longruns sah das Ergebnis schon erfreulicher aus. Damit nicht genug, hielt sich auch auf eine schnelle Runde der Rückstand klar in Grenzen.

"Es ist sehr eng hier", berichtet Esteban Ocon. Tatsächlich hätten für beide fast zeitgleichen Force India nur je drei Zehntel gefehlt, schon wären sie Nummer eins im Mittelfeld - vor Renault und McLaren. Deshalb lebt für das kommende Wochenende die Hoffnung sehr. "Wenn du hier nur einen kleinen Schritt machst, bist du gleich vor jeder Menge Leuten", sagt Ocon.

Perez: Wir können um Q3 kämpfen

"Es wird sicher ein unglaublich enger Kampf im Mittelfeld, aber wenn wir unseren Job in den nächsten Tagen gut machen, können wir um einen Platz im Q3 kämpfen", bestätigt Teamkollege Perez. Was Force India zusätzlich optimistisch stimmen kann: Groß auf Bestzeiten-Jagd - bewusst - war man am Donnerstag im Training ohnehin noch gar nicht.

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Vielmehr feilte das Formel-1-Team weiter daran, sein Paket insgesamt zu optimieren, Funktionstest zu fahren. "Wir haben viele Experimente zwischen den Autos gemacht, einige Setup-Wechsel vorgenommen", berichtet der Technische Direktor, Andy Green, von einem etwas anderen Programm im Fürstentum. Damit bezieht sich Green auch auf erneute Updates. Die seien in Monaco zwar besonders schwierig zu evaluieren, dennoch versucht es Force India mit einem neuen Heckflügel und neuen Hinterradaufhängen.

Force India testet Upgrades: Noch ordentlich Zeit im Auto

Doch habe nicht nur das die Zeiten schlechter dastehen lassen, die wahre - bessere - Performance kaschiert, so der Ingenieur. "Keine der Fahrer hatte auch eine saubere Runde. Es ist noch Zeit im Auto. Es sollte klasse werden", hofft Green. "Unser Ziel ist, das Q3 zu erreichen", winkt der Technikchef nur schmunzelnd mit einer Performance-Kampfansage ab, ob Q2-Aus, dafür freie Strategiewahl nicht sogar besser seien. "Renault ist das Team, das es zu schlagen gilt. Aber wir sind nah dran und geben nicht auf. Es liegt noch viel Weg vor uns", so Green über Monaco, aber auch den gesamten weiteren Saisonverlauf.

Von alleine kommt all das jedoch nicht. "Generell ist das Gefühl im Auto gut, aber wir müssen die Balance noch verbessern und zum Qualifying etwas mehr Rundenzeit rausquetschen", mahnt Perez. "Es ist hier schwieriger, die Balance richtig hinzubekommen. Wir müssen da noch die richtigen Kompromisse finden, auch weil der Unterschied zwischen Ultrasoft und Hypersoft so groß ist", bestätigt Ocon im selben Duktus.

Schrottgefahr Monaco: Frontflügel kommt erst in Frankreich

"Wir müssen also noch am Auto arbeiten. Es ist noch nicht perfekt. Wir haben es aber schon verbessert, müssen jetzt aber noch an Details arbeiten, um es richtig pushen zu können", so Ocon. So ganz bewusst scheint sich Force India jedoch noch nicht, geht es um die Gründe der insgesamt soliden Vorstellung. Ocon: "Wir sehen etwas schwach im letzten Sektor aus, da müssen wir uns am meisten dran arbeiten machen. In denen, in denen wir uns schwächer erwartet hatten, sehen wir etwas besser aus. Das ist etwas komisch."

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Nicht Teil des Monaco-Updates ist unterdessen nach wie vor der neue Frontflügel. Dabei wäre er einsatzfähig. "Er ist jetzt rennfertig und wird einen guten Performance-Sprung bringen", verkündet Green. Das Problem: Erst zwei finale Exemplare wurden gefertigt. "Und die wollen wir hier jetzt nicht riskieren", erklärt Green mit großem Schrott-Potential in Monaco. Debütieren sollen die Frontflügel deshalb erst in Frankreich. Auf dem 'Parkplatz' von Paul Ricard geht zumindest an Leitplanken auch ganz sicher nichts zu Bruch …