Ein Geheimfavorit der keiner mehr ist? Vor dem Formel-1-Rennen in Monaco glauben nicht wenige daran, dass Red Bull realistische Chancen hat, Ferrari und Mercedes in die Suppe zu spucken. "Die wollen vielleicht auch nur Druck von ihren eigenen Schultern nehmen", scherzt ein wie immer gut aufgelegter Daniel Ricciardo und fügt an: "Aber 0,7 Sekunden wie in Barcelona sollten wir hier nicht zurück sein."

Die einzigartige Charakteristik der Rennstrecke im Fürstentum kommt dem Boliden des Brausekonzerns entgegen: Viele Kurven, quasi keine Geraden. Gebetsmühlenartig wiederholen sich an den restlichen Wochenenden die Klagen aus dem Red-Bull-Lager. Noch immer liegt Renault relativ deutlich hinter Mercedes und Ferrari, vor allem im Qualifying. Monaco jedoch ist die einzige Strecke im Kalender, auf der die Leistung kaum zählt.

Entsprechend gut ist die Stimmung auf der Monaco-typisch schwimmenden Energy Station. Trotzdem gibt Max Verstappen den Pragmatiker: "Hier gibt es keine Geraden. Der Motor-Nachteil ist nie weg, er ist auf jeder Strecke da, aber es ist einfach besser hier."

Red Bull: Verlieren wegen Motor 0,5 Sekunden im Qualifying

Teamkollege Daniel Ricciardo rechnet vor: "Wenn wir im Qualifying in Barcelona auf den Geraden fünf Zehntelsekunden auf Ferrari verloren haben, dann sind es hier vielleicht noch zwei. Und zwei Zehntel kannst du mit viel Vertrauen ins Auto und einer guten Balance locker reinholen." Verstappen stimmt zu: "Mit zwei Zehntel kommen wir klar."

Immer wieder wird auch der letzte Sektor in Barcelona als Vergleich herangezogen. Der besteht ausschließlich aus langem Kurven und einer Schikane. Der Sprint von der Zielkurve bis zur Zeitnahme ist relativ kurz. Dort schlug sich Red Bull vor anderthalb Wochen mehr als achtbar.

Wirft Monaco-Setup Red Bull zurück?

Aber was passiert, wenn sich alle Teams speziell auf Monaco einstellen? Schließlich will man in Barcelona nicht nur im letzten Sektor schnell sein, sondern auf die gesamte Runde. Wird der Red-Bull-Vorteil also vielleicht überbewertet? "In Monaco stimmen alle ihr Auto auf Sektor drei ab", scherzt Ricciardo, weiß aber um die Thematik.

Andere sehen den Faktor Monaco-Abstimmung eher andersrum: Weil Red Bull auf anderen Strecken die Flügel flacher stellen muss, um das Motorendefizit etwas auszugleichen, profitieren die Bullen erst in Monaco richtig von ihrem guten Chassis. Im Fürstentum stellt jeder die Flügel auf Anschlag.

"Wir haben hier keine Garantie, dass wir stark sind, aber unsere DNA im Auto ist solide und wir sollten besser als letztes Jahr sein", glaubt Ricciardo. "Vielleicht so wie 2016, als wir zwar nicht ganz aus eigener Kraft gewinnen konnten, aber unter den richtigen Umständen. Wenn alles zusammenpasst, kann es klappen."

Aber war es zuletzt wirklich nur der Motor, der im Qualifying den großen Rückstand brachte? Nicht wenige glauben, dass Red Bull auch Probleme damit hat, die Reifen auf eine Runde zum Arbeiten zu bekommen. "Das kann vielleicht ein bisschen sein. Mit Ultrasoft-Reifen und bei kalten Bedingungen könnte das hier in Monaco ein Problem sein, aber wir haben die Hypersoft und die Sonne kommt raus."