Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton lief auch am Freitag in Baku seiner Form hinterher. In beiden Trainings landete er jeweils hinter Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas. Dass der Brite derzeit nicht in Bestform ist, erklärte in Shanghai selbst Mercedes-Boss Toto Wolff. Der ehemalige Formel-1-Boss Bernie Ecclestone schlug in Aserbaidschan nun in dieselbe Kerbe - in seiner gewohnt direkten Art.

"Er scheint nicht der Lewis zu sein, der er vorher war", so der 87-Jährige am Mikrofon des britischen Pay-TV-Senders Sky Sports. Ecclestone, der Anfang 2017 seine Macht über die Formel 1 eher unfreiwillig an Liberty Media abgab, kennt seinen Landsmann seit dessen Anfängen in der Königsklasse gut.

2018 sieht er jedoch einen anderen Hamilton. Ecclestone fürchtet, dass der viermalige Champion seinen Biss verloren haben könnte. "Ich weiß nicht ob nur ich das sehe, aber wenn du mit ihm redest oder siehst wie er sich verhält, ist er nicht mehr der Racer der er einmal war", bringt Ecclestone es auf den Punkt.

Lustlosigkeit angesichts ausbleibender Erfolge sowie daraus resultierende Rücktrittsgerüchte um Hamilton gab es in der Vergangenheit mehrfach. Vor allem 2016, als ihn technische Probleme im WM-Kampf gegen Nico Rosberg immer wieder zurück und zeitweise auch sportlich aus der Bahn warfen. "Vielleicht ist er auch nur von den ganzen Reisen müde und hat die Schnauze von all dem voll", mutmaßt Ecclestone.

Ecclestone wünscht sich Sebastian Vettel als Weltmeister 2018

Für ihn ist Hamilton nach wie vor einer der besten Fahrer. "Er ist immer noch sehr schnell, super talentiert und ein toller Kerl", so der ehemalige F1-Zampano, für den Hamilton unter dem Strich aber nicht mehr die Siegmaschine ist, für die er ihn bisher gehalten hat: "Ich dachte, Lewis kann jedes Rennen gewinnen. Da wurde ich eines Besseren belehrt."

Ungeachtet von Hamiltons Krise wünscht sich Ecclestone diese Saison aber ohnehin einen anderen Weltmeister: "Es wäre schön, Sebastian gewinnen zu sehen, denn er ist ein Kumpel von mir und ich unterstütze ihn immer. Deshalb hoffe ich, dass er den Job erledigen kann." Hamilton selbst hatte trotz der teaminternen Niederlagen gegen Bottas an den vergangenen Wochenenden bekräftigt, nach wie vor voll auf der Höhe zu sein.

Hamilton: Bin auch ohne Siege mit mir zufrieden

Auch in Baku erklärt der Weltmeister, dass sich an seiner Herangehensweise durch die Durststrecke nichts ändert. "Es macht für mich keinen Unterschied, ob ich der Favorit bin oder nicht", so der 33-Jährige. "Verspüre ich den Drang zu gewinnen? Ich genieße den Kampf und alles was dazugehört", fügt er an. "Darum geht es im Motorsport. Es geht nicht nur um die Rennen, die du gewinnst."

In der Saison 2018 waren laut Hamilton trotz enttäuschender Resultate auch Erfolgserlebnisse dabei. "Zum Beispiel Bahrain. Da hat sich der dritte Platz wie ein Sieg angefühlt, wenn du mehrere Positionen gutmachst. Es geht um den Weg dorthin. Erster zu werden ist ein tolles Gefühl, aber es fühlt sich immer besser an, wenn du von weiter hinten kommst."

Ob Hamilton in Baku zu alter Stärke zurückfinden kann, ist nach den ersten Trainings nach wie vor fraglich. In den vergangenen Jahren war der Stadtkurs in Aserbaidschan für den Briten eine Wundertüte. "Baku war für mich definitiv nicht das beste Jagdrevier. Andererseits hatten wir hier aber auch erst zwei Rennen", so der Mercedes-Pilot.