Red Bull Racing wird im Qualifying zum Spanien GP der Formel 1 in Barcelona hart auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Nach einem starken Freitag mit den neuen Upgrades für den RB14 gaben sich Max Verstappen und Daniel Ricciardo noch ziemlich zuversichtlich. Doch während die Longruns der Bullen stark aussahen, zeigte sich dann spätestens am Samstag: Qualifying-Pace hat der Red Bull noch immer nicht.

Stramme sechseinhalb Zehntel fehlten sowohl Verstappen und Ricciardo - im Qualifying in Barcelona bis auf zwei Tausendstel zeitgleich - auf die Pole Position von Lewis Hamilton. Auch dessen Teamkollege und die Ferrari waren ein gutes Eck enteilt. Einzig Kimi Räikkönen hätte zumindest Verstappen eventuell schnappen können, so Teamchef Christian Horner. Doch baute der Niederländer im ersten Sektor seines letzten Runs einen dicken Schnitzer ein.

Daniel Ricciardo: Alles lief gut, dann sah ich Hamiltons Zeit

So mussten sich die beiden Red-Bull-Piloten nur mit den Resten abfinden, die Ferrari und Mercedes übrig ließen, sprich Startreihe drei - was natürlich weder Verstappen noch Ricciardo sonderlich begeisterte. Ganz im Gegenteil. Vor allem der Australier war gefrustet, stieß beim Blick auf das Ergebnis fast schon einen Schrei des Entsetzens aus.

Dabei fühlte sich der Australier eigentlich sogar gut, extrem wohl im Red Bull RB14. "Ich dachte, dass alles in Ordnung war. Das Auto hat sich gut angefühlt. Wir sind mit verschiedenen Reifen und Einstellungen im 1:16.8 gefahren. Das schien das Limit des Autos zu sein - aber das hat sich überhaupt nicht schlecht angefühlt", so Ricciardo.

"Doch dann habe ich die 16.1 [Hamiltons Pole-Zeit] gesehen. Das hat wehgetan. Es ist anders, wenn sich das Auto nicht so gut anfühlt. Aber das war nicht so. Wir haben einfach nicht die Quali-Pace", resümiert Ricciardo das trotz Update ganz offensichtlich weiter große Problem Red Bulls. "Ich dachte aber, dass da heute mehr drin sein würde. Es war ja nicht schlecht, wir haben uns verbessert, etwas mehr können wir auch noch holen, aber nicht sieben Zehntel. Selbst wenn wir Lewis' Zeit vergessen - Seb ist auch noch eine halbe Sekunde weg."

Zumindest gewaltig überrascht ist Ricciardo jedoch nicht. Eine Sache werde sich wohl nie ändern. "Wir verlieren auf den Geraden etwas. Vor allem Sektor eins ist hier voll Power. Nur für Monaco können wir optimistischer sein jetzt", ergänzt der Australier.

Max Verstappen: Red Bull in Kurven jetzt noch stärker

Warum, erklärt Verstappen. In den Kurven ohnehin schon stark, sei der Red Bull dort jetzt noch einmal deutlich besser geworden - dank des Upgrades. "Wir haben das Ziel erreicht. Soweit, so gut. Das Auto ist gut, vor allem im letzten Sektor. Ich kann mich nicht über da Auto beschweren. Das zeigt viel Fortschritt - auch für Monaco und das Layout dort. Wir haben mehr jetzt vorne und hinten noch mehr Downforce. Das war das Ziel. Wir hatten überall kein großes Problem, aber mehr Abtrieb ist immer gut", sagt Verstappen.

In Anbetracht der üblichen Leistungsschwäche stimmt den Niederländer sogar das Resultat im Spanien-Qualifying zumindest noch halbwegs versöhnlich. "Es war schon okay. Denn man muss bedenken, dass man von der ersten bis zur vierten Kurve Vollgas fährt und auch von Kurve 7 bis 10 wieder viel Speed braucht. Es ist so gesehen sicherlich nicht die ideale Strecke für uns. Das hat alles mit dem Motor-Modus zu tun. Seit vier Jahren", so Verstappen über Mercedes. "Das kommt nicht, weil wir mehr Abtrieb fahren, da musst du unser Auto nur mal neben die anderen stellen."

Red-Bull-Stars für Rennen in Barcelona verhalten

Doch ist das Qualifying eben immer nur die halbe Miete - was wirklich zählt ist das Rennen, und da war Red Bull zuletzt immer deutlich stärker. In Barcelona jedoch ist der Mietanteil der Qualifikation höher, auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya kann bekanntlich nur extrem schwer überholt werden.

Ist das Rennen für Red Bull also schon verloren. Ricciardo und Verstappen geben nicht auf. Zum Beispiel könne ja immer viel passieren, meint Ricciardo mit Blick auf die an diesem Wochenende sehr schwierigen Bedingungen und zahlreichen Ausrutscher. Hilft Red Bull dann auch wieder ein Safety Car? Immerhin entschied Bernd Mayländer in diesem Jahr schon die Mehrheit der Rennen. "Neee", widerspricht Ricciardo dieser Statistik mit einem ganz breiten Grinsen. "In China war ich einfach der Schnellste!"

Erster betrachtet sieht der Australier Zwischenfälle in Barcelona aber durchaus als gute Gelegenheit. "Das Beste ist einfach für mich, nicht ins Kies zu fahren. Wenn die anderen es ausprobieren wollen, nur zu", so der Honigdachs in seiner unverwechselbaren Art. Unbedingt vermeiden sollte er jedoch seinerseits auch neuerlichen Kontaktsport mit dem Teamkollegen. "Wir wollen ja nicht nur einander schlagen, sondern auch die anderen. Also müssen wir sauber bleiben", weiß Ricciardo.

Max Verstappen unterdessen betont in diesem Punkt abermals, nichts ändern zu wollen. "Ich denke nicht, dass ich irgendetwas anders machen muss. Und das werde ich auch nicht, denn letztlich hat mich mein Ansatz auch dahin gebracht, wo ich jetzt bin", so Verstappen.

Für das Rennen gibt sich Verstappen ebenfalls nur verhalten optimistisch: "Unsere Longrun-Performance war gut am Freitag, deshalb denke ich, dass unser Auto okay sein sollte. Wie man hier auf dieser Strecke an einem Gegner vorbeikommt, ist eine andere Geschichte. Aber das werden wir morgen herausfinden."