Wo, wenn nicht in Monaco? Auf keiner anderen Rennstrecke im Formel-1-Kalender wird McLaren von Konkurrenz und Experten so hoch geschätzt wie im Leitplankenkanal des Fürstentums. Fernando Alonso blieb dem prestigeträchtigen Rennen in Monte Carlo 2017 für seinen Einsatz beim Indy 500 fern, während seine Vertretung Jenson Button zusammen mit Teamkollege Stoffel Vandoorne die Top-10 enterte.

Da liegt die Vermutung nahe, dass Alonso sich bei seinem Comeback in Monaco noch ein paar Reihen weiter nach vorne fährt und vielleicht sogar bis aufs Podium vordringt - oder etwa nicht? "Es ist unwahrscheinlich", sieht der Asturier was seine Chancen auf Edelmetall am kommenden Sonntag angeht eher schwarz. Wünschen tut er sich selbstverständlich etwas anderes: "Ich hoffe, dass ich falsch liege und wir besser als erwartet performen."

Aber selbst die beeindruckende Leistung von McLaren im vergangenen Jahr lässt ihn nicht vom großen Sprung in die Reihen von Mercedes, Ferrari und Red Bull träumen. "Wir sind hier in den letzten Jahren immer mit Erwartungen angereist und normalerweise liefern wir hier auch besser ab. Aber in Barcelona waren wir immer noch 1,7 Sekunden von der Pole weg. Hier sind es dann vielleicht nur 1,1 Sekunden, aber das ist dann immer noch eine Sekunde."

"Das ist immer noch ein sehr großer Abstand zu den Top-Teams. Es sind sechs Autos die vor allen anderen liegen und es wird nicht einfach, dazwischen zu kommen." Die Hoffnung, in Monaco mit einem unterlegenen Team in Monaco den großen Coup zu landen, hat sich laut ihm ohnehin noch nie bestätigt. "Wir haben noch nie ein Auto aus dem Mittelfeld oder ein langsames in Monaco gewinnen sehen."

Alonso: Schnellstes Auto in Monaco fast Sieg-Garantie

"Es sind immer die besten Teams, die hier eine Ecke vor dem Rest liegen. Wenn du hier das schnellste Auto hast, kommt es nur darauf an das Qualifying und das Rennen anständig und ohne Fehler über die Bühne zu bringen", so Alonso, der in Monaco 2006 mit Renault und im darauffolgenden Jahr mit McLaren siegreich war und demzufolge nur zu gut weiß, wovon er redet.

Seine realistische Einschätzung bewegt sich eher in dem Bereich, wo sich McLaren 2017 aufhielt. Damals gelang Button und Vandoorne mit den Positionen neun und zehn im Qualifying der Sprung ins Q3. Wobei angemerkt werden muss, dass der Belgier seinen Boliden im Q2 in die Wand setzte und am letzten Segment nicht teilnahm. "Ich denke, irgendwo zwischen Platz fünf und Platz zehn wird unsere Zielsetzung sein. Beide McLaren im Q3 und in den Punkten, das ist es, was das Team hier von uns sehen will."

Bisher klappte es lediglich in Spanien mit dem Q3, und das auch nur für Alonso. Um in Monaco ein zählbares Resultat einzufahren, darf es am Samstag keine weitere Enttäuschung geben, wie sie Alonso und Vandoorne 2018 mit dem Aus im Q2 schon häufig verkraften mussten. "Das Qualifying ist der Schlüsselmoment für dieses Rennen. 99 Prozent werden vom Qualifikationsergebnis entschieden. Wir müssen das dieses Wochenende also zu unserer Priorität machen", mahnt Alonso.

Formel 1 2018: Lustiges Monaco GP-Tippspiel (18:36 Min.)

Alonso: Zum ersten Mal Monaco mit den schnellsten F1-Autos

Bevor er über Rennergebnisse nachdenken kann, gilt für Alonso aber erst einmal, sich nach einem Jahr Abstinenz in Monaco zu akklimatisieren. "Es wird interessant, wie die breiten Autos mit den Regeln von 2017 sich hier fahren." Besonders auf den letzten Sektor freut er sich. Den hatte schon Button im Vorjahr gepriesen, nachdem, er laut eigenen Angaben schnell wie nie zuvor durch die Schwimmbad-Passage gebrettert war.

"Ich mag den letzten Streckenabschnitt. Im Schwimmbad nimmst du fahrt auf und kannst das Auto ein bisschen bis an sein Limit fahren. Das ist normalerweise der Teil, den ich genieße", so Alonso, für den Monaco auch 15 Teilnahmen nichts von seiner Faszination verloren hat. "Es ist eine einmalige Erfahrung. Es ist das Rennen, das wir alle gewinnen und gut performen wollen. Alle schauen Monaco im Fernsehen an und du willst Teil dieser Show sein."

Ein weiterer Vorteil von Monaco: Nicht im schnellsten Auto zu sitzen tut in erst später weh. "Du fühlst die Geschwindigkeit und das Risiko auf der Runde. Du fühlst dich so schnell, bis du die Zeiten siehst und feststellst, dass du nur Achter bist und sieben Fahrer schneller waren als du", so der zweimalige Weltmeister mit einem Augenzwinkern.