Auf den letzten Drücker pressten Strategiegruppe, F1-Kommission und Weltmotorsportrat (WMSC) per e-Vote Ende April Änderungen an den aerodynamischen Regeln für die Formel-1-Saison 2019 durch. Diese sollen das vor allem seitens des Rechteinhabers der F1 gewünschte engere Racing mit mehr Überholmanövern erleichtern.

Die Änderungen umfassen einen vereinfachten Frontflügel größerer Spannweite, um den Einfluss von Dirty Air zu reduzieren, verbieten kleine Flügel an den vorderen Bremskanälen, sogenannte Winglets, und verlangen einen größeren und tieferen Heckflügel, um den DRS-Effekt zu verstärken.

Haas als Gegner neuer Aero-Regeln für Formel 1 2019

Im letzten Moment durchgedrückt wurde all das deshalb, weil ab dem 1. Mai Einstimmigkeit erforderlich gewesen wäre. Doch die gibt es in der Formel 1 nicht nur generell eher selten, sondern auch im konkreten Fall. Vor allem unter den F1-Teams zeigen sich längst nicht alle begeistert von den Änderungen. Das zeigt das Beispiel Haas.

Formel-1-Regeln 2019 & 2021: Das soll sich ändern: (10:24 Min.)

Dem US-Rennstall kommen die Anpassungen des Reglements trotz Einhaltens der Frist zu spät. "Jetzt, da sie für 2019 diese neuen Aero-Regularien in den Ring geworfen haben, müssen vielleicht unseren Plan ändern", klagt Teamchef Günther Steiner. "Der ursprüngliche Plan sah vor, dieses Auto besser zu entwickeln, weil es eine Evolution für das nächste Jahr sein könnte", erklärt der Formel-1-Teamchef.

Haas wollte VF-18 für 2019 weiterentwickeln: Platzt jetzt die Evolution?

Damit verfolgte Haas eigentlich einen anderen Plan als zuletzt. Von 2017 auf 2018 krempelte das Team von VF-17 auf VF-18 extrem um, lehnte sich dabei stark an den 2017 so erfolgreichen Boliden des Partnerteams Ferrari an. Mit Erfolg. Auch wenn die WM-Zähler es aktuell nicht spiegeln, ist der Haas 2018 ein deutlich weiter vorne im Feld angesiedeltes Rennauto.

Genau deshalb würde Haas dieses Jahr mehr Entwicklung in das aktuelle Auto stecken. Anders als 2017 also, als der Rennstall gegen Saisonende nicht mehr am aktuellen Auto gearbeitet hatte, deshalb an Boden verlor - um dann 2018 mit neuem Konzept umso stärker zurückzukommen. Dieses - so die Idee - lohnte sich dann jedoch, weiterzuentwickeln. Dieses Mal auch für das nächste Jahr, 2019.

Günther Steiner: Späte Entscheidung Nachteil für kleine Teams

Doch hier funken nun die neuen Aero-Regeln dazwischen. Auch deshalb der Ärger. Doch der ist beim Mittelfeld-Rennstall auch genereller Natur. Steiner: "Für kleine Teams wie uns ist es kein Vorteil, neue technische Regularien für das nächste Jahr so spät zu erhalten. Wir geben unser Bestes, aber es wird nicht leicht."

Noch ist jedoch nicht sicher wie viel Haas tatsächlich an seinen Plänen umstürzen muss. In dieser Woche soll eine Entscheidung fallen. "Ich muss noch mit den Jungs in Italien sprechen, um zu sehen, wie wir es jetzt am besten machen", so Steiner. "Dazu hatten wir einfach noch nicht die Zeit."

Update-Schlacht Spanien GP: Haas in Barcelona nur mit Mini-Upgrade

Umso spannender also der Blick auf Steiners erste Medienrunden vor dem Formel-1-Rennen in Spanien am Donnerstag. In Barcelona sollte der Haas-Teamchef das Ergebnis der Besprechungen präsentieren können. Für den Spanien GP selbst unterdessen plant Haas nicht das eine große Update für den Haas VF-18 wie es so viele Teams üblicherweise in Spanien vornehmen.

Haas verfolgt stattdessen seinen Pfad der kleinen, aber anhaltenden Neuerungen. Angst, ohne großes Upgrade zurückzufallen müsse man nicht haben. Immerhin gehe es für Haas 2018 bislang ohnehin mehr darum, das wahre Potential überhaupt auszuschöpfen. Hier gehe noch mehr. "Das Auto ist in der Lage, auf jeder Strecke in die Punkte zu kommen. Es gibt immer Speed, den du noch rausquetschen kannst - ich denke nicht, dass das Auto ausgereift ist", so Steiner über den aktuellen Status quo des Boliden auch ohne Update. "Wir müssen es nur umsetzen und auch etwas glücklicher sein."

Haas-Rivalen Renault & McLaren fahren groß auf

Der Teamchef gibt sich zuversichtlich, dies mehr und mehr umsetzen zu können. "Unser Rennteam ist jetzt ziemlich gut darin, das Beste aus dem Auto herauszuholen - viel besser als wir es in unserem ersten Jahr waren. Wir sind jetzt auch einem guten Level und müssen jetzt Updates bringen - Aero-Updates - und wir werden sie bringen", so Steiner mit Blick auf die kommenden Wochen und Grands Prix, nicht nur Spanien allein.

"Ich weiß nicht, was die anderen hierher bringen, aber klar wird es Updates geben. Wir bringen in Barcelona nur kleine. Wir kommen mit unseren Updates dieses Jahr etwas später", ergänzt der Teamchef. Damit dürfte Haas zumindest mit Blick auf die beiden größten Konkurrenten - Renault und McLaren - beim kommenden Rennen durchwachsen dastehen.

Die Franzosen brachten bereits in Baku ein großes Aero-Update, schießen in Barcelona nur noch einen kleineren Teil nach. Dafür kommt das erste Performance-Update der Power Unit, noch dazu eine neue Benzinmischung. Davon profitiert auch McLaren, die noch dazu eine regelrechte B-Version des MCL33 für den Spanien GP angekündigt hatten.