Red Bull überraschte beim Spanien GP mit einem der größten Upgrade-Pakete von allen Formel-1-Teams. Die Updates schienen sich am Freitag in den Trainings auszuzahlen: Daniel Ricciardo landete mit lediglich einer Zehntelsekunde Rückstand auf Lewis Hamilton auf Rang zwei, direkt dahinter reihte sich Teamkollege Max Verstappen ein.

"Eine Zehntel auf einer Strecke, die Mercedes auf den Leib geschneidert ist, ist gut", freute sich Motorsportberater Dr. Helmut Marko anschließend. Die Ergebnisse des Trainings machten den Doktor zu einem gefragten Gesprächspartner im Fahrerlager, die Formel-1-Welt hat Red Bull wieder auf der Rechnung.

Quali-Modi von Mercedes und Ferrari macht Red Bull weiter Sorgen

Obwohl die Longruns einmal mehr sehr stark aussahen, wird es aus eigener Kraft schwierig. "Der Qualifying-Party-Modus von Hamilton scheint inzwischen nach Maranello weitergegeben worden zu sein", seufzt Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com. Inzwischen kann Ferrari den Motor im Qualifikationstrimm hochdrehen, Mercedes hat gegenüber den Renault-befeuerten Red Bull keinen großen Vorteil mehr.

Doch das könnte zum Problem werden: Mercedes fährt auf der Lieblingsstrecke, Ferrari kann im Qualifying aufdrehen. Weil der Circuit de Catalunya-Barcelona nicht gerade für seine Überholmanöver-fördernde Charakteristik bekannt ist, sind die Möglichkeiten begrenzt. "Es ist schwierig", gesteht der Doktor.

Darum wird es für Red Bull jetzt trotzdem schwer

"Wenn wir zwei schnelle Autos vorne drin haben, ist aber strategisch etwas möglich", so Marko weiter. Schon mehrmals in dieser Saison zeigte sich, dass es ein großer Joker sein kann, den Gegner mit zwei Autos strategisch unter Druck setzen zu können.

Auf dem Silbertablett, wie noch China, als nur Red Bull strategisch die richtigen Entscheidungen traf, wird der Sieg aber nicht mehr serviert, ist sich Marko sicher: "Ferrari und Mercedes haben jetzt auch uns auf dem Zettel und konzentrieren sich nicht nur gegenseitig aufeinander."

Marko entschuldigt Ricciardo-Abflug: Balance mit Update noch nicht ganz da

Damit zwei Autos vorne mitfahren, müssen sich bei Red Bull aber auch mal beide Fahrer zusammenreißen. Nachdem zuletzt Max Verstappen mehrfach für Karbonschrott gesorgt hatte, war es im 1. Freien Training zum Spanien GP Daniel Ricciardo, der den RB14 im Reifenstapel versenkte.

"Durch das Update ist das Auto nun schwerer zu fahren", erklärt Marko. "Das ist normal, weil die Balance noch nicht so stimmt. Der Zugewinn ist auf Vorderachse und Hinterachse nicht gleich, deshalb muss man da noch am Setup tüfteln. Im Simulator geht das nicht so gut, das müssen wir hier an der Strecke schaffen."

Verstappen und Ricciardo positiver mit dem Red-Bull-Update

Damit ist der Motorsportberater dem Update gegenüber sogar kritischer als die Fahrer selbst. Die sehen für die Schwierigkeiten ganz andere Ursachen. "Kurve vier ist einfach eine miese Kurve, um Rückenwind zu haben und der hat mich und ein paar andere voll erwischt", meint Daniel Ricciardo. "Auch die neue Streckenoberfläche hat da ein paar Momente heraufbeschworen, auch bei mir", ergänzt Max Verstappen.

"Ich denke, das Auto hat sich heute schon ziemlich gut verhalten. Wir hatten nicht viele Probleme und sahen auf dem Longrun konkurrenzfähig aus. Die Updates scheinen zu arbeiten, aber wir müssen abwarten, wie sehr sich das im Qualifying auswirklen wird", berichtet Verstappen weiter.

Ähnlich sieht es Ricciardo: "Das war mal ein Tag, an dem es echt zwei Seiten gab. Das Auto hat sich heute Nachmittag ganz anders angefühlt und ich denke, das war zu sehen." Allerdings hadert der Australier noch sehr viel mehr mit seinem Unfall am Morgen und der verlorenen Zeit, vor allem mit dem Update. "Der Fehler in Kurve vier heute Morgen hat richtig was gekostet, da habe ich eine ganze Stunde verloren. Und wir mussten mit den ganzen Updates hier den Aerodynamikern ja gutes Feedback geben", so Ricciardo.

Red Bull jetzt mit Ersatzteil-Problemen?

Durch den Unfall von Ricciardo sieht es nun auch mit Ersatzteilen schlecht aus. Neben dem Frontflügel beschädigte der Australier noch weitere Teile an seinem Formel-1-Boliden. Doch die Fabrik in Milton Keynes arbeitet an Hochdruck, noch am Samstag sollen weitere Teile ankommen. Noch muss Ricciardo keinen Nachteil fürchten, ins Qualifying sollen beide Autos in exakt der gleichen Spezifikation gehen.