Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem Monaco GP: (06:24 Min.)

Das sechste Rennen im Kalender 2018 führt die Formel 1 zum Saisonhighlight in den Straßen Monacos. Im Fürstentum werden die Karten für Mercedes, Ferrari, Red Bull und auch die Teams im heißumkämpften Mittelfeld komplett neu gemischt - denn keine Rennstrecke ist so speziell wie der Leitplankenkanal von Monte Carlo. Gelingt Lewis Hamilton der dritte Sieg in Folge, oder kann Sebastian Vettel im WM-Kampf nach zuletzt mäßigem Erfolg zurückschlagen? Oder lacht am Ende gar einer der beiden Red-Bull-Piloten oder Fernando Alonso am lautesten? Die Brennpunkte für Monaco 2018.

Brennpunkt #1: Gelingt Hamilton der Sieg-Hattrick?

Der extrovertierte Champion und das Fürstentum: Auf den ersten Blick sind Lewis Hamilton und Monaco eine mehr als passende Kombination. Tatsächlich war der Mercedes-Pilot in den Straßen Monte Carlos bisher nicht so erfolgreich, wie es den Anschein macht. Lediglich 2008 und 2016 konnte er dort gewinnen. Mit 74 an der Zahl der Pole-Position-Rekordhalter in der Formel 1, gelang Hamilton das Kunststück in Monaco 2015 bisher lediglich ein Mal. Aber sollte der WM-Leader nach zwei Siegen in Folge nicht trotz der überschaubaren Erfolge in Monaco vor Selbstvertrauen strotzen?

"Nein, nicht wirklich", so Hamilton, der 2017 mit dem Aus im Q2 und dem daraus resultierenden 13. Startplatz eine seiner schwächsten Performances der letzten Jahren ablieferte. "Es ist unsere Hass-Strecke." Eine Liebeserklärung an den legendären Straßenkurs hört sich anders an. "Wenn das Wetter dort gut ist, ist das für uns nicht gut", so der 33-Jährige über die Chancen von Mercedes. Nach momentanem Stand könnte ihm Petrus am Rennwochenende sogar mit einem ordentlichen Regenguss entgegenkommen.

Der Aufschwung in Barcelona, der wohl auch Pirellis dort eingesetzter Reifenkonstruktion geschuldet war, beruhigt ihn im Hinblick auf Monaco jedenfalls kaum. Eine Trendwende zugunsten von Mercedes? "Es ist etwas zu früh, um das zu sagen", so Hamilton. "Wir verstehen Rennen für Rennen die Reifen besser, aber den Kampf kämpfen wir alle. Wir könnten beim nächsten Rennen wieder Probleme damit bekommen."

Brennpunkt #2: Ist Monaco Red Bull-Land?

Es ist mittlerweile eine unendliche Geschichte: Red Bull und die Hoffnung auf die vielzitierten Chassis-Strecken. Erfüllt haben sich diese im laufenden Jahr noch nicht. Daniel Ricciardos Sieg in China war ein glücklicher, doch in Monte Carlo dürfte sich den Bullen erstmals 2018 eine reelle Chance bieten. 2016 dominierte Ricciardo und verlor den Sieg nur aufgrund eines Fehlers der Boxencrew. Vergangene Saison war Max Verstappen im Qualifying bis auf drei Zehntel an der Pole-Zeit von Kimi Räikkönen dran.

In Anbetracht dessen, dass der RB14 in Sachen Performance eine ganze Ecke näher an Mercedes und Ferrari dran ist als sein Vorgänger, könnte es dem Team in Monaco tatsächlich gelingen, die Konkurrenz zu überrumpeln. "In den letzten paar Saisons war Red Bull in Monaco immer stärker", zeigt sich Verstappen zuversichtlich. "Ich freue mich auf das Wochenende." Im Gegensatz zu seinem Teamkollegen konnte er in Monte Carlo aber noch nicht glänzen.

Der wiederum schwärmt für den prestigeträchtigsten aller Grands Prix und ist dank dem letzten Rennen guter Dinge. "Das Ermutigende aus Barcelona ist, dass wir im letzten Sektor dort schnell waren und das ist wohl das, was Monaco am nächsten kommt", so Ricciardo. Sollte sich dies bewahrheiten, liegt es aber immer noch an Verstappen und ihm, ein Top-Resultat zu verwirklichen. Bisher machte das Duo in der Saison 2018 einige Fehler und gerade in Monaco darf sich das nicht wiederholen.

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Brennpunkt #3: Beendet Vettel seine Sieglos-Serie?

