Lewis Hamilton landete beim Qualifying zum dritten Rennen der Formel-1-Saison 2018 in China wieder nur auf dem vierten Platz. Wie schon in Bahrain musste er sich sowohl dem Ferrari-Duo Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen als auch Teamkollege Valtteri Bottas geschlagen geben. Der Weltmeister fremdelte am Samstag mit seinem Mercedes.

"Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht", war Hamilton von seinen plötzlichen Balance-Problemen überrascht. Am Freitag hatte er noch in beiden Trainings die Bestzeit markiert. Über Nacht war der Silberpfeil für ihn wieder zu Diva geworden. "Am Morgen im FP3 war es schon schwierig. Im Qualifying war es ein bisschen besser, aber auch nicht so wie gestern."

Dabei hatten der Brite und seine Ingenieure am Setup für das Qualifying nichts mehr geändert. "Es war definitiv ein Schock, als sich das Auto auf einmal ganz anders anfühlte, obwohl wir keine Änderungen vorgenommen hatten. Es war nicht wirklich ein Spaß, es zu fahren", sagte Hamilton.

Dabei sah es im Q2 für einen Moment noch einmal so aus, als ob Mercedes sich gegen Ferrari behaupten können würde. Auf dem Soft-Reifen fuhr der 33-Jährige in den Schlussminuten des zweiten Segments vor Bottas Bestzeit. "Ich kann mir das nicht erklären. Auf dem Run hat sich das Auto gut angefühlt, auf allen anderen nicht. Der Reifen war auf irgendeinem Grund einfach anders bei diesem Versuch", erklärte der viermalige Weltmeister.

Im Q3 verlor er auf dem Ultrasoft eine halbe Sekunde auf Pole-Sitter Vettel, fünf Hundertstel fehlten auf den Stallgefährten. "Ich denke, Lewis hatte dieses Mal mit den kalten Temperaturen mehr Probleme", so Mercedes-Teamchef Toto Wolff. "Wir hatten heute wieder ein bisschen mehr eine Diva. Wenn wir beim Reifen den Sweetspot treffen, ist unser Auto großartig. Dieses Mal haben wir ihn aber nicht getroffen."

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem China GP (06:23 Min.)

Hamilton: Ferrari auf einmal überall stark

Im vergangenen Jahr waren kalte Temperaturen, wie sie mit 12 Grad Celsius Außen und 15 Grad Asphalttemperatur am Samstag in Shanghai herrschten, eher ein Problem für Ferrari. "Ihr Auto funktioniert aus irgendwelchen Gründen überall. Es ist seltsam. In Bahrain, wo es sehr heiß war, haben wir sie stark erwartet. Dann waren sie sogar noch stärker", stellte Hamilton fest. "Wie lange das anhält? Ich weiß es nicht."

Hamilton selbst hatte nach seinem vierten Platz in Bahrain Selbstkritik geäußert. "Ich kann nur den bestmöglichen Job machen. Aber ich bin jetzt schon die ganze Woche etwas enttäuscht", so der Mercedes-Pilot, der zugab, dass dieses Mal einfach nicht mehr drin war. "Ich habe mit dem Setup das Beste herausgeholt." Das Setup ist das Stichwort, denn das Konzept des 2018er Mercedes soll laut Wolff nicht das Problem sein.

"Das Auto verliert oder gewinnt nicht von einem Rennen oder einer Session auf die nächste an Speed", so der Österreicher. "Die Basis des Autos ist gut. Es geht nur darum, den Reifen ins richtige Fenster zu bringen. Das ist die ewige Geschichte. Hier war der Reifen bei uns immer zu kalt. Das hat dafür gesorgt, dass wir zu wenig Grip hatten."

China-Strategie: Mercedes wird als Verfolger zum Raubtier

In Bahrain konnte Mercedes dank einer mutigen Strategie den Kampf gegen Ferrari aufnehmen. Wolff kann der Rolle des Verfolgers durchaus Positives abgewinnen. "Das Witzige, wenn man am Samstag geschlagen wird, ist, dass du dadurch zum Löwen wirst, der darauf wartet seine Beute zu attackieren", so der Teamchef. "Dahinter zu sein eröffnet dir Möglichkeiten."

Hatte das Team in Sakhir aufgrund des Getriebewechsels bei Hamilton nur ein Eisen im Feuer, kann es in Shanghai von Beginn an mit beiden Autos planen. "Wir könnten die Strategien splitten", sagte Wolff. Hamilton gibt sich verhalten, wenn es um die Frage geht, wie weit er am Sonntag nach vorne kommen kann: "Das wird schwer. Valtteri und die beiden Ferraris haben gute Longruns gefahren. Um zu überholen, musst du hier eine Sekunde schneller sein."

Die Red Bull, die hinter ihm aus der dritten Reihe beide auf Ultrasoft ins Rennen gehen, vermag Hamilton nicht einzuschätzen: "Soweit ich weiß, sollten sie uns keine Sorgen bereiten. Aber ich habe ihren Longrun nicht gesehen. Deshalb weiß ich nicht, wie sie auf Ultrasoft sind. Sie fahren wohl eine Zweistopp-Strategie. Die Frage ist, ob wir und Ferrari zwei oder einen Stopp machen."