Toro Rosso, Honda und Pierre Gasly. Das war am Sonntag noch die große Geschichte der Formel 1. P4 in Bahrain, für den Rennstall ein Märchen in der Wüste von Sakhir. Doch keine Woche später scheint das F1-Team aus Faenza in Shanghai zurück auf dem Boden der Tatsachen. In den ersten Trainings zum China GP reicht es weder für Gasly noch Kollege Brendon Hartley für die Top-10.

Vor allem im zweiten Training als die Rundenzeiten insgesamt gegenüber dem Vormittag weiter fallen, verliert Toro Rosso an Boden. Gasly verliert als Zwölfter fünf Zehntel auf den besten Piloten, der nicht Mercedes, Ferrari oder Red Bull fährt. Bei Hartley (P15) ist es gut eine Sekunde.

Shanghai-Novize Gasly: Allein von mir kommt mehr Pace

"Wir hatten heute etwas mehr zu kämpfen als vergangene Woche", sagt der Held von Bahrain, Pierre Gasly nach dem Trainingsauftakt in China. "Aber ich habe mich im Auto gut gefühlt, das Potential ist schon noch da", ergänzt der französische F1-Youngster von Toro Rosso. In der ersten Session musste Gasly als Shanghai-Novize den Kurs in Form des chinesischen Schriftzeichens Shang ohnehin erst einmal nur kennenlernen.

"Deshalb denke ich, dass ich von meiner Seite aus noch etwas Zeit finden kann. Ich weiß sogar, dass ich das kann wenn ich mir die Daten anschaue. Da kann ich selbst noch mehr Pace finden", kündigt Gasly einen automatischen Sprung nach vorne an. Doch gelte dasselbe für den Toro Rosso STR13. "Wir haben noch nicht alles aus den Reifen herausgequetscht", schildert Gasly. "Die Balance ist aber noch nicht so gut wie vergangene Woche", berichtet der Franzose.

Toro Rosso in China zurück in der Realität

"Gut ist die Performance aber noch immer", so Gasly weiter. Heißt: Kein Drama mehr wie in Australien. Dort hatte sich der Youngster als Letzter qualifiziert. Insgesamt befinde sich Toro Rosso weit entfernt von der prekären Melbourne-Lage, aber auch ein Stück weit von der Topform in Bahrain. "Jetzt sind wir mehr da, wo wir uns eigentlich auch erwartet hatten. Also knapp außerhalb der Top-10 um P11, P12", so Gasly zu Motorsport-Magazin.com.

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem China GP (06:23 Min.)

"Wenn wir dann nur noch ein paar Zehntel finden, sind wir dann schon in den Top-10. Das hatten wir erwartet. Melbourne war schwieriger, Bahrain deutlich besser als gedacht. Dieses Wochenende sind wir eher da, wo wir wirklich sind." Renault habe Toro Rosso in China aber überrascht. "Die sind ziemlich schnell hier, schneller als wir dachten", sagt Gasly. "Wir müssen also noch etwas Performance finden, morgen wir schneller sein."

Pierre Gasly geschockt von Shanghais Schneckenkurve

Dann sieht der Toro-Rosso-Pilot auch das Werksteam nicht außer Reichweite. "Die Sache ist einfach die, dass es eben so eng ist, dass du sofort zurückfällst, wenn du nur ein, zwei Zehntel verlierst. Deshalb müssen wir morgen alles zusammenbekommen", fordert Gasly volle Power von seinem Team.

Das Potential beziffert der Franzose dann sogar auf mehr als nur ein, zwei Zehntel. "Wir können noch viele kleine Dinge verbessern, die zusammen einen großen Unterschied für die Rundenzeit machen. Drei bis vier Zehntel können wir holen", sagt Gasly. Wo? Vor allem in den langsamen Ecken. Dort war Toro Rosso in Bahrain noch exzellent unterwegs gewesen. In China nicht. "Denn hier sind die Kurven viel länger, wie zum Beispiel Kurve eins. Da war ich beim ersten Mal echt geschockt. Ich habe gelenkt und gelenkt und gelenkt", schildert Gasly Motorsport-Magazin.com sein erstes Kennenlernen der berühmten Schneckenkurve von Shanghai.

Hartley & Gasly bauen auf Toro-Rosso-Vorteil mit Reifenabbau

"Das belastet die Vorderreifen extrem. Momentan kämpfen wir in diesen Kurven einfach mehr als normal", so Gasly. Am Abbau der Reifen liege das jedoch nicht. " Wir sind weniger durch den Abbau als die Balance eingeschränkt. Wir haben weniger Reifenabbau als die anderen", sagt Gasly sogar. "Die Position in der Startaufstellung zählt immer viel, aber auf einer Strecke wie dieser, wo der Abbau hoch ist, können die Teams vorne links zu kämpfen bekommen. Bei uns sieht das aber ziemlich gut aus verglichen mit allen anderen", bestätigt Teamkollege Hartley.

"Das ist vielversprechend für das Rennen", sagt Gasly, der den Toro Rosso eigentlich eher im Qualifying stärker einschätzt. Insgesamt - und da ist sich nicht nur bei Toro Rosso, sondern auch Renault, McLaren, Haas und Force India so gut wie jeder einig - werde auch der China GP im Mittelfeld vor allem eines: eng, eng und nochmal eng.

Es wird eng, super eng

"Es ist ganz klar, dass wir wieder in diesem sehr engen Mittelfeldkampf sind. Um uns herum sind zwei, drei Teams ganz nah. Aber wenn wir über Nacht die richtigen Setupanpassungen vornehmen, können wir sicher ein weiteres tolles Ergebnis fürs Team einholen. Ich hatte ja noch keins, aber wir können auf jeden Fall die Pace haben, um auch zwei Autos in die Punkte zu bekommen", versichert Hartley.

"Es wird super eng morgen", bestätigt Gasly. "Wenn du dir Force India und McLaren anschaust - das sind zwei Zehntel." Doch blickt der Franzose ohnehin viel lieber auf die Franzosen, sprich Renault. Stichwort drei, vier Zehntel aufholen. Gasly: "Wenn wir die finden, sind wir direkt hinter den Renault. Da sollte wir sein!"