Force India macht der Kraft in seinem Namen zum Auftakt des Formel-1-Wochenendes in Baku endlich mal wieder alle Ehre. Nach einem sehr durchwachsenen Saisonstart mit nur einem Punkt in den ersten drei F1-Rennen 2018 fahren Sergio Perez und Esteban Ocon gleich in beiden ersten Trainings zum Aserbaidschan GP in die Top-10.

Im FP1 erzielt der Mexikaner sogar einen sensationellen dritten Platz, auch der Franzose überzeugt mit P5. Vor allem deshalb beeindruckend, weil Force India gar nicht an der Performance gearbeitet hatte.

Force India im starken ersten Training sogar nur mit Aero-Tests

"In der ersten Session haben wir vor allem Aero-Tests mit beiden Autos absolviert, um einige Entwicklungsteile zu testen. All diese Daten werden uns helfen, mehr über das Verhalten des Autos zu lernen, und, wo wir noch mehr Performance finden können, die uns weiter nach vorne bringt", berichtet Geschäftsführer Otmar Szafnauer.

Im zweiten Training ging es für Force India zwar nicht mehr derart krass weit nach vorne, doch standen mit P7 und P12 noch immer bessere Resultate im Klassement zu buche, als sie 2018 bislang möglich waren. "Wir sind gut in Form. Der Tag war ordentlich. Wir sind durch unser Programm gekommen und haben das Auto verbessert", freut sich Ocon. "Aber wir können über Nacht noch mehr Speed für morgen finden."

Sergio Perez ermutigt: Gefühl im Auto passt jetzt

Ähnlich positiv, ja erleichtert, äußert sich Perez. "Es war ein positiver Tag. Der Kampf im Mittelfeld wird sehr eng, aber ich denke, dass wir konkurrenzfähig sind. Die Arbeit, die wir heute geleistet haben, ermutigt mich. Ich habe jetzt ein gutes Gefühl im Auto", sagt der Mexikaner. Zuvor hatte er sich wie Teamkollege Ocon damit nie recht arrangieren können, vor allem auf der Hinterachse. Der Abtrieb am Heck hatte sich jüngst zum fundamentalen Problem bei Force India aufgeschwungen.

Doch jetzt kann der Rennstall offenbar schon ein Rennen früher als gehofft wieder kämpfen. Perez hält es jedenfalls für möglich, aber nur unter einer Bedingung: "Morgen müssen wir ein perfektes Qualifying liefern, sodass wir für das Rennen weit vorne im Grid stehen."

Force India: Erst jetzt können wir richtig arbeiten

Szafnauer sieht seine Fahrer dafür gut gewappnet. "Es ist klar, dass die Abstände im Mittelfeld sehr klein sind, aber den frühen Anzeichen nach scheinen unsere Autos beide eine gute Chance zu haben, sich morgen in den Top-10 zu qualifizieren. Das Auto scheint jetzt ein bisschen besser zu sein", so der Rumäne.

Doch woher rührt der augenscheinlich Durchbruch bei Force India? Die Erklärung fällt relativ simpel aus: Das Team hat endlich Arbeit nachgeholt, die eigentlich längst erledigt gewesen sein sollte. "Zunächst mussten wir erst einmal alle neuen Teile, die wir im Windtunnel entwickelt hatten, fertigstellen und ans Auto bringen. Sobald wir das endlich geschafft hatten, haben wir dann auch das Auto recht gut verstanden. Mit Fahrer-Feedback aus der echten Welt. Mit Daten, die du auf der Strecke sammelst, und nicht nur aus dem Windkanal und CFD", schildert Szafnauer die Abläufe der vergangenen Wochen.

Schon zuvor hatte der Rennstall in Australien, China und Bahrain die bisherigen Rennen als teilweise Testfahrten bezeichnet. Immerhin hatte der Rennstall bei den regulären Wintertestes in Barcelona noch bei weitem nicht alle Teile an den VJM11 gebracht, die geplant gewesen waren. Im Windkanal allein habe man daraufhin nicht alles erledigen können.

"Da muss die Korrelation passen, sodass du Änderungen starten kannst und diesen Prozess konnten wir erst jetzt durchführen, um das Auto so konkurrenzfähig zu machen, wie es jetzt endlich ist. Aber die Korrelation war echt gut", sagt Szafnauer. "Bei den Testfahrten konnten wir das wie die meisten Teams noch nicht machen, also mussten wir das noch nachholen. Das Auto, was wir jetzt hier haben, hätten wir eigentlich schon bei den Wintertests haben sollen. Von jetzt an lernen wir und können entwickeln."

Mercedes gewährt in Baku leistungsstärkeren Modus

Doch das ist nicht alles. Noch dazu hilft Szafnauer zufolge ein neuer Motor-Modus von Mercedes speziell für Baku. Die Silberpfeile würden ihren Kunden gegenüber in Sachen Performance stets konservative Empfehlungen herausgeben, um die Zuverlässigkeit zu gewährleisten.

Jetzt sei einmal mehr ein Punkt gekommen, an dem Mercedes es für sicher einschätze, einen Modus mit mehr Leistung zu fahren. "Also können wir jetzt einen höheren Modus länger einsetzen. Es ist wie ein längerer Qualifying-Modus, der vielleicht eine Zehntel wert ist, im Qualifying eine halbe", so Szafnauer. Mercedes sei mit entsprechenden Tests auf dem Prüfstand nämlich zufrieden gewesen. Neu sei dieses Phänomen jedoch nicht, sondern schon in den Vorjahren Usus gewesen.