Sebastian Vettel hat sich im zweiten Freien Training zum Spanien GP 2018 in Barcelona gleich doppelt rehabilitiert. Zunächst von einem wenig erbaulichen ersten F1-Training. Fast eine Sekunde fehlte dem Ferrari-Star - zwar immerhin auf P3 - am Vormittag auf die Mercedes-Bestzeit von Valtteri Bottas. Im FP2 kam Vettel zwar nur auf P4, hatte den Rückstand auf Mercedes, dieses Mal mit Lewis Hamilton auf dem Platz an der Sonne, allerdings auf drei Zehntel reduziert.

Damit ist der zweite Faktor auch schon recht klar: Für Vettels Verhältnisse war das ein starker Trainingsfreitag. P3 und P4, beide Male vor Ferrari-Teamkollege Kimi Räikkönen, das hatte es so 2018 noch nicht gegeben. "Wir sind mit der Balance noch nicht ganz da, wo wir sein wollen. Aber ich bin schon recht happy", resümiert Vettel entsprechend auch deutlich positiver als sonst.

Sebastian Vettel: Alle Ferrari-Updates funktionieren

Doch stimmt Vettel etwas ganz anderes als der Bruch mit dem Trend des durchwachsenen Freitags sehr viel positiver: "Die Updates haben gehalten, was sie versprochen haben", freut sich der Formel-1-Star. "Alles, was wir hierher mitgebracht haben, scheint zu funktionieren. Das Auto ist okay, es ist besser geworden", lobt Vettel. "Es war heute nur recht rutschig, auch mit dem Wind", erklärt Vettel, warum es dennoch - auch bei ihm - zu dem einen oder anderen Quersteher, ja sogar Dreher, kam.

"Es war doch recht böig. Das hat einen dann das eine oder andere Mal erwischt. Mich heute Morgen gleich im letzten Sektor. Aber nach einer Weile weiß man, woher der Wind kommt und dann geht's", so Vettel weiter. Einen noch größeren Unterschied als der Wind hätten aber die neuen, dünneren Pirellis gemacht.

Vettel kritisiert neue Pirelli-Reifen in Barcelona

"Der größte Unterschied waren die neuen Reifen, die wir hier haben. Ich denke sie sind nicht besser als sie es waren. Das rutscht etwas viel, aber es ging heute vielen so", kritisiert Vettel die Anpassungen des Reifenherstellers für den Spanien GP. Einmal in Fahrt ledert Vettel fast schon richtig los: "Wenn wir Reifen hätten, mit denen wir mehr attackieren könnten, die ein größeres Fenster hätten, von dem man immer spricht, dann hätten wir alle mehr Spaß!"

Allerdings könnten die Reifen - wenn es so rutschig bleibt - immerhin selbst in Barcelona Überholen möglich machen. "Aber das ist dann künstlich", sagt Vettel. "Ansonsten ist es schwer, hier hinterherzufahren. Die Reifen bauen dann direkt ab und fangen mehr an zu rutschen", kritisiert Vettel weiter. Schuldlos sei er jedoch nicht an Drehern und Co, gesteht der Ferrari-Pilot. "Nein, das waren schon meine Patzer. Aber es hilft nicht wenn man mehr rutscht als man will."

Vettel rätselt über Kräfteverhältnis: Was verändert?

Vettels Tag in Barcelona kurz zusammengefasst also: Updates toll, Reifen doof. Doch was heißt das jetzt für das Kräfteverhältnis? Hat sich durch die Upgradewelle der drei Top-Teams etwas verschoben? "Weiß ich noch nicht", winkt Vettel ab. "Von unserer Seite sind wir zufrieden. Es ist aber noch früh und schwierig, da groß was rauszulesen. Jeder hat da sicher noch ein bisschen in der Hinterhand", vermutet Vettel.

Dabei gehe es allerdings nur um Setup-Arbeiten. Sandbagging gebe es nicht, meint Vettel. "Du versuchst immer so schnell zu fahren, wie es nur geht. Ich denke, wir können es noch besser machen. Wir sollten morgen stärker sein. Wir können ja gewöhnlich gut über Nacht Pace finden. Hoffentlich auch für morgen wieder", hofft Vettel, dass nach dem geendeten Negativtrend am Freitag dafür nicht der Positivtrend am Samstag endet.

Vettel: Morgen einfach genauso abliefern wie in Baku

"Hoffen wir einfach auf dasselbe wir in Baku, wo ich es aus dem Auto geholt haben, als es gezählt hat. Ich weiß, dass im Auto und in mir noch mehr steckt", ergänzt Vettel, der in Barcelona tatsächlich noch nie auf Pole stand. "Echt nicht? Nein?? Nicht sicher. Ich dachte ich wäre ...", wundert sich Vettel, als er darauf hingewiesen wird. "Die einfachste Antwort ist, es morgen zu machen. Dann müssen wir es nicht mehr nachschauen", witzelt der Deutsche.

Anders als Sebastian Vettel war es zuletzt Teamkollege Kimi Räikkönen nicht gelungen, seine Pace im Qualifying in einer Runde zu vereinen. Geht es nach der perfekten Runde mit den besten einzelnen Sektorzeiten hätte der Finne zuletzt schon zwei Mal auf Pole stehen müssen. Doch brachte es Räikkönen - anders als noch freitags - nie ganz zusammen.

Kimi Räikkönen muss um den Ferrari-Motor zittern

In Barcelona jedoch lief nun nicht einmal das Training rund. Neben den üblichen Fehlern und Querstehern aller Fahrer wegen der genannten Bedingungen in Barcelona im Fall Räikkönens jedoch mehr, weil sein Ferrari plötzlich so richtig streikte: Das zweite Training musste Räikkönen vorzeitig beenden - Problem an der Power Unit. Rauch schlug aus dem Heck. Offenbar anderer Rauch als der von Ferrari gewohnte, normale Öl-Qualm.

Eine Fehlfunktion, meldete Ferrari schließlich auch, aber noch recht unkonkret. Wie ernst die Lage um die Power Unit ist, was genau es ist, kommunizierte Ferrari erst spät am Abend zumindest im Ansatz. Jedenfalls werde man nun als Vorsichtsmaßnahme ICE, TC und MGU-H am SF71-H des Finnen tauschen. Ob die Teile noch zu retten sind, wird sich erst bei der Analyse in Maranello weisen.

Räikkönen jedenfalls ist so oder so nicht gerade erbaut. "Die Session war heute einfach unsauber", so der Finne kurz und knapp. Ferrari wisse schlicht noch nicht, was genau passiert sei, ließ Räikkönen - vor Ferraris späterer Wortmeldung - schließlich noch wissen.