McLaren hat sich in Baku mit einer Mischung aus Glück, Mut und Geschick in der Teamwertung auf P4 vor Renault gehalten. Nur ein Punkt trennt das Team rund um F1-Star Fernando Alonso jetzt allerdings noch von den Franzosen. Noch dazu herrscht weitgehend Einigkeit, dass McLaren eher mehr aus seinen Möglichkeiten gemacht hat, Renault eher weniger.

Vor allem jedoch fährt McLaren dem eigenen Anspruch und Ziel für 2018 weit hinterher. Von einem Angriff auf die drei Top-Teams Mercedes, Ferrari und Red Bull Racing - Podien - kann bislang nicht im Ansatz die Rede sein. Das führte inzwischen längst zu diversen Erdbeben im Team. Von Krisensitzung war schon die Rede, noch dazu von einer Absetzung hochrangiger Mitarbeiter bzw. personellen Umstrukturierungen im Teamgefüge.

Button: McLaren wegen Kampfansage selbst schuld an harter Kritik

"McLaren kam vergangenes und auch dieses Jahr an und sagte, dass sie denken, das beste Auto haben zu können. Das ist eine große Aufgabe in der Formel 1 wenn du gegen Mercedes, Ferrari und Red Bull fährst Es ist schwierig, es mit ihnen aufzunehmen und dauert eine Weile", kommentiert Ex-Fahrer Jenson Button bei Sky Sports UK die gegenwärtige Lage seines ehemaligen Teams.

"Und wir haben gesehen, dass es nicht der Fall ist. Deshalb könnte man sagen, dass die Saison bisher eine Enttäuschung ist. Aber wenn sie nicht gesagt hätten, dass sie das beste Auto hätten, dann wäre es eine großartige Saison für sie. Sie haben ja gute Schritte getan, sind vierter in der Konstrukteurs-WM. Nur wegen dem, was zu Jahresbeginn gesagt haben, erfüllt es jetzt nicht die Erwartungen.", erklärt der F1-Champion von 2009.

Alonso: Seit Testfahrten bei McLaren keine Entwicklung

Positiv hörte sich zuletzt auch Fernando Alonso nicht gerade an. "Wir hatten keine Entwicklung. Es ist noch dasselbe Auto wie in Barcelona. Da ist es nur normal, dass wir zurückfallen", haderte der Spanier nach dem Qualifying zum Aserbaidschan GP. Echte Updates habe es bisher überhaupt nicht gegeben. "Nur kleinere Dinge", so Alonso.

Genau das soll sich jetzt massiv ändern. Zu seinem Heimrennen in Spanien bringt McLaren jetzt endlich ein großes Update an den MCL33, von einer regelrechten B-Version des Boliden war bereits die Rede. "Wir haben einige Entwicklungen in der Pipeline", sagt Alonso vor dem Grand Prix in Barcelona. "Das Paket wird einige neue Komponenten umfassen, an denen wir hart arbeiten werden, um sie am Freitag zu bewerten", bestätigt Teamkollege Stoffel Vandoorne.

McLaren bringt in Barcelona Updates ohne Ende

Damit hatte der Belgier in der vergangenen Woche bereits begonnen. Während Alonso in der Heimat seines McLaren-Kollegen, beim WEC-Auftakt in Spa-Francorchamps, gleich bei seinem Debüt im LMP1 von Toyota siegte, schrubbte Vandoorne virtuelle Kilometer. "Ich habe seit Baku viel Zeit im Simulator in der Fabrik verbracht", berichtet Vandoorne.

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem Spanien GP: (06:18 Min.)

"Der Schlüssel wird sein, diese Informationen jetzt auf die Strecke zu übertragen und unser Paket so schnell es geht zu verstehen", sagt er. "Da wird es viel zu bewerten geben, aber klar werden auch andere Teams ähnliche Dinge planen. Deshalb müssen wir hart fahren, eine gute Zuverlässigkeit sicherstellen und auch unsere Strategie optimieren", blickt Vandoorne dem Europaauftakt vorsichtig optimistisch entgegen.

Fernando Alonso dämpft Erwartungen: Nicht über Nacht an die Spitze

Ähnlich schätzt Fernando Alonso die Lage ein. "In der Fabrik ist viel geschehen und es ist noch immer viel Arbeit zu tun - also bietet Barcelona die Chance, ein paar neue Dinge zu probieren und dann zu sehen, wo wir stehen und zu bestimmen, in welche Richtung wir die Entwicklung des Autos für den Rest der Saison treiben", sagt Alonso.

Ein großes - auch ein erfolgreiches - Update bei McLaren allein ist für den Spanier aber kein Erfolgsgarant. "Wir wissen, dass es keine Wunderwaffe gibt, die uns über Nacht an die Spitze der Startaufstellung treibt", mahnt der zweifache Formel-1-Weltmeister. Alonso zurück auf dem Boden der Realität? Noch während der ersten Saisonrennen hatte der Spanier immerhin in diversen Interviews große Stücke auf das gehalten, was in der Fabrik an Updates zu sehen sei.

McLaren in Barcelona: Eher Test als Attacke

Doch Renndirektor Eric Boullier dämpft jetzt ebenfalls die Erwartungen. "Wir die meisten Teams bringen wir am Freitag ein paar neue Teile zum Testen ans Auto, um dann zu entscheiden, welche von diesen wir den Rest des Wochenendes und in den kommenden Rennen weiter nutzen werden", sagt der Franzose.

Das klingt mehr nach Testfahrten Teil zwei denn nach direktem Angriff in Barcelona. Tatsächlich finden im Anschluss an den Spanien GP in Barcelona sogar noch zwei Testtage auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya statt.

Boullier verteidigt Update-Armut mit Logistik

Dass die Updates, auf die Alonso bereits seit Australien brennt, erst in Barcelona, also erst beim fünften Saisonrennen, ihren Weg an den McLaren finden, verteidigt Boullier. "Aus logistischen Gründen war Barcelona der logischste Zeitpunkt, um diese zu implementieren. Es ist ohnehin Teil eines die ganze Saison langen Plans, das Auto zu entwickeln wie wir es immer bis zum letzten Rennen tun", meint der Rennleiter von McLaren-Renault.