Sucht man nach dem größten Bad Boy im aktuellen Formel-1-Grid, dann liegt Kevin Magnussen ganz weit vorne im Rennen. Der dänische Pilot des Haas F1 Teams gilt als einer der härtesten Racer im gesamten Starterfeld. Magnussen fährt an der Grenze des Erlaubten, war in seiner noch nicht allzu langen F1-Karriere nach Ansicht so mancher Fahrerkollegen schon mehr als nur einmal hart der Grenze zur Unsportlichkeit unterwegs.

Beim vergangenen Ungarn Grand Prix 2017 etwa lederte Nico Hülkenberg Magnussen für eine Aktion als den unsportlichsten Fahrer im Grid ab. Magnussen reagierte mit dem berüchtigten Spruch 'Lutsch' mir dir Eier, Schätzchen'. Auch abseits der Strecke lässt der Däne also gerne mal den Bad Boy raushängen. Vor allem jedoch auf der Strecke, auch beim vergangenen Aserbaidschan GP in Baku wieder.

Magnussen vs. Gasly: Entschuldigung abgewiesen

Im TV-Bild nicht live zu sehen, aber nachgeliefert durch die Highlight-Clips der Formel 1 auf ihrer Website und ihrem Youtube-Kanal: Magnussen hätte Toro Rossos Pierre Gasly beim zweiten Re-Start des Rennens beinahe in die Mauer des Straßenkurses gedrückt, die Boliden kollidierten. Einer der Trümmer Selbst ohne die lange Zeit fehlenden Bilder war jedoch klar, dass etwas vorgefallen sein musste: Gasly attackierte Magnussen scharf, bezeichnete 'K-Mag' als den gefährlichsten Rennfahrer, gegen den er je gefahren sei.

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Der Haas-Pilot verteidigte sich daraufhin, er habe den Franzosen schlicht nicht gesehen und sich entschuldigt. Wieder einmal Absicht? Von wegen. Die Stewards verdonnerten Magnussen dennoch zu zehn Sekunden Zeitstrafe und zwei Strafpunkten, die Magnussen die Führung in der Sünderkartei der Formel 1 einbrachten. Nur noch fünf Punkte ist der Däne aktuell von einer Strafe entfernt. Pierre Gasly unterdessen wies die Entschuldigung Magnussens zurück: "Das ist mir ehrlich gesagt egal. Er war schon immer so."

Medien ordnen krasse Magnussen-Aussage falsch ein

Als hätte all das nicht schon für Wirbel genug gesorgt, schien es wenig später, als würde Magnussen auch abseits der Strecke sein Berserker-Image weiteraufpolieren. "Ich mag keine Kompromisse. Ich will alles geben. Ich will im Auto sterben. Ich werde mich nicht zurückhalten", wurde der Däne nach dem Unfall mit Pierre Gasly in Baku von diversen internationalen Medien, auch deutschsprachigen, aus einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters zitiert. Dafür erntete der Däne harte Kritik von vielen Formel-1-Fans.

So viel, dass sich Magnussen zu einer Reaktion genötigt sah. Auf Twitter postete Magnussen eine Klarstellung mit drei Schlüsselpunkten. Und die stellen seine 'Ich will sterben'-Aussage in ein völlig anderes Licht. "Das Interview wurde vor dem Rennen in Baku geführt und bezieht sich nicht auf den Vorfall mit Pierre im Rennen", erklärt Magnussen.

Kevin Magnussen: Formel 1 wichtiger als alles, deshalb voller Einsatz

Wer auch nur ein bisschen googlen kann, findet schnell die Bestätigung. Das entsprechende Interview von Reuters ging am 27. April 2018 um 07:32 Uhr online. Also am Freitag vor dem Rennen in Baku. Magnussens Aussage wurde also in einen völlig falschen Kontext gestellt. Weiter stellt Magnussen abermals klar: "Ich habe Pierre nicht mit Absicht eingequetscht und mich bei ihm nach dem Vorfall mehrfach entschuldigt."

Doch wie ist das jetzt mit dem vermeintlichen Todeswunsch im Rennauto? Immerhin handelt es sich hier auch ganz unabhängig von dem Vorfall mit Gasly in Baku um Zündstoff. Magnussens Einordnung seiner Aussage: "Ich will nicht im Rennauto sterben. Ich wollte mein Bestreben ausdrücken, absolut alles in meiner Macht stehende zu tun, um Erfolg zu haben. Erfolg bedeutet für mich natürlich nicht, Unfälle zu haben oder Strafen zu kassieren, sondern Rennen in einer bestmöglichen Position zu beenden."

Kevin Magnussen tickt anders: Traum von Racing in wilden 60ern

Deshalb habe er schlicht ausdrücken wollen, immer absolut alles zu geben. Vielleicht mehr als alle anderen seinen Traum zu leben. "Ich lebe meinen Kindheitstraum, in der Formel 1 Rennen zu fahren und ich habe mein ganzen Leben dem verschrieben, diesen Traum zu erreichen. Deshalb ist es für mich nur natürlich, dass ich absolut alles gebe, das ich habe, um beim Rennfahren erfolgreich zu sein. An dem Tag, an dem ich das nicht länger mache, werde ich mich sofort aus dem Rennsport zurückziehen."

Dass Magnussen jedoch etwas anders tickt als der Großteil der Formel-1-Stars, wird in dem Reuters-Interview dennoch auch an einer zweiten Stelle mehr als offensichtlich. "Ich träume davon, in den 60er zu fahren. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann würde ich sagen, in den 30er geboren zu sein und in den 50ern und 60ern Rennen zu fahren. Ich beneide diese Typen so sehr. Es war einfach echter und aufregender", kommentiert der Däne die Zeiten in der Formel 1, als der Tod nach an so gut wie jedem Rennwochenende mitfuhr.

Magnussen: Im Mittelfeld musst du riskieren

"Da konntest du noch den Unterschied machen, wenn du wirklich bereit warst, Risiken einzugehen", so Magnussen. Genau das also, wofür der Däne auch in der Gegenwart bekannt ist. "Ich fahre hart", sagt Magnussen auch selbst. Das liege jedoch auch daran, in welchem Bereich des Feldes er in seiner Karriere aktuell und bislang unterwegs war und ist.

"In einer Situation wie in dieser - mit einem Mittelfeld-Team - sind dir Punkte nicht garantiert. Manchmal hast du da nichts zu verlieren. Du könntest eine Strafe bekommen, du könntest deinen Frontflügel verlieren, aber es gibt eben nichts zu verlieren, wenn du Elfter bist. Manchmal musst du da viel aggressiver sein", schildert Magnussen.

Magnussen: Würde Fahrweise im WM-Kampf ändern

Der Däne fährt also ganz bewusst so wie er eben fährt. Hart. An der Grenze zum Wahnsinn. Das könne er jedoch jederzeit ändern, wenn es die Situation nur erfordere, versichert Magnussen: "Wenn du um die Meisterschaft kämpfst, dann musst du langfristiger spielen. Du musst deinen Ansatz ändern. Wenn ich um die WM kämpfen würde, dann würdest du mich nicht mehr auf dieselbe Art rennfahren sehen."