1. WM-Lauf - Silverstone, 13.05.1950

Zur Feier des ersten WM-Laufes gab sich sogar die britische Königsfamilie die Ehre und die Piloten machten artig ihre Aufwartung. Der Lauf selber war nicht so aufregend, wie man es sich wohl gewünscht hatte: meist führte Vorkriegsstar Farina, der auch gewann. Nur bei den üblichen Tankstops der durstigen Alfettas (bei ihrem ersten Besuch auf den britischen Inseln) rückten mal die anderen Alfa-Piloten vor. Fangio raste in die Strohballen, Gastfahrer Parnell rannte ein Hase vors Fahrzeug, so daß er Tempo drosseln mußte. Ferrari war mit seinen Hausaufgaben im Rückstand und erst gar nicht angerückt. Der heiß erwartete BRM fuhr lediglich eine Runde zur Demonstration und blieb auch im seiner weiteren Laufbahn bloß eine Randnotiz. Die Nennungen von Shawe-Taylor (ERA) und Rolt (Delage) wurden nicht akzeptiert, weil man die Autos als zu altmodisch ansah.

2. WM-Lauf - Monte Carlo, 21.05.1950

Es gab einen ziemlich interessanten Modus zur Ermittlung der Startaufstellung: Für die vorderen beiden Reihen wurden nur die Ergebnisse der ersten Trainingssitzung gewertet! Die Idee war, die Teams dazu zu bringen, rechtzeitig zu den Rennen zu erscheinen. Besonders die Italiener waren in dieser Hinsicht berüchtigt und die Ferraris sind dann auch wirklich erst am zweiten Trainingstag erschienen. Zum Rennen: Wasser in der Tabakskurve, hervorgerufen durch Böen vom Meer her, löste eine der größten Massenkarambolagen aller Zeiten aus, die bereits in der ersten Runde Farina, Fagioli, Rosier, Manzon, Trintignant, Harrison, deGraffenried, Schell und Rol aus dem Rennen warf. Nur Letzterer wurde leicht verletzt (gebrochener Arm), sowie Gonzales dem dem sein Maserati in der ersten Runde in Flammen aufging. Fangio, der den Wracks glücklicher als die anderen ausweichen konnte, war danach nicht mehr zu halten. Schells winziger Cooper-Jap war das erste Mittelmotor-Fahrzeug das an einem F1-Lauf teilnahm. Es war zugleich der langsamste GP (Durchschnitt nicht ganz 100 km/h). Gemütlicher sollte es nimmer werden.

3. WM-Lauf - Indianapolis, 30.05.1950

Parsons, Holland und Rose kämpften ständig um die Spitze, nur diesmal war der Kurtis im entscheidenden Moment schneller als die frontgetriebenen Deidts. Das Rennen wurde nach 345 Meilen wegen heftigen Regen abgebrochen, als sich die beiden den Führenden gerade zur entscheidenden Attacke zurechtlegen wollten, aber aus der Attacke wurde nichts mehr. Jimmy Jackson trat mit einem gewaltigen, quietschgrün lackierten 6,6-Liter-Cummins-Diesel an, der allerdings (noch) nichts brachte.

4. WM-Lauf - Bremgarten, 04.06.1950

Wieder das übliche Alfa-Bild. Ascari versuchte deren Tempo mitzugehen, aber der Ferrari machte nur 3 Runden mit. Dahinter balgten 'Bira', Etançelin und Rosier um die Plätze. Rosier (im Talbot mit Doppelzündung) setzte sich durch und rückte durch Fangios Ausfall sogar aufs Podium. Eugené Martin verunglückte schwer im Werks-Talbot. Beim Stopp von Bonetto explodierte das Drucksystem der Tankanlage und demolierte praktisch die ganze Box, trotzdem schaffte er es bis ins Ziel. Verletzt wurde niemand.

5. WM-Lauf - Spa-Francorchamps, 18.06.1950

Die F1 wurde langsam interessanter. Anfangs sah es zwar nach der üblichen Alfa-Leier aus, doch man hatte die Rechnung ohne Raymond Sommer gemacht. Als alle Alfa so um die 11. Runde zum Tanken reinkamen, übernahm er für 5 grandiose Umläufe die Spitze und selbst als die Italiener ihn wieder eingeholt hatte, fuhr er ihnen mit sagenhaftem Speed hinterher. Leider machte der Motor seines Talbot nur noch 3 Runden mit. Den fälligen Alfa 3-fach-Sieg verhinderte Farinas Getriebeärger, der Rosier vorbeischlüpfen ließ.

6. WM-Lauf - Reims-Gueux, 02.07.1950

Alfa wieder unter sich. Farina führte 16 Runden, bis er mit Problemen an der Benzinzufuhr abfiel. Er kämpfte sich an seine derweil führenden Teamkollegen erneut heran, bis die Benzinpumpe in der 54. Runde endgültig aufgab. Ferrari erkannte schon im Training, daß man ohne die neuen Saugmotoren chancenlos war und zog die Meldung zurück. So war der Rang auf dem Podium frei für Whiteheads privaten Kompressor-Ferrari, der allerdings bereits 3 mal überrundet war. Erstaunlicher 4. Platz für Manzon im sonst äußerst zerbrechlichen Gordini-Zwitter, der wahrhaftig den Hochgeschwindigkeitslauf überstand. Sämtliche Maserati fielen mit Motorschaden aus, die Werks-Talbot überhitzten.

7. WM-Lauf - Monza, 03.09.1950

Na also! Der neue Ferrari zeigte Zähne, auch wenn es zum Sieg noch nicht ganz langte. Farina (im 'upgedateten' Alfa 159) machte die Pace. Ascari jagte ihm nach 14 Runden die Führung ab, nur um kurz darauf mit kaputtem Wagen liegenzubleiben. Gleich hinterher fiel die Entscheidung um die WM, denn Farinas einziger Konkurrent (Fangio) hatte einen Plattfuß und auch ein Fahrzeugwechsel in den Alfa des Gastfahrers Taruffi brachte nichts mehr. Danach war der Italiener ungefährdet, obgleich Ascari (im Fahrzeug von Serafini, der den in Garda verletzten Villoresi ersetzte) mächtig aufholte und mit dem 2. Platz gleich den richtigen Eindruck seiner Leistungsfähigkeit ablieferte. Der 55-jährige Etançelin blieb bis auf den heutigen Tag der älteste Fahrer der WM-Punkte holte. Plate hatte die alten 8-Zylinder Talbots gemeldet (24 Jahre alt!), von denen aber leider keiner am Start erschien. Leider war es das letzte Rennen des großen und beliebten Raymond Sommer, der eine Woche später bei einem F2-Lauf in Cadours ums Leben kam.