Für Williams verläuft der Start in die Formel-1-Saison 2018 katastrophal. Vor dem vierten Saisonrennen kommendes Wochenende in Baku steht das Traditionsteam noch immer ohne WM-Punkte da - als einziger aller zehn F1-Rennställe. Die Kritik am Team aus Grove prasselt von allen Seiten auf Williams ein, vor allem in der Heimat England ist das Thema naturgemäß umso größer.

Im Zentrum der Kritik stehen dabei meist zwei Aspekte: Lance Stroll und Sergey Sirotkin. Die Williams-Stammfahrer, beide mit Millionen bis Milliarden schwerem (familiären) Hintergrund gesegnet, werden vor allem genau für diesen hart in die Mangel genommen. Wäre ein Fahrer wie Robert Kubica oder selbst eine weitere Verlängerung mit Oldie Felipe Massa nicht die bessere Wahl gewesen?

Felipe Massa: Geld bei Williams jetzt an erster Stelle

Meinte jüngst zumindest der Brasilianer selbst. "Es stimmt, dass das Team unter der finanziellen Situation litt und ich denke, dass bei ihren Entscheidungen für 2018 das Geld an erster Stelle stand. Das reicht aber nicht, um konkurrenzfähig zu sein", polterte Massa kürzlich in der britischen Autosport. Heißt im Klartext: Massa hält die aktuelle Fahrerpaarung des Williams-Teams für Paydriver, somit auch seinen Ex-Kollegen Lance Stroll.

Auf diesem Vorwurf angesprochen reagiert der junge Kanadier in Baku pikiert, schlägt verbal gegen Massa zurück. "Zuerst einmal ist Felipe nicht hier. Er ist weg, er hat sich zurückgezogen", stichelt Stroll. Immerhin hätte Massa eigenem Bekunden zufolge selbst sehr gerne ein weiteres Jahr bei Williams angehängt, fühlte sich mit den neuen 2017er Aero-Regeln im F1-Auto so wohl wie seit Jahren nicht mehr.

Lance Stroll: Massa nicht meine Referenz

"Und als ich das letzte Mal nachgesehen habe, bin ich eine Position hinter Felipe angekommen", ergänzt Stroll. Was er damit meint? Jedenfalls kann es nicht das letzte F1-Rennen 2017 sein. Das beendete er in Abu Dhabi als Letzter und eine Minute hinter Felipe Massa. Auch das Quali-Duell kann es kaum sein. 2:17 unterlag Stroll Massa 2017. Vielleicht ist es der WM-Stand. Hier schnitt Stroll tatsächlich genau einen Rang und drei Punkte hinter dem Brasilianer ab.

"Aber Felipe nehme ich sowieso nicht als Referenz, ich nehme mich selbst", wehrt sich Stroll gegen jüngst gerne angestellte Spekulationen, was Massa mit dem diesjährigen Williams wohl ausrichten könne. Nicht mehr als er und Sirotkin hatte Stroll bereits zuvor verkündet. Der Grund sei ganz einfach der in Strolls Augen unzulängliche Williams FW41 der Saison 2018.

Stroll: 2018er Williams macht 2017er Ergebnisse unmöglich

"Ich schaue mir an, wo ich zu den gleichen Zeitpunkten im vergangenen Jahr war, als das Auto es noch draufhatte. In China war ich in Q3. In anderen Rennen, vielen Rennen, habe ich Punkte geholt", kommentiert Stroll seine sieben Top-10-Fahrten in 20 Grands Prix. "Es ist also nicht so, dass ich weiß, dass ich es nicht kann. Es ist einfach nicht möglich", meint Stroll. "Es ist gerade ganz einfach das Problem, dass wir mit einem richtig konkurrenzfähigen und guten Rennen P14 oder P13 sind. Letztes Jahr waren wir viele Male noch locker in den Punkten. So sehe ich das."

Massa wird diese Antwort den Medien entnehmen. Nicht jedoch von Stroll selbst - von Angesicht zu Angesicht - vernehmen. Wie der Kanadier in Baku erwähnt, stehen er und Massa seit dessen Aus bei Williams nicht länger in Kontakt. Noch 2017 hatte das Duo lange Zeit auf gute Partnerschaft gemacht, eine Art Lehrer-Schüler-Beziehungen beworben. Doch schon Anfang dieses Jahres führte Stroll all das praktisch ad absurdum, als er sagte, nie wirklich durch Massa gelernt zu haben.

Williams den Problemen auf der Spur - Punkte in Baku?

Um endlich Ruhe zu schaffen brauchen Lance Stroll, Sergey Siroktin und allen voran Williams jetzt vor allem endlich zählbare Ergebnisse. Umso gelegener kommt Baku. Beim Aserbaidschan GP stand Lance Stroll 2017 immerhin auf dem Podium. Dafür wird es 2018 noch einmal mehr Glück als die schon große Portion im Vorjahr brauchen. Doch zumindest Punkte hält Stroll für möglich. "Es gibt keinen Grund, warum wir hier in Baku keine Punkte holen sollten. Wenn wir nicht daran glauben würden, würden wir erst gar nicht herkommen und antreten", erklärt Stroll.

Nicht nur die Einstellung führt der Kanadier als Argument dafür an. Inzwischen erahne Williams, wo die Probleme liegen würden. "Wir hatten jetzt ein paar Wochen Zeit, um einiges zu verstehen. Ich denke dieses Wochenende können wir damit eine etwas andere Richtung mit dem Auto und dem Setup einschlagen, die die Dinge hoffentlich etwas besser machen werden", so Stroll. Zu schaffen macht Williams 2018 vor allem der radikale Konzeptwechsel im Winter, der eigentlich die bisher größte Schwäche - Kurvenspeed - ausräumen sollte. Doch während sich der nicht verbesserte kam es dennoch ein Stück weit zu einem Opfer der bisherigen Stärke, Topspeed.