Max Verstappen musste in seiner noch jungen Formel-1-Karriere schon viel Kritik einstecken. So viel wie nach dem China GP allerdings noch nicht. Nachdem er Sebastian Vettel in Shanghai mit einem übermotivierten Manöver abgeschossen hatte, wurde er nicht nur mit Strafpunkten und einer Zehn-Sekunden-Strafe belegt, sondern auch mit Kritik von allen Seiten.

Der vierfache Formel-1-Weltmeister Alain Prost bezeichnete Verstappen bei Motorsport-Magazin.com gar als "absolut nicht WM-reif", selbst von Vater Jos Verstappen kam Kritik am Red-Bull-Piloten. "Das war keine Überraschung, ich habe mit ihm gesprochen und wusste, dass das kommt", sagte Max Verstappen vor dem Aserbaidschan GP in Baku. "Was er gesagt hat, ist normal."

"Von allen auf der Welt ist mein Vater der härteste Kritiker. Wenn ich also damit umgehen kann, kann ich es mit allen aufnehmen", so Verstappen Junior. "Aber das ist gut. Niemand ist perfekt und du kannst dich immer verbessern. Ich höre gerne zu und verbessere mich, wie jeder andere auch. Am Ende des Tages macht diese Situation einen besseren Fahrer aus dir."

Verstappen: Habe nach Vettel-Unfall mit Marko gesprochen

"Ich spreche mit vielen Leuten, hauptsächlich mit meinem Vater. Aber ich habe auch viel mit Helmut [Dr. Helmut Marko] gesprochen, weil er Racing sehr gut versteht. Am Ende des Tages muss ich aber auf mich selbst sehen, weil ich mit vielen Leuten sprechen kann - aber es muss von mir kommen", so Verstappen selbstkritisch. "Ich muss mich selbst verstehen. Aber ich war immer gut darin und habe realisiert, was falsch lief."

Was sich bei der einen Antwort noch sehr selbst-reflektierend und demütig anhört, klingt später schon wieder ganz anders. Nach dem Vettel-Abschuss nun etwas vorsichtiger? "Ich denke nicht, dass ich so rangehen sollte. Es ist die falsche Einstellung, einfach langsamer zu fahren, um ja nichts anzustellen und einfach nur rumzufahren. So bin ich nicht."

"Ich will einfach ich selbst sein und man lernt von Fehlern, aber das bedeutet nicht, dass man langsamer fahren muss", erklärt Verstappen. "Im Gegenteil: Es bedeutet, dass man schneller fahren muss, aber vielleicht mit ein bisschen mehr Kontrolle. Das habe ich daraus gelernt."

Der Lern-Faktor gilt allerdings nur für den Zwischenfall mit Vettel. Den Überholversuch gegen Lewis Hamilton sieht er auch rückblickend als richtig an: "Ich hatte eine faire Chance. Ich hätte aber wohl das Gleiche wie Lewis gemacht. Am Kurvenscheitelpunkt hat er mich etwas nach außen gedrückt, ich bin mit Vollgas auf die Marbles gekommen und sobald du dann korrigieren musst, kannst du das Auto leicht verlieren. Aber es war faires Racing."

"Ich bin nicht hier, um mit dem Auto, das ich zu diesem Zeitpunkt hatte, Fünfter zu werden. Vielleicht wollte ich den Sieg zu sehr, vielleicht hat mich das den Sieg gekostet", analysiert Verstappen. "Man lernt aus allen Rennen, aber aus China vielleicht ein bisschen mehr."

"Aber ich sehe das Positive daran", stellt der Red-Bull-Pilot klar. "Das Rennen selbst war gut, der Start war gut, ich habe gleich zwei Autos überholt. Die Pace war gut, alles war gut. Also ist es kein großes Drama, was da passiert ist. Das Ergebnis war nicht gut, aber man muss sich auch die Stärken ansehen."

Verstappen wie Marquez? "Er hat das nächste Rennen gewonnen..."

Der ein oder andere verglich Verstappen nach dem China GP mit Red-Bull-Kollege Marc Marquez, der zuletzt auf zwei Rädern für viel Kopfschütteln sorgte - sich allerdings später uneinsichtig zeigte. "Naja, er hatte danach ein gutes Rennen, also...", meint Verstappen lapidar. Der Honda-Pilot siegte nach dem erneuten Zwischenfall mit Valentino Rossi beim nächsten Rennen in Austin.

Verstappen allerdings entschuldigte sich unmittelbar nach dem Rennen bei Vettel, zwischen dem Ferrari-Star und dem Red-Bull-Youngster gab es kein böses Blut. "Ich musste mich noch nicht so oft entschuldigen, aber manchmal muss man es einfach. Zuletzt musste ich mich wohl bei Daniel entschuldigen." Beim Ungarn GP 2017 hatte Verstappen Teamkollege Daniel Ricciardo in der ersten Runde abgeräumt.