Der Unfall zwischen Sebastian Vettel und Max Verstappen beim China GP, dem dritten Rennen der Formel-1-Saison 2018 ist das große Thema im Fahrerlager von Shanghai. Motorsport-Magazin.com traf Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko.

Im Exklusiv-Interview gewährt der Österreicher Einblick in seine ganz klare Ansicht zur strittigen Szene rund um den Crash mit dem Ferrari-Piloten. Außerdem liefert Marko seine Eischätzung zu Red Bulls strategischem Kniff in der Safety-Car-Phase und deren Auslöser Toro Rosso.

Motorsport-Magazin.com: Man muss euch beglückwünschen, aber irgendwie gleichzeitig auch Beileid aussprechen. Da wäre mehr drin gewesen.
Dr. Helmut Marko: Warum?

Weil wahrscheinlich ein Doppelsieg möglich gewesen wäre, oder?
Dr. Helmut Marko: Der Doppelsieg wäre möglich gewesen, aber Max war eine Spur zu ungestüm. Dann wieder mit Hamilton, da ist er natürlich richtig aufgeheizt worden. Jetzt haben wir aber endlich einmal bewiesen, welchen Speed das Auto hat. Passt! Und vor allem: Wir haben richtig reagiert [auf das Safety Car, Anm. d. Redaktion]. Hamilton hätte ja auch hereinkommen können. Aber der hätte trotzdem keine Chance gegen uns gehabt, glaube ich.

Marko: Zweiten Stopp schon im Hinterkopf gehabt

Die Strategie hat Red Bull da wirklich als einziges Team richtig hinbekommen. Das muss man heute wirklich sagen. Es war absolut richtig, beim Safety Car reinzukommen. Gab es davor schon diese Überlegung für einen solchen Fall oder war das eine instinktive Entscheidung?
Dr. Helmut Marko: Das haben wir schon im Hinterkopf gehabt.

Dann gab es sensationelle Überholmanöver von Daniel Ricciardo. Man kann ja doch überholen in der Formel 1!
Dr. Helmut Marko: Manche Fahrer können überholen. Max auch, aber da war ein bisschen Pech im Spiel. Vettel ... ich weiß nicht, warum er dann so langsam war. Ist da irgendetwas kaputt gegangen?

Danach war er dann langsam.
Dr. Helmut Marko: Ah, danach war er langsam. Aber vorher auch schon. Max ist ja derartig schnell aufgeschlossen. Irgendwas war da. Dann hat er halt reingezogen.

Red Bull: Verstappen-Unfall mit Vettel ein Rennunfall

Über den Zwischenfall wird man die Tage noch reden müssen. 10 Sekunden Strafe, da finden einige, dass das noch ein bisschen wenig ist. Er hat ja auch einen Weltmeisterschaftskandidaten abgeschossen.
Dr. Helmut Marko: Ich würde sagen, dass es ein Rennunfall war. Etwas am Limit. Aber das wollen die Leute sehen. Ich kann mich nicht erinnern, an so ein spannendes Rennen. Es hat alles gepasst.

Ich glaube wir sind uns einig, was das Talent von Max Verstappen angeht. Das ist unfassbar. Aber jetzt hat er es in den ersten drei Rennen ein bisschen übertrieben oder? Immer so eine Spur übermotiviert ...
Dr. Helmut Marko: Ah, das kommt schon. Irgendwann passts dann. Es ist ja immer nur hauchdünn, dass es funktioniert oder eben nicht funktioniert. Wir sind froh, dass der Speed da ist. Beide Piloten können überholen. Der eine etwas ungestümer. Das ist auch der Altersunterschied.

Auch Toro Rosso crasht in Spitzkehre - Marko: Mehr als unglücklich

Was war eigentlich mit den Red-Bull-Piloten generell in der Spitzkehre los? Verstappen war da ja nicht der einzige, der da ein paar Probleme mit den Bremspunkten hatte.
Dr. Helmut Marko: Ich habe mit Toro Rosso noch nicht gesprochen. Die wollten bestimmt ins Bild kommen.

Man hört, es gab einen Funkspruch von Red Bull, dass man ein Safety Car braucht ... [lacht]
Dr. Helmut Marko [lacht]: Na, Blödsinn.

Nein, bloß Spaß [lacht]. Aber die Szene war natürlich auch ein bisschen unglücklich bei Toro Rosso ...
Dr. Helmut Marko: Das ganze Wochenende war mehr als unglücklich. Also ... Das muss sich in Baku wieder drehen. Aber egal - ich geh' jetzt feiern.

Dann viel Spaß und nochmal herzlichen Glückwunsch zum Sieg.