Auf dem Papier gibt es wahrlich nicht viel, das gegen einen erneuten Monaco-Sieg von Sebastian Vettel spricht. In Barcelona war der SF71H erstmals in dieser Saison nicht siegfähig. Unter dem Strich ist der Ferrari bisher aber das konstanteste Auto gewesen und der Circuit de Barcelona-Catalunya ist, so sehr Red Bull auch darauf pocht, für Monaco nicht allzu richtungsweisend. "Wir sind klar geschlagen worden, aber in Monaco ändert sich so viel", weiß auch Vettel.

"Die Strecke, die Reifen. Da sollte man daran glauben, dass man es drehen kann. Ich wüsste nicht, warum wir nicht stark sein sollten", ist der viermalige Weltmeister optimistisch. Von Mercedes-Teamchef Toto Wolff bekam sein Team deshalb gleich einmal die Favoritenrolle zugeschustert. "Wir gehen nicht als Favoriten in das Wochenende - das sind Red Bull und Ferrari. Red Bull ist in langsamen Kurven stark und wenn die Höchstgeschwindigkeit auf der Geraden weniger entscheidend ist. Ferrari hat unterdessen im vergangenen Jahr dort dominiert."

Brennpunkt #4: Rekordjagd mit Hypersoft-Reifen?

In Monaco ist es endlich soweit. Zum ersten Mal in der Saison 2018 kommt Pirellis neuer weichster Reifen zum Einsatz. Die Einführung des Hypsersofts haben die Piloten nicht zuletzt der Rennstrecke in Monte Carlo zu verdanken, denn im vergangenen Jahr klagten sie über die zu harte Ultrasoft-Mischung, die sich nur widerwillig auf Temperatur bringen ließ. Auf dem Papier soll der Hypersoft bis zu einer Sekunde schneller sein. Neue Rekorde auf dem 3,337 Kilometer langen Kurs dürfte damit nur Formsache sein.

2017 fuhr Räikkönen im Zeittraining mit 1:12.178 Minuten einen neuen Streckenrekord. Dieser sollte am Samstag, sofern sich an der Wettervorhersage nichts ändert, problemlos zu unterbieten sein. Im Rennen fuhr Sergio Perez mit 1:14.820 Minuten den Rundenrekord, als er gegen Rennende mit einem leichten Auto auf frischen Ultrasoft-Reifen unterwegs war. Diesen zu schlagen könnte sich schwieriger gestalten, denn die Piloten werden den Hypersoft im Normalfall möglicherweise nur zu Rennbeginn mit viel Benzin im Tank fahren.

Brennpunkt #5: Gibt es eine Monaco-Überraschung?

Monaco ist seit jeher für Underdog-Sensationen bekannt. Wer erinnert sich nicht an den Sieg von Olivier Panis im Jahr 1996, als im Regenchaos von Monte Carlo nur drei Autos die Zielflagge sahen. 2016 landete Sergio Perez als Dritter auf dem Podest - ebenfalls bei wechselhaften Bedingungen. Regen garantiert in Monaco fast schon derartige Ergebnisse und auch 2018 ist für den Sonntag wieder Nass von oben vorhergesagt. Doch auch ohne kann das Feld auf der anspruchsvollen Rennstrecke schnell durchgemischt werden. Eine Safety-Car-Phase genügt, um mit einem richtigen taktischen Schachzug nach vorne zu kommen.

2018 muss man was das angeht in erster Linie Fernando Alonso auf dem Zettel haben. Der McLaren funktionierte schon vergangene Saison gut, als der Spanier sein Cockpit an Jenson Button übergab um beim Indy 500 zu starten. Dieses Jahr ist er anwesend und es könnte endlich seine große Stunde seit der Rückkehr zu McLaren schlagen. "Monaco ist eine dieser Rennstrecke, auf der die Chancengleichheit steigt. Es ist ein bisschen so, als würde man einen Würfel werfen", so Alonso. Neben ihm muss allerdings auch mit mindestens zwei weiteren Namen gerechnet werden.

Force-India-Pilot Sergio Perez zeigte zuletzt in Baku eindrucksvoll, dass er auch ohne Regenchaos aufs Treppchen fahren kann. Der Mexikaner kann chaotische Rennen offenbar besser lesen als viele seiner Konkurrenten und trifft wenn es drauf ankommt die besten Entscheidungen. Auch Haas-Pilot Kevin Magnussen könnte unter den richtigen Voraussetzungen ein Kandidat für Edelmetall sein. Der Däne fährt 2018 vielleicht so gut wie nie zuvor und sollte der VF-18 in Monaco funktionieren, wird es schwer sein ihn im Mittelfeld zu schlagen.