Aufreger gab es beim Aserbaidschan GP in Baku, dem vierten Rennen der Formel-1-Saison 2018, mehr als genug. Der größte war ohne Zweifel das epische Duell der beiden F1-Piloten von Red Bull Racing, das letztlich im absoluten Debakel endete: Crash zwischen Daniel Ricciardo und Max Verstappen, zweiter Doppelausfall im vierten Rennen.

Während sich die Fahrer mit gegenseitigen Beschuldigungen auffällig zurückhielten, sorgten ihre Bosse immerhin im Ansatz für Ansagen. Man werde darüber zu sprechen haben, meinte etwa Motorsportberater Dr. Helmut Marko. Ricciardo und Verstappen müssen sich bei den Mitarbeitern in der Fabrik in Milton Keynes entschuldigen, forderte Teamchef Christian Horner.

Niki Lauda: Max Verstappen zu 70 Prozent Schuld

Doch auch das war noch zurückhaltend. Schärfer ins Gericht mit den Rodeo-Bullen geht allerdings die Führung der Konkurrenz. Etwa Mercedes-Teamchef Toto Wolff, der teaminternen Super-GAU noch von Nico Rosberg und Lewis Hamilton - in mehrfacher Ausführung - kennt.

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"Ich war in Spa und Barcelona zwei Mal in dieser Lage. Ich weiß nicht. Auf der einen Seite willst du zwei konkurrenzfähige Fahrer im Auto haben, die hart gegeneinander fahren ...", beginnt Wolff in seiner Medienrunde nach dem Rennen in Baku als plötzlich Mercedes-Aufseher Niki Lauda in den Raum platzt.

Lauda: Nach Hause gehen und weinen

Wolff: "Ah, Captain Lauda! Was würdest du tun, wenn du in Christians oder Helmuts Schuhen stecken würdest?"

Lauda (lacht): "Nach Hause gehen und weinen."

Wolff: "Und schon hat er die Schlagzeile geliefert."

Doch Lauda war noch nicht fertig. Die besten Aussagen für Schlagzeilen lässt der Österreicher erst noch folgen. "Für mich sind es zu 70 Prozent Verstappen und zu 30 Prozent Ricciardo. Wenn du gegen ihn ein Manöver setzt, muss er irgendwo hin. Es ist sehr einfach", kommentiert Lauda die Schuldfrage, ähnlich wie die User von Motorsport-Magazin.com in einer Umfrage zum Thema.

Toto Wolff: Wachhunde und Welpen zugleich geht nicht

Wie er jetzt vorgehen, die Fahrer ins Gericht nehmen würde? Lauda: "Ich würde sie mir zusammen mit Toto ins Büro holen und ihnen sagen, wie viel sie für den Schaden, den sie angerichtet haben, zahlen müssen. Wirklich. Ich habe schon einmal darüber nachgedacht. Aber wir mussten das nicht machen."

Toto Wolff plädiert ebenfalls für einen Denkzettel, geht allerdings nicht ganz so weit wie der ohnehin für klare Kante bekannte Niki Lauda. "Ich denke, dass du die Jungs erinnern musst, dass neben all dem Rennfahren, für das die Piloten hier sind, da auch eine große Struktur im Hintergrund ist, die 24/7 arbeitet, um sie mit den bestmöglichen Autos auszustatten", sagt Wolff ähnlich wie sein Pendant auf Red-Bull-Seite, Christian Horner.

Doch Wolff weiß genau, wie schwierig das richtige Maß zu finden ist. "Gleichzeitig willst du auch nicht, dass bei ihnen dieser Löwen-Spirit verschwindet. Du kannst nicht erwarten, Wachhunde im Auto zu haben, die sich dann wie Welpen verhalten sollen. Es gibt eben Vorzüge und Nachteile, zwei schnelle Rennfahrer in den Autos zu haben", so Wolff.