Der Spanien GP in Barcelona gilt in der Formel 1 seit Jahren als eines der entscheidendsten Rennwochenenden der gesamten F1-Saison. Zum Rennen auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya bringen die Team traditionell die ersten großen Update-Pakete des Jahres. Zudem gilt noch immer weithin die alte Formel-1-Weisheit, dass ein Auto, das auf dem abwechslungsreichen Streckenlayout von Barcelona schnell ist, überall schnell ist.

Doch Ferrari-Star Sebastian Vettel sieht das etwas anders. Der Deutsche hält die Update-Pakete für den Spanien GP weder für den möglichen Heiligen Gral noch den potentiellen Gnadenstoß im WM-Kampf. "Klar, alle haben hier Updates. Es ist ein enger Kampf vorne und kleine Dinge können da große Unterschiede machen", sagt Vettel zwar.

Vettel: Langer Atem wichtiger als Spanien-Update

"Aber wir müssen erstmal sehen, wohin uns das bringt", ergänzt er. "Bisher waren wir das konstanteste Team. Die ersten vier Rennen liefen gut für uns. Aber wir wissen, dass wir noch drauflegen müssen und auch können. Wer bis Ende des Jahres am meisten drauflegt, wird entscheidend sein, um sich am Ende zu behaupten", sagt Vettel über das seiner Meinung nach eher langfristig wichtige Entwicklungsrennen. "Denn es ist momentan sehr ausgeglichen, sehr eng."

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem Spanien GP: (06:18 Min.)

Dass Ferrari zuletzt über die schärfste Waffe im Kampf mit Mercedes und Red Bull verfügte, betonte die Konkurrenz zuletzt selbst immer wieder. Vettel dazu. "Das ist ein schönes Kompliment, das nehmen wir gerne mit. Vor der Saison haben uns ja viele schon ... naja, nicht abgeschrieben. Aber uns nicht so auf dem Zettel gehabt", erinnert der Formel-1-Star mit einer gewissen Genugtuung.

Vettel blickt zurück: Barcelona-Test war Quark!

Dabei habe das Jahr für Ferrari tatsächlich nicht einmal ideal begonnen, so Vettel, zurück an dem Ort, an dem es 2018 zunächst noch nicht so ganz laufen wollte. "Es ist noch immer nicht so ganz, wie ich es mir wünsche. Wir hatten hier beim Test unsere Probleme, der Test hier war ein bisschen Quark. Es war kalt, schwierig einzuschätzen und wir hatten so unsere Probleme mit dem Auto. Und im ersten Rennen hat man dann gesehen, dass wir noch nicht da waren", erinnert Vettel. "Die ehrliche Antwort ist, dass Mercedes in Australien das schnellste Paket und Auto hatte."

Erst in Melbourne habe Ferrari alles Grobe final aussortieren können. "Dann konnten wir reagieren, ohne groß was ans Auto zu schrauben und waren in Bahrain dann voll vorne dabei", erinnert Vettel. Genau dort hielt sich Ferrari dann. Sogar nicht nur dabei, sondern ganz klar vorne. Vor allem im Qualifying war zuletzt die pure Pace des SF71H klar ersichtlich, selbst Mercedes war samstags plötzlich chancenlos.

Kimi Räikkönen: Kampf an der Spitze Pflicht

Genau deshalb geht Kimi Räikkönen davon aus, in Barcelona weiter die Früchte der Arbeit ernten zu können. "Bisher waren überall stark und schnell. Wir erwarten, dass wir wenigstens wieder da vorne im Kampf dabei sind", so der Iceman. "Aber das schnellste Team zu sein bedeutet nicht, dass du auch immer das Rennen gewinnen wirst", warnt Räikkönen dennoch.

Verzichten muss der Finne dabei erstmals komplett auf seinen alten Renningenieur Dave Greenwood. Dessen Abschied von Ferrari war zwar bereits vor der Saison 2018 bekannt geworden, doch arbeitete Greenwood bis Baku noch Nachfolger Carlo Santi ein. "Ich habe eigentlich schon das ganze Jahr über mit Carlo gearbeitet, aber Dave hat uns helfend zur Seite gestanden. Ich war also in der glücklichen Position, mit zwei Renningenieuren arbeiten zu können", berichtet Räikkönen. Mehr Probleme geben werde es mit 'nur' noch einem jetzt aber nicht. "Es ist jetzt einer weniger, aber wir haben ein gutes Team und wir bekommen den Übergang hin."

Räikkönen: Besser keine Fehler als gute Updates

Wie Vettel sieht unterdessen auch Räikkönen Upgrades in Spanien nicht als alles entscheidend an. Generell sind es für den Finnen nicht die neuen Teile, die entscheiden. "Es ist sehr eng zwischen den Top-3, deshalb kann es dir schon eine bessere Chance geben, am Ende oben zu stehen, wenn du einfach alle Fehler und Probleme meidest", weiß der erfahrene WM-Kämpfer aus Finnland.

Das gelang zuletzt in Baku nur bedingt. Räikkönen: "Ich hatte einen guten Speed, aber es kam viel dazwischen - dieser Fehler im Qualifying, ohne den, wäre es gar nicht zu dem Vorfall in Kurve drei gekommen. Wenn man aber so weit hinten startet, läuft man immer Gefahr, in solche Situationen zu geraten. Aber zum Glück ist es noch gut ausgegangen."

Vettel wehrt WM-Fragen ab: Bitte erst im Oktober

Von dem W-Wort gar nichts wissen will derweil Sebastian Vettel. "Bei noch so vielen Rennen ist es sinnlos, schon über die WM zu sprechen. "Im Moment geht es darum, jedes einzelne Rennen zu maximieren was das Resultat angeht. Wenn du dann jedes Wochenende das beste Ergebnis holst, dann bringt dich das automatisch in eine WM-Situation - aber darum geht es nicht vor Oktober", bremst Vettel.

Zumal der viermalige Formel-1-Weltmeister ohnehin ein schon sehr bald wieder stärkere Konkurrenz erwartet. Stichwort ist erneut Australien. Allein das beweise, das Mercedes durchaus stark in Form sein könne. "Wir haben im Qualifying eben gemacht, was man sollte. Die anderen hatten ein paar Probleme", erklärt Vettel das aktuelle Kräfteverhältnis pro Ferrari nicht nur mit Verständnis des eigenen Autos, sondern auch mit einer Konkurrenz, die ihr Paket wiederum nicht optimal nutzt und alles Potential ausschöpft.

Vettel rätselt über Formschwankungen bei Mercedes

"Da habe ich manchmal nicht verstanden, warum die freitags so schnell waren, aber samstags dann nicht und sonntags wieder", rätselt Vettel. Genauso rätselhaft ist dem Deutschen noch das Ferrari-Upgrade rund um die neuen Halo-Spiegel und Co in Barcelona. "Ich habe noch nichts gemerkt, denn das Training ist erst morgen", scherzt Vettel erst. "Nein, wir haben schon ein paar Sachen wie die neue Position der Spiegel. Aber das wirkt sich nicht auf die Performance aus", meint der Ferrari-Star – dabei sind an den Spiegel sogar Winglets angebracht.

"Aber andere Dinge sind noch ein bisschen versteckt. Noch macht das Auto ja noch immer nicht immer ganz, was ich will. Aber da arbeiten wir dran und versuchen natürlich, das Auto schneller zu machen", ergänzt Vettel. "Wie das Auto aber aussieht ist mir egal, wenn es dann schnell ist!"