Selten in seiner Formel-1-Karriere haben Lewis Hamilton vier Hundertstelsekunden so gut getan wie beim Qualifying für den Grand Prix von Spanien 2018. Dank dieses hauchdünnen Vorsprungs auf Valtteri Bottas meldete sich der Mercedes-Pilot in Barcelona wieder an der Spitze zurück. Der Erfolg über den Teamkollegen und die Rivalen aus dem Ferrari-Lager gelang ihm jedoch erst auf den letzten Drücker.

"Ich brauchte diese Pole, ich hatte schon eine Weile keine mehr", gab sich der Weltmeister erleichtert, nachdem er aus dem Cockpit geklettert war. Zuletzt hatte er beim Saisonauftakt in Melbourne ein Qualifying an der Spitze beendet. Danach landete er gegen Ferrari und teilweise auch gegen Bottas keinen Stich mehr. "Wir hatten die eine Pole und dann ein paar nicht so tolle Qualifyings. Nun sind wir im Zeittraining zurück in einer guten Position und das ist ja für gewöhnlich auch eine meiner Stärken."

Über weite Strecken sah es allerdings nicht danach aus, als ob der Pole-Rekordhalter der Königsklasse seine Bestmarke in Barcelona auf 74 ausbauen würde. Sowohl im Q1 als auch im Q2 hatte Ferrari relativ deutlich die Hosen an. Gerade im zweiten Segment lief es bei Hamilton nicht rund, der sowohl auf dem ersten Run mit Soft-Reifen als auch auf dem zweiten mit Supersoft mit einem sehr unruhigen Auto zu beobachten war.

Hamilton: Ferrari blufft, weil sie es können

"Wenn sie frisch sind, kommen sie einem viel härter vor. Letztes Jahr waren sie weicher, jetzt sind die Arbeitsfenster kleiner. Du gibst auf der Outlap alles und hast sie immer noch nicht auf Temperatur", so Hamilton über seine Schwierigkeiten mit Pirellis 2018er Reifen. "Dann fährst du sie weiter warm und sie werden zu heiß. Deshalb hatten wir Probleme. Wir verstehen nicht, weshalb sie in Australien funktionierten und danach nie wieder. Heute haben wir sie wieder ans Arbeiten bekommen."

Nachdem Mercedes alle Trainingssessions an der Spitze beendete, hatten die Silbernen vor dem Zeittraining nicht ohne Grund die Favoritenrolle inne. Hamilton glaubt allerdings, dass diese Rollenverteilung vom Konkurrenten gewollt war. "Ferrari hat offenbar geblufft bis zum Qualifying, einfach weil sie es können. Sie haben ein so gutes Auto", behauptet der 33-Jährige. Sebastian Vettel vermutet wiederum, dass Mercedes durch Pirellis für Spanien dünner konstruierten Reifen einen Vorteil hat.

Hamilton: Keine Hilfe von Pirelli, nur harte Arbeit von Mercedes

"Schön wär's", winkt Hamilton mit einem Augenzwinkern ab. Der Erfolg der Silberpfeile ist für ihn einzig auf harte Arbeit bei der Analyse der bisherigen Fehlschläge zurückzuführen. "Für das Team war es sehr schwierig. Es hat uns bei den letzten Rennen viel an Nerven gekostet, es nicht wirklich zu verstehen, weiter zu lernen und trotzdem nicht schnell genug zu lernen", so der viermalige Weltmeister.

"Wir haben nach neuen Wegen gesucht um uns zu verbessern und das ist es, was ein Sieger-Team ausmacht. Es hat uns alles abverlangt um im Qualifying auf eins und zwei zu landen, das war fantastische Arbeit vom Team. Auch Valtteri ist wieder außergewöhnlich gut gefahren", so Hamilton voll des Lobes. Dass sich das am Sonntag allerdings schnell wieder drehen kann, haben die bisherigen Rennen 2018 gezeigt.

"Wir werden morgen viel Arbeit vor uns haben, denn es wird ein hartes Rennen", sagt Hamilton, der 2017 nach einem harten Zweikampf mit Vettel als Sieger hervorging. "Wir müssen zuerst den Start gewinnen und unsere Positionen halten", so die Vorgabe von Teamchef Toto Wolff. Das letzte Mal, dass die Silberpfeile in Barcelona aus dieser Ausgangslage starteten, war 2016. Damals endete es mit der berüchtigten Kollision zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg.