Das Finish zwischen Sebastian Vettel und Valtteri Bottas beim Formel 1 Grand Prix von Bahrain war denkbar knapp. Anfangs der letzten Runde war der Mercedes-Pilot in Schlagdistanz zum Ferrari, setzt jedoch nicht den entscheidenden Angriff. Formel-1-Chef-Überholer Daniel Ricciardo kann das nicht verstehen.

"Ich habe mir das Ganze angeschaut und war so... "bring das Manöver! Go, go, go, go!" Die Fans wollen es natürlich auch sehen, aber er hat es nicht gemacht", erzählt der Red-Bull-Pilot in China, wie er die Schlussrunden des Rennens am letzten Sonntag erlebte. Er selbst hatte seinen Boliden in der zweiten Runde mit einem Defekt abstellen müssen.

Ist Ricciardo im Rennen, sorgt er zumeist selbst mit konsequent vorgeführten Überholmanövern für Action. Seiner Natur entsprechend kann er sich nicht vorstellen, dass er in Bottas' Position von einer Attacke abgesehen hätte. "Also ich hätte zumindest versucht zu gewinnen, definitiv" so der Australier.

Formel 1 2018: Rennanalyse Bahrain GP (25:11 Min.)

Ricciardo verteilt im Kampf um den Sieg keine Geschenke

"Vielleicht dachte sich Valtteri, dass er ihn in Kurve vier noch bekommen kann. Aber für mich ist es so, dass du immer die erste Möglichkeit ergreifen musst. Wenn du dich verbremst und weit gehst, wirst du immer noch Zweiter", sagt der aufgrund seines aggressiven Zweikampfverhaltens mit dem Spitznamen Honigdachs bedachte Ricciardo.

"Ich will ihm natürlich nicht alle meine Tipps verraten. Aber ich würde mich damit nicht gut fühlen. Wenn es um einen Sieg geht, kannst du dich nicht zufriedengeben. Zumindest ich bin nicht so gestrickt", fügt er an. Bottas selbst hatte gleich nach dem Rennen erklärt, weshalb er von einer Attacke absah.

Bottas lässt Kritik kalt

"Bevor er zu bremsen begann, richtete er sein Auto so aus, dass ich sehen konnte, dass er meinen Angriff erwartete und bereit war, mich zu blocken", so der Mercedes-Pilot, dem ein Angriff in dieser Situation schlichtweg als zu riskant erschien: "Du hättest es natürlich trotzdem versuchen und es auf eine Berührung oder einen Unfall anlegen können, aber ich war einfach ein paar Meter zu weit weg."

Neben Ricciardo gab es im Fahrerlager mehrere Stimmen, die Bottas mangelnde Aggressivität vorwarfen. Den Finnen kümmert das nicht. "Das ist für mich kein Problem. Kommentare von außerhalb beeinträchtigen mich nicht. Ich habe mir alles selbst nochmal angeschaut und würde nichts anders machen, wäre ich noch einmal in der Situation", gibt er sich abgeklärt.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff gab ebenfalls nichts auf die kleine Stichelei von Ricciardo. "Das sind normale Psychospielchen. Es ist ganz normal, dass die Piloten sich untereinander ein bisschen necken. Um die richtige Entscheidung zu treffen, muss man aber selbst im Cockpit sitzen", so der Österreicher. "Wir vertrauen Valtteri, er hat sich auch im letzten Jahr gut gemacht."